Der Kuss des Lustdämons
Seufzend setzte sie sich auf einen Stuhl in dem unbeleuchteten Teil des Studios. Wenigstens für ein paar Minuten wollte sie die Stille genießen.
Celice schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und ließ das Schweigen auf sich wirken. Sekunden später ging die Tür krachend auf.
„So, also. Die Garderoben sind da hinten, die Models können sich dort bequem umziehen. Lou, bitte kümmer dich darum, dass die Mädels umwerfend aussehen.“
Jeanine! Mit einer ganzen Mannschaft im Schlepptau! Mindestens zehn Models aus verschiedenen Ländern, Maskenbildner Lou und Joe von der Lichttechnik. Was sollte das? „Ich möchte einen reibungslosen Ablauf. Kein Gedrängel! Ich sage, wer zuerst dran ist.“
„Moment mal, was wird das hier? Dieses Studio wurde auf meinen Namen gebucht!“
Jeanine drehte sich grinsend um. „Tja, da hast du wohl Pech gehabt. Jetzt bin ich hier und ich habe die offizielle Erlaubnis von oben.“
Das war ja so klar gewesen. Ein bisschen Heulen beim Tantchen und schon lief alles wie geschmiert. Celice stand regungslos im Raum, während Jeanine ihre Leute herumdirigierte. Sie drehte sich zu ihr. „Sitzt du nur rum und drehst Däumchen? Wo sind denn deine Models? Ich habe im Gegensatz zu dir auch wirklich was zu tun. Also verkrümel dich und lass mich arbeiten.“
Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Mit großen Schritten und jeder Menge Wut im Bauch verließ Celice das Studio, nachdem sie ihre Kamera abgebaut und in der Tasche verstaut hatte. Die Tür krachte schwer hinter ihr ins Schloss. Celice verharrte eine Weile mit dem Rücken dazu. Warum konnte nicht einmal was glatt gehen?
„Hey Celice, kann es los gehen?“ Eine tiefe Baritonstimme riss sie aus ihren Gedanken. Terry war gekommen, dann würden die anderen auch nicht lange auf sich warten lassen. Mit vorgeschobenem Kiefer blickte sie auf und ließ die Tasche zu Boden sinken.
„Ähm, es gibt ein kleines Problem. Wir müssen das Studio wechseln. Jeanine hat mit einer ganzen Mannschaft zugeschlagen und mich rausgeworfen.“ Celice ließ die Schultern hängen und seufzte. Terry trat direkt vor sie hin und verschränkte seine Arme.
„Ach, die kleine Göre? Die hat mich vorhin bestürmt ob ich für ihre Models die Maske mache. Aber wir hatten uns ja schon verabredet. Und ich denke, ich arbeite lieber mit dir zusammen.“ Er zwinkerte ihr aufmunternd zu. Auf Terry konnte sie sich verlassen.
„Was hast du denn da für einen Fetzen an? Ein Hawaiihemd und Shorts?“ Sie schmunzelte, während sie an seinem Hemd zupfte.
„Hey, es kommt schließlich auf meine Hände an und nicht auf meine Klamotten, Baby.“
Celice lächelte ihn an. „Soll das eine Anmache sein? Du weißt, ich würde sofort ja sagen.“ In seinen braunen Augen funkelte es. „Vergiss es, oller Charmeur.“ Celice boxte ihm gegen den Arm.
„Vergiss du lieber den Hornochsen und die Ziege. Du hast was viel Besseres verdient.“
Scherzhaft griff sie in sein schwarzes Haar und wuschelte es durch.
„Ja, komm. Ich steh auf Streicheleinheiten. Kannst ruhig härter zupacken.“
Mit einem verschüchterten Lächeln ließ sie ihre Hand sinken.
Er lachte lauthals. „Ach guck mal, ich glaube unsere Models sind im Anmarsch.“ Terry deutete mit seinem Kopf in den Gang.
Celice hatte ein komisches Gefühl, als sie Leute mit Sporttaschen auf sich zukommen sah. Kyra war gut gelaunt in ein Gespräch mit einer Frau vertieft. Das musste Missy sein. Einige Schritte dahinter kam ein riesiger Typ im Ledermantel auf sie zugestapft. Der sah aus wie ein Drogendealer mit seiner Sonnenbrille und den großen Schnallenstiefeln. Gänsehautfaktor! Ungläubig starrte sie das Dreiergespann an.
„Celice!“ Über das ganze Gesicht strahlend ließ Kyra ihre Tasche fallen und kam auf sie zugerannt. Stürmisch umarmte sie ihre Freundin. „Der Typ ist gruselig, aber Missy meint, er wäre genau das, was du für die Fotosession brauchst“, wisperte sie und kicherte.
Celice gab ihr insgeheim Recht. Die beiden hatten wirklich eine beeindruckende Wirkung.
„Hallo“, sie räusperte sich. „Ich bin Celice Julien, die Fotografin. Freut mich, euch kennenzulernen.“ Sie bot Missy die Hand, die lächelnd zugriff. Ihr Lackkorsett knisterte. Unsicher schaute Celice zu dem Fremden, den eine beängstigende Aura umgab.
„Hallo, ich bin Missy. Ich schätze, Kyra hat dir schon von mir erzählt. Und das hier“, damit trat sie einen Schritt beiseite, „ist mein bester Freund
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