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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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diesem Augenblick irgendwelche Entscheidungen treffen müsste, nicht wahr? Ich meine, man braucht seine Zeit, um Entscheidungen zu treffen, die das ganze Leben verändern. Zeit und Überlegung. Und etwas Abstand zwischen meinen Lippen und seinen.
    Ich ziehe mich zurück. » Richtig. Tut mir leid.«
    Er ergreift einige Strähnen meines Haars und streicht sich damit grinsend übers Gesicht. » Nicht so leid, wie es mir tut. Du wirst mir helfen müssen, die Hände von dir zu lassen.«
    Ich lache, obwohl eine elektrische Ladung durch meine Adern rauscht. » Ja. Nein.«
    Er muss auch lachen und dreht sich um, um den Wagen anzulassen. Dann hält er inne, lässt die Schlüssel los und sagt: » Also. Zum Thema Schluss machen.«
    » Lass mich noch ein wenig darüber nachdenken«, erwidere ich und bin drauf und dran loszuprusten, als ich sein Gesicht sehe.
    » Mal sehen, was ich tun kann, um dir bei deiner Entscheidung zu helfen.«
    Wir bleiben noch weitere fünfzehn Minuten auf dem Parkplatz. Aber zumindest ist bei uns nicht mehr Schluss.
    Ich grabe die Füße in den Sand und strecke meine Hand zu Rayna hinunter, die es sich gerade auf einem Handtuch bequem gemacht hat. » Komm schon«, sage ich. » Lass uns reingehen. Ich mach dir auch eine Pediküre.«
    Sie späht zu mir empor und das Mondlicht fängt das Violett ihrer Augen ein. » Das ist keine gute Idee«, erwidert sie, obwohl sie meine Hand ergreift. » Sie haben gesagt, sie würden gleich zurück sein.«
    Ich seufze. » Rayna, du weißt doch, wie das läuft. Sie huschen zu meinem Haus, finden dort niemanden und schwimmen dann wie die Verrückten eine Stunde lang am Ufer hin und her, um festzustellen, ob sie ihn wieder spüren können. Wir wissen beide, dass Galen mich für den Rest der Nacht nicht ins Wasser gehen lässt. Außerdem, seit wann nimmst du denn Befehle entgegen?«
    Sie nickt. » Aber du machst mir French Nails! Die mit dem weißen Zeug auf der Nagelspitze.« Ich lächele ihren Hinterkopf an, als sie mich am Strand überholt und zum Haus joggt. Sie ist nicht Chloe, aber sie ist auch nicht Mom. Sie ist ein echter weiblicher Kumpel.
    Rachel begrüßt mich an der gläsernen Schiebetür. » Hi, Süße. Deine Mom hat angerufen. Sie ist zu Hause und wüsste gern, warum du es nicht bist.«
    Ich recke das Kinn hoch, um ein paar triftige Gründe abzuspulen. Dass ich achtzehn Jahre alt bin zum Beispiel. Und dass ich, selbst wenn ich nicht volljährig wäre, immer noch pünktlich wäre. Dann wird mir bewusst, dass Mom früh zu Hause ist. Sie muss ungefähr angekommen sein, als Toraf und Galen diesen Syrena-Stalker gespürt haben. Ob es nur ein Zufall ist oder ob ihre mütterliche Intuition Überstunden schiebt, bleibt offen. Bis gerade eben habe ich an keins von beiden geglaubt– aber es ist das dritte Mal in dieser Woche, dass das passiert. Ich versuche, ihr das Handy nicht aus der Hand zu reißen, als Rachel es mir hinhält, und wähle auf dem Touchscreen EMMAS MOM .
    » Hallo?«, fragt sie mit gepresster Stimme.
    » Mom, ich bin’s. Du hast angerufen?« Cool bleiben ist schwierig, wenn man sich fühlt, als würde das eigene Herz einen Stepptanz hinlegen.
    » Ja. Ich habe mich nur gefragt, wo du bist. Du bist nicht an dein Handy gegangen. Ist alles in Ordnung?« Sie seufzt, aber ob aus Erleichterung oder elterlicher Verärgerung kann ich nicht erkennen.
    » Alles bestens. Mein Akku ist leer, aber Galen hat ein Ladegerät gekauft, damit es wieder funktioniert. Der Akku lädt jetzt.«
    » Wie lieb von ihm«, sagt sie, obwohl sie ganz genau weiß, dass sie ihn dazu aufgefordert hat. » Alles klar, ich wollte nur kurz hören, wie es dir geht. Soll ich aufbleiben und auf dich warten? Es gefällt mir nicht, dass du in den letzten Nächten nicht pünktlich warst. Bis vier Uhr morgens wegbleiben ist eigentlich dasselbe wie eine Übernachtung, und die erlaube ich nicht, wenn ein Junge dabei ist. Oder hast du das vielleicht vergessen? Dein Trip nach Florida mit Galens Familie war eine Ausnahme.«
    » Wenn ich bei Chloe übernachtet habe, war JJ auch die ganze Zeit da.« JJ ist Chloes achtjähriger Bruder. Nicht sehr schlagfertig, aber es wird genügen müssen.
    » Du weißt, was ich meine, Emma«, blafft sie.
    » Warum bist du so gereizt? Und warum bist du so früh zu Hause?«
    » Keine Ahnung. Ich bin müde, schätze ich. Hör mal, mir ist aufgefallen, dass du deinen Badeanzug noch nicht nach Hause gebracht hast. Ich hoffe, du gehst nicht mehr ins Wasser. Es ist zu kalt

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