Der Kuss des Lustdämons
Jade.“
Celice musterte den Mann, der seine Brille abnahm und auf sie zukam. Er war einen Kopf größer als sie, aber ein wenig kleiner als Henry. Als er ihre Hand ergriff, zuckte es durch ihren gesamten Körper. Diese schwarzen Augen. Sie kannte sie. Und wie hieß er noch? Jade? Verwirrt musterte sie sein Gesicht. Er ist ein Krieger , schoss es ihr durch den Kopf. Die Furcht, die sie vor ihm empfunden hatte, verschwand und wurde von Nachdenklichkeit verdrängt. Sein Händedruck hatte etwas Warmes, Liebevolles. Doch sein Äußeres blieb eine Mauer. Ein kühler Mann wie er und eine heißblütige Frau wie Missy zusammen auf einem Foto, das war der perfekte Kontrast. Sie hatte die Bilder schon im Kopf.
„Leider müssen wir das Studio wechseln.“
„Wieso das denn?“ Kyras schrille Stimme ließ Celice zusammenzucken.
„Weil Fräulein Oberzicke das Ruder für den Kahn übernommen hat“, mischte sich Terry ein.
„Was?“ Kyras blaue Augen sprühten Flammen. Sie würde gleich was Dummes tun.
„Wir gehen jetzt einfach woanders hin und gut ist. Ich hab keine Lust auf den Kindergarten“, zischte Celice und riss ihre Freundin am Arm zurück. „Du sagt mir immer, die ist es nicht wert, dass man mit ihr streitet. Also gehen wir!“
Kyra brummte zerknirscht und senkte den Blick.
„Dann Studio 5b, das ist genauso groß“, sagte Terry. Kyra versuchte sich zu fassen, aber die Wut war ihr noch immer ins Gesicht geschrieben. Celice nickte Terry zu und er ging vor, während sie ihre Freundin anstieß, die mit einem Schmollmund ihre Tasche aufhob und hinterherwackelte. Missy nahm sie tröstend in den Arm.
Jade lief schweigend an Celice vorbei. Er zog eine Wolke Tabak mit Cognacnote hinter sich her. Schwindel hämmerte in ihrem Kopf. Woher kannte sie das nur? Celice war sich sicher, sie war diesem Mann schon mal begegnet. Doch wo? Nachdenklich griff sie ihre Fototasche und hing sie sich über die Schulter.
Jade hatte sich Celice völlig anders vorgestellt. In seinem Kopf war eher das Bild einer kleinen verschüchterten Hausfrau gewesen. Dass sie Fotografin war, hatte ihn schon überrascht. Aber jetzt diese gut gebaute Frau zu sehen, da fehlten ihm tatsächlich die Worte. Ihre Stimme war ja schon an der Hotline wie ein Engel herübergekommen. Doch ihr Äußeres komplettierte das Bild. Sie war einen Kopf kleiner als er. Blonde gelockte Haare, grüne Augen und ein Lächeln wie eine Fee. Seine Lenden begannen zu zucken. Zum ersten Mal spielte sein Körper ein anderes Programm ab als er geplant hatte. Er durfte sich diese Schwäche nicht anmerken lassen. Jade fühlte ihren Blick in seinem Nacken. Sie ahnte etwas, aber ihr Innerstes wollte die Lösung des Rätsels nicht preisgeben. Ein gutes Zeichen.
„So, da wären wir.“ Der Typ mit dem Hawaiihemd öffnete eine schwere Stahltür, die in ein Studio führte. Direkt neben der Tür befand sich der Hauptschalter. Nachdem der seltsame Kerl ihn umgelegt hatte, erstrahlten die Scheinwerfer. Das war also der Käfig, in dem er seine Chance bekam, auf sie einzuwirken. Celice rauschte an ihm vorbei und machte sich am Stativ zu schaffen. Der weiße Hintergrund blendete durch das Licht unangenehm.
„Ihr geht am besten da hinten in den Garderobenbereich. Da könnt ihr euch umziehen. Ich werde euch dann für die Fotos schminken.“ Aha, der Typ war also von der Maske.
„Eine Sekunde, ich möchte vorher noch mit euch sprechen. Damit ihr versteht, worum es hier geht“, hielt Celice sie noch einmal zurück. Na super, auf lange Reden hatte Jade überhaupt keine Lust. Er verschränkte die Arme samt Tasche vor der Brust und erwartete seinen Redeschwalltod durch die Fotografin.
„Wir werden hier heute erotische Fotos schießen. Ich will nicht, dass ihr euch komplett auszieht, es geht um die Posen, die Gesichter, die Ausstrahlung. Ich möchte, dass man euer Begehren füreinander auf den Fotos sehen kann. Wir werden natürlich kleine Tricks mit Licht und anderen Hilfsmitteln anwenden, um euch gut in Szene zu setzen. Die erste Einstellung wird zum Thema dämonische Anzugskraft sein.“ Celice lächelte verhalten. War’s das schon? Oder doch nur die Ruhe vor dem Sturm? „Wie ich sehe, so viel müssen wir mit euch gar nicht mehr machen.“ Sie zwinkerte in Richtung der Frauen. „Aber dich werden wir noch ein bisschen herrichten.“ Jade blickte nach oben und verzog den Mund gezwungen. „Dann mal ab in die Maske mit euch. Terry weiß schon, was ich möchte.“
Die beiden
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