Der Kuss des Meeres
Handzeichen wie die Trainer im Gulfarium. Rayna muss das wiedererkannt haben.
Jagen hält Galens Reaktion anscheinend für Ehrfurcht. » Es ist ganz erstaunlich, nicht wahr, mein Prinz?«, meint er mit einem vielsagenden Lächeln.
» Sehr«, stößt er hervor. Er räuspert sich. » Paca, was ist mit diesen Flundern hier auf dem Grund? Was kannst du sie tun lassen?«
Paca schmollt. » Ich dachte, Ihr wolltet die Delfine sehen.«
» Du hast deine Sache mit ihnen gut gemacht. Sehr gut sogar. Aber ich würde auch gern sehen, wie die Flundern etwas Lustiges tun. Kannst du sie auch in Kreisen schwimmen lassen?«
» Mein Prinz, so funktioniert die Gabe von Poseidon nicht«, wirft Jagen ein. » Sie ist begrenzt auf gewisse…«
» Lügner!«, brüllt Rayna und lässt damit alle zusammenzucken. Die Delfine werden nervös und flitzen davon.
» Rayna«, grollt Grom.
» Au«, heult sie. » Du tust mir weh.«
Galen seufzt, während sein Mut sinkt. » Lass sie los, Grom. Sie sagt die Wahrheit. Paca besitzt die Gabe von Poseidon nicht.« Grom lässt sie los und starrt seinen Bruder finster an. Rayna bringt sich hinter Galens Rücken in Sicherheit.
» Erzähl mir bloß nicht, dass sie dich überredet hat, ihr kleines Spielchen mitzuspielen«, sagt Grom zu ihm.
» Das ist ungeheuerlich!«, brüllt Jagen. » Grom, Ihr müsst Eure Geschwister unter Kontrolle bekommen, bevor ich es selbst tue.«
Galen verdreht die Augen. Jagen ist über hundertfünfzig Jahre alt. Wenn er mit ihm raufen will, kann er gerne herkommen. » Grom, die Gabe von Poseidon ist nicht auf ein paar Fischarten begrenzt. Die Gabe war dazu bestimmt, uns alle mit Nahrung zu versorgen. Was ist mit der Höhle der Erinnerungen? So tief unten gibt es keine Delfine. Wie würde sie denn die Archive ernähren, wenn es notwendig wäre?«
Grom verschränkt mit versteinerter Miene die Arme vor der Brust. » Ich denke, du solltest besser zu denen gehen, die du am besten kennst, kleiner Bruder. Zu den Menschen. Und nimm deine Schwester mit. Ich kann sie nicht mehr sehen.«
» Was?«, fragt Galen und schwimmt näher an seinen Bruder heran. » Du schickst mich fort?«
» Ihr beide habt für heute genug Unfrieden gestiftet. Nach der Zeremonie werden wir ein langes Gespräch darüber führen.«
» Das ist es doch gerade, was wir dir zu erklären versuchen!«, ruft Rayna. » Es darf gar keine Zeremonie geben .«
» Rayna«, murmelt Galen sanft. » Ich regele das. Bitte.«
» Nein, das wirst du nicht, Galen«, widerspricht Grom. » Du hast meine zukünftige Königin beleidigt– deine zukünftige Königin–, und das alles wegen deiner eigenen engstirnigen Meinung.«
» Meine Meinung?«, wiederholt Galen zornig.
» Achte auf deinen Ton, Bruder. Zwing mich nicht dazu, dich zu verstoßen. Es handelt sich schließlich nur um deine Meinung, es sei denn, du kannst das Gegenteil beweisen. Aber es gibt keinen Beweis dafür, dass Paca die Gabe von Poseidon nicht besitzt.«
Mich verstoßen? » Sie benutzt ihre Hände!«, ruft Galen. » Sie hat diese Delfine trainiert, auf ihre Handzeichen zu reagieren. Die wahre Gabe von Poseidon wird allein durch die Stimme übertragen.«
Grom zieht eine Augenbraue hoch. » Wirklich? Kannst du das beweisen?«
Galen öffnet den Mund, dann schließt er ihn wieder. Nicht ohne Emma. » Nun…«
» Nein, er kann es nicht beweisen«, platzt Rayna dazwischen. Sie weigert sich, Galen anzusehen, obwohl sie seinen zwingenden Blick spürt. Was hat sie vor?
Sie schwimmt zu ihm herüber. » Er wird dir nie glauben, was Emma betrifft, Galen«, flüstert sie. » Erzähl es ihm gar nicht erst. Er wird die Zeremonie nicht hinauszögern und darauf warten, dass du sie holst. Sieh ihn dir an. Er hat seine Entscheidung getroffen.«
» Ich weiß, dass er es nicht beweisen kann«, knurrt Grom. » Und wenn er es könnte, dann hätte er uns allen früher davon erzählen sollen. Jetzt ist es ein wenig spät, um sich einzumischen. Meinst du nicht auch?«
» Warum tust du das? Warum bist du so dickköpfig?«, fragt Galen. » Wegen Nalia? Wenn du dir eine Gefährtin nimmst, wirst du sie deshalb noch lange nicht vergessen. Ich hoffe nicht, dass es das ist, was du im Sinn hast.«
Jetzt ist es Rayna, die die Luft anhält. Galen hat eine Grenze überschritten, aber es ist ihm egal. Grom ist unvernünftig. Grom ist nicht der Grom, den er kennt.
Grom versteift sich und wird kalt wie ein Eisberg. » Geht. Alle beide. Sofort.«
» Das war’s dann also?«, fragt Galen
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