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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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der Junge, der Menschen hasst.«
    » Ich hasse Menschen nicht.« Zumindest nicht mehr.
    Nach einigen Minuten zappelt sie in seinen Armen. » Und?«, fragt sie.
    Er dreht sie zu sich. » Und was?«
    » Wirst du mir erzählen, wie du Dr. Milligan das Leben gerettet hast?«
    » Du bist wirklich die neugierigste Person, die ich kenne. Das macht mir Sorgen.«
    » Sollte es auch.«
    Er lacht leise. Als sie eigensinnig eine Augenbraue hochzieht, seufzt er. » Toraf, Rayna und ich haben an einigen Riffen vor der Küste des Brückenlandes gespielt– ähm, Mexiko nennt ihr es. Wir waren ungefähr zehn Jahre alt, denke ich. Wie auch immer, Dr. Milligan hat auf der anderen Seite mit zwei Freunden geschnorchelt. Wir haben darauf geachtet, ihnen nicht zu nahe zu kommen, aber Dr. Milligan ist vom Rest der Gruppe getrennt worden. Ich habe ihn auf unserer Seite gefunden, er lag auf dem Grund und hielt sein Bein umklammert; er hatte einen Krampf. Ich konnte erkennen, dass er fast ohnmächtig geworden wäre. Ich habe ihn an die Oberfläche geholt. Seine Freunde haben uns gesehen und ihn ins Boot gezogen. Sie haben meine Flosse entdeckt; ich konnte damals noch nicht besonders gut Menschengestalt annehmen. Oder Tarngestalt. Sie haben versucht, mich auch in ihr Boot zu hieven.«
    Emma macht ein zischendes Geräusch. Galen schenkt ihr ein schiefes Lächeln. » Davon wirst du doch keine Albträume kriegen, oder? Du weißt, wie die Geschichte endet. Das Gute hat gesiegt.«
    Sie kneift ihn. » Erzähl weiter.«
    » Dr. Milligan hat das Boot in Bewegung gesetzt und so stark beschleunigt, dass sie das Gleichgewicht verloren und mich fallen gelassen haben. Ende.«
    » Neiiiiin. Nicht Ende. Wie habt ihr euch wiedergefunden? Das war, bevor du Rachel kennengelernt hast, oder?«
    Er nickt. » Ich habe ihn erst ein Jahr später wieder getroffen. Ich bin immer wieder zu dem Riff zurückgekehrt, weil ich dachte, er würde es vielleicht auch tun. Und eines Tages ist er gekommen.«
    » Was ist mit seinen Freunden? Haben sie nach dir gesucht?«
    Galen lacht. » Sie suchen immer noch nach mir. Und sie sind schon lange nicht mehr seine Freunde.«
    » Machst du dir keine Sorgen, dass sie jemandem von dir erzählt haben könnten?«
    Er zuckt die Achseln. » Niemand glaubt ihnen. Dr. Milligan hat die ganze Sache den menschlichen Behörden gegenüber abgestritten. Es steht sein Wort gegen ihres.«
    » Mmh«, macht sie nachdenklich.
    Die nächsten Minuten verbringen sie schweigend. Gerade als er denkt, dass er es nicht länger ertragen kann, fängt sie wieder an zu sprechen.
    » Jetzt ist mir definitiv nicht mehr heiß«, sagt Emma. Galen hält inne. » Nein«, fügt sie hastig hinzu. » Es fühlt sich gut an. Los, weiter!«
    An diesem Punkt würde sie alles sagen, was er hören will, um die Überraschung zu sehen. Und es wäre unmöglich, das Gegenteil zu beweisen. In Wahrheit ist er aufgeregt, weil der große Moment nun gekommen ist.
    Als sie sich der Stelle nähern, dreht er Emma wieder zu sich. » Schließ die Augen. Ich will, dass es eine richtige Überraschung wird.«
    Sie lacht. » Ich weiß ja nicht mal, wo wir sind! Wir könnten sogar am Nordpol sein. Ich habe doch schon an Land keinen Orientierungssinn, Galen.«
    » Egal, schließ die Augen trotzdem.«
    Als sie gehorcht, erhöht er seine Geschwindigkeit und schwimmt am Grund des Ozeans entlang, bis sich das Wrack vor ihnen abzeichnet. Er dreht sie wieder um. » Mach die Augen auf, Emma«, flüstert er.
    Er weiß ganz genau, wann sie sie geöffnet hat. Sie keucht ungläubig. Er wusste, dass sie es erkennen würde. » Die Titanic «,haucht sie. » Omeingott.«
    Er schwimmt mit ihr zum Rumpf. Sie streckt die Hand aus, um die Reling zu berühren, die sie aus dem Kino kennt. » Vorsicht mit dem Rost«, warnt er.
    » Sie sieht so verlassen aus. Genau wie auf den Bildern.«
    Er hilft ihr über die Reling und stützt ihr Körpergewicht, sodass sie das Deck mit den Füßen berühren kann. Der aufgewühlte Schlamm schwebt geisterhaft um sie herum. Emma lacht. » Wäre es nicht komisch, hier frische Fußabdrücke zu hinterlassen? Ich wette, sie würden sich alle möglichen Geistergeschichten ausdenken. Das würde Schlagzeilen machen.«
    » Es würde nur den Verkehr hier unten erhöhen. Es werden bereits Ausflüge zur Titanic an Touristen verkauft, die es sich leisten können.«
    Sie kichert.
    » Was?«, fragt er lächelnd.
    » Hinten in meinem Schrank steht ein großer Glaskrug. Als das Thema letztes Jahr in der

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