Der Kuss des Lustdämons
zurückzudrehen. Niemand von uns hat das.“ Damit öffnete sie ihre Hand und ließ eine Seerose darin aufkeimen und erblühen. Die Wurzeln wuchsen durch ihre Fingerzwischenräume bis hinab zum Boden. „Wir haben die Macht, Naturgesetze zu manipulieren. Und doch brauchen wir die Energie der Menschen, um am Leben zu bleiben. Denn viele von uns haben es nicht geschafft, allein durch Meditation die nötige Kraft zu tanken. Wenn wir zu viel davon verlieren, dann könnten wir unsere Seelen nicht mehr zusammenhalten. Wir würden in der Finsternis vergehen. Wir bezahlen einen hohen Preis um zu leben. Man nennt uns Energievampyre, oder auch Manipulierer der Materie.“
Nun wurde Jade einiges klar. Dieser ganze Hypnose- und Dämonenscheiß war nur dazu da, um Energie zu sammeln, durch welche diese Wesen überleben konnten. Innerlich musste er über das Lügenkonstrukt lachen, das gerade vor ihm zerbrach. So viel zum Thema, diese Firma sei auf das Wohl der Welt bedacht. Am Ende waren ihre Kräfte doch nur Spielereien. Jade fühlte, dass seine Eltern gar nicht in der Lage waren, irgendetwas in dieser Welt zu verändern. Der ganze Laden war vollgestopft mit verdammten Amateuren, die sich mit dem Siegel der Profiliga ausgestattet hatten. Lächerlich! Stellte sich nur die Frage, wer war die Profiliga? Und würde es ihnen gefallen zu sehen, wie ihnen da jemand ins Handwerk pfuschte? Plötzlich entsann er sich Alessandros Worte. Eine Ahnung schälte sich aus seinem Inneren.
„Was hat mein Dämon mit euch zu tun?“, platzte es aus ihm heraus, als sich sein Vater abwandte, um zu gehen. Lilly erhob mit einem Aufschrei die Hand zum Mund, ihr Licht wurde schwächer. Richard wandte sich Jade wieder zu und sah ihn überrascht mit seinen Kristallaugen an. Treffer! Versenkt.
Jetzt gab es keine Ausreden mehr. Der Alte senkte die Schultern. Jade konnte spüren, wie die Mauer aus Hartherzigkeit zerbröckelte, hinter der sich „die Mumie“ versteckte, solange Jade zurückdenken konnte.
„Also. Was ist mit Alessandro?“
Lilly suchte schutzsuchend den Blick ihres Mannes, doch der hatte ihn zu Boden gerichtet.
„Es ist an dir, ihm die Wahrheit darüber zu sagen, meine Liebste“, sagte er.
Jade fühlte zum ersten Mal eine emotionelle Welle zwischen seinen Eltern, die mit Enttäuschung erfüllt war. Lilly drehte sich mit dem Rücken zu ihm und senkte das Kinn. Warum wollte sie ihm nicht in die Augen sehen? Jade ahnte, die Antwort würde ihm nicht gefallen.
„Alessandro ... er ist jener, der mich zu dem machte, was ich bin. Und ich ... ich habe ihn verraten.“ Ihre Stimme zitterte wie die Saite einer Harfe.
Nach einer traumlosen Nacht fühlte sich Celice richtig ausgeschlafen. Sie kuschelte sich tiefer unter die Decke und sog den Duft der letzten Nacht ein. Diesen ungezwungenen Sex hatte sie nach der langen Enthaltsamkeit gebraucht. Und Jade war ein bewundernswerter Mann. Er sah nicht nur gut aus, sondern war auch ein fantastischer Liebhaber. Kaum zu glauben, dass er sich überhaupt für sie interessiert hatte. Das Brennen zwischen ihren Schenkeln und dieses Glücksgefühl in ihr sagte ihr, dass sie noch lange davon zehren würde. Und dennoch, ihre Seele vermisste etwas. Vor ihr erschien das lächelnde Gesicht von Henry. Seltsam, dass sie ausgerechnet jetzt an ihn denken musste. Letzte Nacht war er ihr so fern gewesen wie schon lange nicht mehr. Doch nun sah sie unentwegt seine Augen, Grübchen und die Lachfältchen. Hörte das denn nie auf?
Nachdenklich ging sie in die Dusche und machte sich frisch. Sie wählte eines der Latexkleider aus dem Archiv, anstatt ihr mit Sperma beschmiertes Kostüm wieder anzuziehen. Ein heißes Teil. Erdbeerrot, mit Dreiviertelärmeln und von der Länge her knapp bis über ihre Knie. Bisher hatte sie sich nie gewagt, so etwas anzuziehen. Sie befürchtete immer, es würde ihre Rundungen zu sehr betonen. Doch im Gegenteil! Der tiefe Ausschnitt, der knackige Schnitt. Einfach der Wahnsinn! Und ihre Pumps passten perfekt dazu. Als Fotografin hatte sie die Pflicht, aktuelle Trends auch mal selbst zu tragen, jawohl! Sie beschloss, dass heute ein guter Tag war, um damit anzufangen. Terry hatte seine Schminkutensilien gestern nicht mitgenommen, so konnte sie sich noch ein wenig Farbe auflegen. Dann versuchte sie, den Raum wieder in Ordnung zu bringen und den Zweisitzer von allen Spuren zu befreien. Sie packte ihr Kostüm in eine Tüte und stopfte diese in ihre Handtasche. Vielleicht würde sie es
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