Der Kuss des Meeres
soll, mich »Liebes« zu nennen.
Anstelle der Entschuldigung, auf die ich warte, sagt mir sein Blick, dass er darüber nachdenkt, mich wieder zu küssen, gleich hier und jetzt.
Damit will er mich doch nur ablenken. Ich reiße meinen Blick von seinem Mund los, stolziere zum Fenstersitz und schiebe den Berg von Kissen darauf zur Seite. Nachdem ich es mir bequem gemacht habe, lehne ich den Kopf ans Fenster. Galen weiß genauso gut wie ich, dass das hier unser spezielles Plätzchen wäre, wenn wir so etwas hätten. Ohne ihn hier zu sitzen, ist für mich die schlimmste Art, ihn vor den Kopf zu stoßen. In der Spiegelung des Fensters sehe ich, wie er sich mit der Hand durchs Haar fährt und die Arme vor der Brust verschränkt. Nach ein paar weiteren Minuten verlagert er das Gewicht auf das andere Bein.
Er weiß, was ich will. Er weiß, was ihm Zutritt zum Fenstersitz und zu meiner Gunst verschaffen wird. Ich habe keine Ahnung, ob es königliches Blut ist oder männlicher Stolz, was ihn daran hindert, sich zu entschuldigen, aber sein ausgedehntes Zögern macht mich nur noch wütender. Jetzt werde ich keine Entschuldigung mehr annehmen. Nein, jetzt muss er im Staub kriechen.
Ich werfe meinem Spiegelbild ein zufriedenes Grinsen zu, nur um festzustellen, dass er gar nicht mehr da ist. Seine Hand schließt sich um meinen Arm und er zieht mich ruckartig an sich. Er hat einen stürmischen Ausdruck in den Augen. » Du denkst, ich werde mich dafür entschuldigen, dass ich dich geküsst habe?«, murmelt er.
» Ich. Ja. Mh-mh.« Sieh nicht seinen Mund an! Sag etwas Intelligentes. » Wir haben nichts an.« Na toll. Ich wollte sagen, dass er mich nicht vor allen küssen soll, und zwar erst recht nicht halb nackt.
» Mmmh«, macht er und zieht mich enger an sich. Während er mit den Lippen mein Ohr streift, flüstert er: » Das ist mir rein zufällig auch aufgefallen. Darum hätte ich dir auch nicht hierherauf folgen sollen.«
Sein Handy vibriert auf dem Nachttisch und lässt mir vor Schreck fast die Haare zu Berge stehen. Er grinst und nimmt den Anruf an, während ich ihn mit großen Augen anstarre. » Es ist Dr. Milligan«, erklärt er. » Hallo? Einen Moment, Dr. Milligan, ich stelle Sie auf Lautsprecher. Emma ist auch hier.« Galen drückt eine Taste. » Okay, Dr. Milligan«, sagt er. » Schießen Sie los.«
» Nun, mein Junge, ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich die Ergebnisse von den DNA -Tests bekommen habe. Emma ist definitiv halb menschlich.«
Galen zwinkert mir zu. » Was Sie nicht sagen.«
Ich halte mir den Mund zu, um ein Kichern zu ersticken. Unhöflichkeit sollte niemals ansteckend sein.
» Ja, ich fürchte schon. Nachdem das feststeht, bin ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt die Fähigkeit hat, eine Flosse zu bilden.«
Galen lacht. » Damit haben wir uns sozusagen schon abgefunden. Die Archive haben diese Vermutung nämlich bestätigt. Es gibt ein Gemälde, das Leute zeigt, die genauso aussehen wie Emma. Es befindet sich in Tartessos.«
Dr. Milligan seufzt. » Du hättest mich anrufen sollen.«
» Es tut mir leid, Dr. Milligan. Ich war… beschäftigt.«
» Hat Emma etwas über ihre Abstammung herausgefunden?«
Galen schüttelt den Kopf, obwohl diese Reaktion an Dr. Milligan in Florida verschwendet ist. » Wir gehen davon aus, dass Emmas Vater ein Halbblut war. Er hat den Teint, er hat Kontaktlinsen getragen, Meeresfrüchte geliebt und den Ozean. Er wusste offensichtlich von Emmas körperlichen Besonderheiten.« Er erzählt Dr. Milligan von seiner Theorie, dass einige Halbblüter die Zerstörung von Tartessos überlebt haben.
Dr. Milligan schweigt für ein paar Sekunden. » Was noch?«
Galen wirft mir einen fragenden Blick zu. Ich antworte mit einem Achselzucken. » Was meinen Sie?«, fragt er.
» Mich würde interessieren, mein Junge, welche anderen Beweise ihr habt, auf die ihr euch stützen könnt? Der Mann, den du gerade beschrieben hast, könnte ich sein. Ich hatte blondes Haar, bevor das Grau überhandgenommen hat. Ich trage Kontaktlinsen. Ich liebe zufällig Meeresfrüchte und den Strand, worüber mein Wohnort Aufschluss gibt. Und ich weiß ebenfalls von Emmas körperlichen Besonderheiten. Emma könnte also meine Tochter sein. Ist es das, was du sagen willst? Wenn das alles ist, worauf du deine Theorie stützt, könnte Emma die Tochter von fast jedem Mann hier in Florida sein. Nicht sehr wissenschaftlich.«
Galen runzelt die Stirn.
» Bist du noch dran?«, fragt Dr. Milligan. Ich
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