Der Kuss des Meeres
empfinde, Galen. Den Grund dafür haben wir hinreichend geklärt, denke ich. Nicht nötig, das alles noch mal aufzuwärmen.«
» Es spielt eine Rolle, Emma.« Er ergreift meine Hand und zieht mich wieder an sich. » Sag es mir jetzt. Bedeute ich dir etwas?«
» Wenn du nicht erkennen kannst, dass ich wie eine Blöde in dich verliebt bin, Galen, dann bist du kein sehr guter Botschafter für die Mensch…«
Sein Mund verschließt meinen und schneidet mir das Wort ab. Dieser Kuss ist nicht sanft wie der erste. Er ist definitiv nicht süß. Er ist rau, fordernd, suchend. Und verwirrend. Da ist kein Teil von mir, der nicht in Galens Armen schmilzt, kein Teil, der nicht unter seiner fieberhaften Berührung verbrennt.
Ich stöhne unwillkürlich in seine Lippen. Sein Stichwort, mich von den Füßen zu heben und zu sich hochzuziehen, um mich noch fester an sich zu pressen. Ich werte sein Stöhnen als mein Stichwort, ihn noch heftiger zu küssen.
Er ignoriert sein Handy, das in seiner Tasche klingelt. Ich ignoriere den Rest des Universums. Selbst als sich Scheinwerfer nähern, will ich die Störung einfach übersehen und weiterküssen. Aber Galen ist nun mal ein Prinz und in diesem Moment eine Spur kultivierter als ich. Sanft löst er seine Lippen von meinen und lässt mich wieder herunter. Sein Lächeln ist berauscht und berauschend zugleich. » Wir müssen trotzdem reden.«
» Richtig«, sage ich, aber ich schüttele den Kopf.
Er lacht. » Ich bin nicht den ganzen Weg nach Atlantik City gefahren, um dich zum Weinen zu bringen.«
» Ich weine nicht.« Ich lehne mich wieder an ihn. Er verweigert sich meinen Lippen nicht, aber er hält sich zurück und pflanzt einen mageren kleinen Kuss darauf, bevor er zurücktritt.
» Emma, ich bin hierhergekommen, um dir zu sagen, dass du dich nicht mit Grom verbinden musst.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. » Ähm, das hätte ich auch nie getan.«
» Was ich meine, ist, dass sich Grom mit einer anderen verbindet, die die Gabe von Poseidon hat. Und das bedeutet, dass…«
» Ich mich nicht mit Grom verbinden muss«, beende ich den Satz für ihn.
» Genau das habe ich gerade gesagt.«
» Ich meine, ich brauche nicht das Gefühl zu haben, dass die Syrena aussterben, weil ich mich nicht mit Grom verbinde.«
Er grinst. » Genau das.«
» Aber das ändert nichts an dem, was ich bin– ein Halbblut. Du kannst trotzdem nicht mit mir zusammen sein, oder?«
Nachdenklich reibt er mit seinem Daumen über meine Unterlippe. » Im Moment ist es gesetzlich verboten. Aber ich denke, wenn wir der Sache Zeit geben, könnte das Gesetz kippen. Und bis es so weit ist, gehe ich nirgendwo hin.«
Er dreht uns zu seinem SUV um und bleibt stehen, um meine High Heels vom Straßenrand aufzuheben. Er hilft mir auf den Beifahrersitz und reicht mir meine Schuhe.
» Danke«, sage ich, während er auf die Fahrerseite geht.
» Es ist ein bisschen spät, um rot zu werden«, bemerkt er, als er sich anschnallt.
» Ich glaube nicht, dass ich damit jemals aufhören werde.«
» Das will ich hoffen«, sagt er und schließt seine Tür. Dann nimmt er mein Gesicht in beide Hände und zieht mich erneut an sich. Seine Lippen streifen meine, aber ich will mehr. Als er meine Absicht spürt, legt er seine Hand auf meine und den Sicherheitsgurt, den ich gerade öffnen will. » Emma«, murmelt er an meinen Lippen. » Ich habe dich so sehr vermisst. Aber wir können nicht. Noch nicht.«
Ich versuche gar nicht, das zu tun, ich will mich nur in eine bessere Position bringen, um seine Lippen zu küssen. Doch wenn ich ihm das verrate, stürze ich uns nur beide in Verlegenheit. Aber er hat gesagt: noch nicht . Was bedeutet das? Dass er warten will, bis er es geschafft hat, ein Gesetz aufzuheben? Oder will er der Sache Zeit geben und, wenn es nicht funktioniert, das Syrena-Gesetz mit mir brechen?
Aus irgendeinem Grund will ich die Antwort gar nicht wirklich wissen und frage nicht nach. Bilder von » eine von denen« flackern in meinem Kopf auf. Ich will nicht, dass Galen seine Gesetze bricht– schließlich liebe ich ihn genau dafür so sehr. Für seine Loyalität gegenüber seinem Volk, für sein Bekenntnis zu seinen Leuten. Es ist eine Art von Hingabe, die unter Menschen praktisch nicht existiert. Aber ich will trotzdem nicht » eine von denen« sein. Syrena hin, Syrena her, ich will aufs College gehen. Ich will die Welt über und unter dem Meeresspiegel erforschen.
Aber es ist ja nicht so, dass ich gerade jetzt in
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