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Der Kuss Des Kjer

Der Kuss Des Kjer

Titel: Der Kuss Des Kjer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ja nicht wissen, dass sie damit genau das tut, was ich will! Das Lächeln erlosch. Aber ich kann sie nicht allein gehen lassen, die Gefahr, dass sie jemandem die Wahrheit sagt, ist zu groß - genauso wenig kann ich von einem der anderen erwarten, dass er sie in das Seuchenhaus begleitet. Er ließ den schwarzen Schopf gegen die Zinne in seinem Rücken fallen. Es bleibt mir nichts anderes, als selbst mit ihr zu gehen. - Die Wahrscheinlichkeit, dass sie oder ich uns bei den Kranken anstecken, ist vermutlich kaum größer, als dass wir uns die Seuche irgendwo auf der Straße holen. - Und wenn wir Turas nicht bis drei Tage nach dem Ährenfest erreicht haben, ist mein Leben ohnehin verwirkt.
    Wieder richtete er den Blick zur im Dunkeln verborgenen Höhlendecke. Und wenn es doch einen Weg aus dieser Falle gibt? Nach dem, was er über Cavallin wusste, durchzogen uralte Stollen und Belüftungsschächte den Berg um die Stadt herum.
    Vielleicht gelang es ihnen, hier einen anderen Ausweg zu finden, einen Felsspalt, der an die Oberfläche führte. - Auch wenn es eigentlich unverantwortlich war, Cavallin zu verlassen, solange sie nicht ausschließen konnten, dass sie die Krankheit damit vielleicht aus der Stadt herausschleppten.
    Tief unter ihm erklang ein gellender Schrei. Lauschend hob er den Kopf und sah hinunter. Nach einem kurzen Moment tanzten in einer der Gassen ganz in der Nähe von Faderas Haus mehrere Lichter. Ein Frösteln rann über seine Glieder. Fühlt sich so eine Maus in der Falle?
    Dampfspiralen stiegen träge über dem heißen Wasser auf. Mit einem leisen Seufzer glitt Lijanas tiefer in die wohlige Wärme und schloss die Augen. Ihr erster schöner Tag seit fast einer Woche hatte ein jähes Ende gefunden, kaum, dass sie am frühen Abend in die Herberge zurückgekommen waren. In ihrer Kehle saß immer noch der Kloß, der sich dort eingenistet hatte, als Fadera ihnen die Nachricht verkündet hatte: Eine schreckliche Seuche grassiere in den Mauern von Cavallin und die Tore würden geschlossen bleiben, bis die Krankheit besiegt und die Gefahr gebannt war.
    Trotz des heißen Wassers überlief sie ein Schaudern und sie ließ sich bis zum Kinn hineinsinken. Sie hatte so etwas schon einmal erlebt. Es war in ihrem letzten Winter als Lehrling gewesen, als in einer Stadt westlich von Anschara das graue Fieber gewütet hatte. Sie hatte ihren Meister zusammen mit einem anderen Lehrling dorthin begleitet und das Patientenbuch geführt, in dem jeder Krankheitsfall und seine Behandlung peinlich genau verzeichnet worden war. Ich weiß, was zu tun ist, und könnte Cavallins Heiler unterstützen, aber nein - dieser herzlose Mistkerl verbietet mir, zu hel fen! Sie zog den Waschfleck unter Wasser, knüllte ihn grausam zusammen und glättete ihn wieder. Vielleicht ist er zugänglicher, wenn er zurückkommt. Er war so wütend, weil er jetzt hier festsitzt ... Ich werde ihn noch einmal fragen, wenn er wieder da ist. - Und wenn er es immer noch nicht erlaubt? Sie kniff die Augen zusammen. Dann werde ich Mittel und Wege finden, ihn dazu zu zwingen!
    Entschlossen tauchte sie unter, griff anschließend nach der bereitgelegten Seife und schnupperte daran. Herrlich, dieser feine Duft nach Früchten und Gewürzen. - Ob er so etwas häufiger tut, für eine Frau einkaufen? Vielleicht hat er ja eine Geliebte - oder ist am Ende sogar verheiratet. - Warum erschreckt mich der Gedanke so? - Die Ärmste kann einem leidtun, wenn er sich bei ihr genauso aufführt, wie er es mir gegenüber tut. Sie rieb die Seife über den Waschfleck und verteilte den cremig weichen Schaum auf ihrem Körper. Als sie sich abspülte, entdeckte sie die weiße Stelle auf der Haut. Sie befand sich auf der Innenseite ihres Unterarms und war nicht größer als eine Silbermünze - und sie war sich sicher, dass sie gestern noch nicht dagewesen war. Lija, nas strich die feinen Wassertropfen weg und hob den Arm ins Licht. Die Haut schimmerte an dieser Stelle silbrig weiß, beinah wie winzige Schuppen. - Was auch immer es war, selbst heftigstes Schrubben ließ es nicht wieder verschwinden. Ein entsetzlicher Gedanke ließ ihre Kehle trocken werden: War das ein Anzeichen der Seuche? Hatte sie sich bereits angesteckt? War es in der Stadt geschehen? - Nein! Unmöglich! Keine Krankheit, wie bösartig sie auch sein mochte, konnte sich innerhalb so kurzer Zeit in einem Körper ausbreiten. - Und hatte Fadera nicht gesagt, dass die Kranken hohes Fieber hätten und nichts mehr bei sich

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