Der Kuss des Lustdämons
Gesichter.“
Nun musste Celice selbst lachen. „Hör auf zu schnattern Süße, wir haben was vor. Also komm in die Puschen und versuch die Leute aufzutreiben. Bis später dann! Ja, Bussi!“ Sie schmatzte ins Telefon und legte kopfschüttelnd auf.
Kyra war hellauf begeistert und wieder in Tratschlaune gewesen. Aber dafür war keine Zeit. Terry von der Maske musste bereitstehen, das Studio informiert und die Garderoben vorbereitet werden. Außerdem würde sie im Archiv noch Klamotten auftreiben.
Celice hatte schon genaue Vorstellungen von den Bildern. Die Hintergründe würden später mit dem Computer eingebaut werden. Dafür war Leon der Experte. Doch das würde Überzeugungsarbeit kosten. Sie seufzte. Hoffentlich hatte Jeanine ihn sich nicht schon gekrallt. Die würde mit Sicherheit auch darauf spekulieren.
„Ich schaffe das, ich kann das! Niemand kann mich aufhalten!“, sagte sie gebetsmühlenartig vor sich hin, um ihre neuen Energien nicht gleich wieder zu untergraben.
Jade hatte sich die ganze Nacht lang den Kopf zermartert. Ja, er hatte Missy sitzen lassen. Er hätte auch nicht noch mal zurückgehen können, nach dem, was ihm der Dämon gesagt hatte. Solche Kämpfe konnte er nur mit sich selbst ausfechten. Sicher, sie war eine Mitarbeiterin in der Firma und wusste Dinge, die sie niemals hätte erfahren dürfen. Auch hatte sie dank ihm Zugang zu den oberen Etagen. Mit der neuen Hypnosetechnik aber war sie nicht vertraut. Sie arbeitete an der klassischen Hotline, die sich in den beiden unteren Etagen der Firma befand.
Er und Missy waren schon seit Schulzeiten miteinander befreundet und daher war sie auch der einzige Mensch, mit dem er reden konnte. Trotzdem hatte sie keine Ahnung, wer oder was wirklich hinter der Firma „Erotische Träume“ stand. Das wusste nicht mal er selbst richtig. Von seinem Vater hatte er erfahren, dass im Bereich der Gehirnmanipulation an die fünfzig Mitarbeiter tätig waren. Auf den Fluren dieser Abteilung herrschte Totenstille, die Stahltüren schlossen jedes Geräusch hinter sich ein. Man begegnete sich nie und so kam es auch nicht zu Gesprächen. Jade hatte deshalb oft das Gefühl, er wäre der Einzige in der Firma, obwohl in jedem der zwanzig Räume seiner Etage mindestens eine Person für die Hotline arbeitete.
Der Horizont war in ein sandiges Blau getaucht. Die Morgensonne reflektierte matt auf dem Schwarz seines Ledermantels. Nervös fuhr er sich durch die Haare und stützte sich auf der Brüstung des Daches ab. Die Autos wirkten wie Ameisen, die sich in den Spuren hin und her bewegten. Straßengeräusche drangen unterdrückt nach oben.
Jade wusste, er musste das mit Missy wieder in Ordnung bringen. Ohne sie hatte er keine Chance, an Celice heranzukommen. Er klatschte mit den Handflächen auf den Stahl und wandte sich zum Treppeneingang, der sich in der Mitte des Dachs wie ein kleines Häuschen vom Boden abhob.
In dem Moment erklang leise Frederic Chopins Trauermarsch. Er zog das Handy aus der Innentasche seines Mantels.
„Wenn man vom Teufel spricht!“, entfuhr es ihm. Er drehte sich um, lehnte sich an das Häuschen und machte sich auf eine Standpauke gefasst. „Hi, Missy! Wie? Jetzt? Sofort?“ Er winkelte ein Bein an und griff sich ins Haar. „Ob ich das schaffe? Ja klar, kein Problem. Aber ist das nicht alles ein wenig übereilt? Ich meine, die hat uns beide doch noch gar nicht gesehen. Muss man da nicht erst ein Vorgespräch oder so was führen?“ Er lachte. „Ja ich weiß, dass es um Fotos und nicht um eine Sado Maso-Session geht. So viel ist mir auch klar.“ Jade verdrehte die Augen. „Warum ausgerechnet das? Ach komm schon, Missy. Muss das sein?“ Er stöhnte. „Ja, ich weiß, dass ich dir noch was schuldig bin wegen gestern. Es tut mir auch leid. Nein, ich will das jetzt nicht ausdiskutieren. Na schön, ich werde mal im Kleiderschrank kramen. Du machst mich schwach!“ Jade ächzte. Diese Frau schaffte es immer wieder, ihn kleinzukriegen. „Nein, keine Chance! Du weißt, dass ich nicht auf diese Spielchen stehe.“ Er hielt das Telefon von seinem Ohr weg. Ihr dämonisches Lachen gellte aus dem Hörer. Jade schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Gut. Wo wollen wir uns treffen? Ach so, sie holt uns hier ab? Wo bist du denn gerade? Ich war die Nacht auf dem Dach und habe nachgedacht. Nein, alles in Ordnung.“ Was für eine Lüge! Dass sie ihm das nicht abkaufen würde, war klar. „Mach dir keinen Kopf, Missy, ich komm schon klar.“ Tja,
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