Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DER KUSS DES MAGIERS

DER KUSS DES MAGIERS

Titel: DER KUSS DES MAGIERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Landauer
Vom Netzwerk:
nicht?
    „Sag doch was“, flüsterte sie.
    „Oh ja, ich werde eine ganze Menge sagen“, rief Lugo, der ihre Worte offenbar auf sich bezog. „Und noch besser, ich werde diesen ganzen Verein hier verklagen! Hat sich dieser Möchtegernzauberer auch nur einen Moment lang überlegt, was passiert wäre, wenn du tatsächlich auf ihn gefeuert hättest? So was Idiotisches hab ich ja wohl noch nie gesehen. Erst macht er dich auf offener Bühne an, als gäbe es kein Morgen, und dann bringt er dich fast dazu, ihn abzuknallen! Darf denn jetzt schon jeder Volltrottel auf die Bühne? Und was ist mit den Sicherheitsvorkehrungen? Ich werde …“
    Sina versuchte, sich aus seinem Klammergriff zu befreien. „Lugo, warte doch bitte mal …“
    Doch er hörte sie gar nicht und schimpfte unverdrossen weiter. Lugo regte sich immer mehr auf, als plötzlich ein dünner, kahlköpfiger Mann auf die Bühne trat, der sich als der Showmanager vorstellte.
    „Selbstverständlich werde ich dafür sorgen, dass der Mann sofort gefeuert wird“, beteuerte er ihnen. „Er wird so bald nirgendwo mehr auftreten, das versichere ich Ihnen. Und ich bin sicher, dass die Veranstalter bereit sein werden, Ihnen, verehrte Dame, eine entsprechende Entschädigung zu zahlen. Wenn Sie mir nur Ihre Personalien …“
    „Da können Sie aber gleich einen sechsstelligen Betrag einplanen“, unterbrach Lugo ihn heftig. „Denken Sie nur an das Trauma, das so etwas auslösen kann. Sie wird …“
    „Nun seid doch endlich still!“, rief Sina. Sie war völlig fertig mit den Nerven. „Was ist denn mit ihm? Ist er verletzt?“ Ihre Stimme überschlug sich.
    LeNormand hob den Kopf, zog sich das Tuch von den Augen und stand in einer fließenden Bewegung, die dennoch unendlich müde wirkte, aus dem Sessel auf.
    „Nein, Beloved, ich bin nicht verletzt.“
    „Das kann sich aber sehr schnell ändern“, herrschte Lugo ihn an. „Und dafür werde ich selber sorgen, wenn du meiner Freundin noch einmal zu nahe kommst. Oder sie noch einmal so anredest. Ach was, ich polier dir die Fresse sowieso, du hast dir schon genug geleistet.“
    Er entließ Sina endlich aus der Umklammerung und ging mit erhobenen Fäusten auf den Magier zu.
    „Lugo, hör auf damit!“, schrie Sina.
    LeNormand hob die Hand, und tatsächlich blieb Lugo stehen, jedoch ohne seine Kampfhaltung aufzugeben.
    „Schon gut, ich habe verstanden. Keine Angst, ich werde Ihnen nicht mehr in die Quere kommen“, sagte LeNormand tonlos.
    Einen Moment lang schien es, als wollte er einen Schritt auf Sina zumachen, doch dann wandte er sich ab und verließ die Bühne.
    Vergib mir , hörte Sina seine Stimme. Es tut mir leid, dass ich dir das zugemutet habe. Es war falsch, das weiß ich jetzt. Ich werde dein Leben nicht weiter durcheinanderbringen. Leb wohl.
    „Was?“, fragte Sina halblaut. „Du kannst doch jetzt nicht einfach verschwinden …“
    „Ach, lass ihn gehen, ich kann den Typ nicht mehr sehen“, sagte Lugo jetzt wieder etwas ruhiger. „Wir halten uns an ihn hier.“ Er deutete auf den Manager. „Er wird sich sicherlich dafür erkenntlich zeigen, wenn wir weder die Polizei noch die Presse einschalten. Und er wird dafür sorgen, dass du dir einen guten Psychiater leisten kannst, falls du nach diesem schrecklichen Erlebnis Albträume hast.“
    Verständnislos starrte Sina ihn an, doch der Manager begriff sofort.
    „Wären Sie einverstanden, wenn wir das jetzt und gleich regeln?“, fragte er eifrig.
    „Natürlich. Je eher, desto besser. Dann kann sich meine Freundin endlich ausruhen.“
    „Folgen Sie mir bitte.“
    Sie wollte zurückbleiben, doch Lugo nahm ihre Hand und zog Sina hinter sich her.
    Sie folgten dem Manager durch einen seitlichen Bühnenzugang und einen kurzen Flur zu einer grauen Tür, auf der „Büro“ stand.
    Der Manager öffnete, ohne anzuklopfen, und drinnen sprang ein junger Mann mit blondem Lockenkopf auf. Es war Mr. Kaynes, der Leiter des Theaters. Sina hatte sein Foto in der Zeitung gesehen.
    „Mr. Selzig, was ist denn da draußen bloß los?“, fragte er.
    „Es gab einen unangenehmen Zwischenfall bei einem der Showacts“, erklärte der Manager angespannt. „Betroffen war vor allem diese junge Dame hier. Ich denke, ich handele im Sinne unserer Veranstalter, wenn wir sie für den erlittenen Schrecken sofort entschädigen. Zum Glück ist dies sowieso unsere Abschlussveranstaltung in Ihrer Stadt. Ihr Theater dürfte keinen Schaden von der ganzen Sache haben. Würden Sie mir

Weitere Kostenlose Bücher