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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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zur Schule zu gehen. Selbst wenn sie ihn hinter dem anderen guten Grund versteckt– nämlich einige Menschen-Jungen davor zu bewahren, von ihm persönlich getötet zu werden. Bei dem bloßen Gedanken daran, dass Emma ohne ihn durch die Flure gehen könnte, ballen sich seine Hände zu Fäusten.
    » Du hast recht«, sagt er entschlossen. » Ich muss in der Schule bleiben.« Er streift sein Hemd ab und wirft es über einen Stuhl. » Sag Emma, dass ich auf sie warte.«

13
    Als meine Füße den Grund berühren, lässt Galen mich los. Ich wate auf Zehenspitzen auf das Ufer zu und hüpfe mit den Wellen wie ein Kleinkind. Sobald ich den Strand erreiche, werfe ich mich in den Sand, gerade so weit, dass die Flut noch an meinen Füßen kitzelt. » Kommst du nicht raus?«, rufe ich Galen zu.
    » Du musst mir meine Shorts rüberwerfen«, sagt er.
    » Oh. Oh. Du bist nackt?«, quieke ich an der Grenze zur Delfinfrequenz. Natürlich. Hätte mir klar sein müssen, dass Flossen kein Fach für Handgepäck haben und die meisten Syrena sowieso keinen Grund hätten, eine Badehose zu verstauen. Was in Fischgestalt auch keine große Rolle spielt, aber Galen in menschlicher Gestalt nackt zu sehen– nein, der bloße Gedanke daran–, würde meinen Plan, ihn auszunutzen, durchkreuzen. Es könnte mir das Genick brechen.
    » Schätze, das bedeutet, dass du noch nicht ins Wasser sehen kannst«, sagt er. Als ich den Kopf schüttele, fügt er hinzu: » Ich habe sie ausgezogen, bevor du heute Morgen hergekommen bist. Ich versuche, sie nicht zu ruinieren, wenn es nicht sein muss.«
    Ich räuspere mich, rappele mich auf und stapfe durch den Sand, wo ich seine Badehosen einige Schritte entfernt finde. Ich werfe sie ihm zu und setze mich wieder hin, für den Fall, dass ich plötzlich doch in die brackige Tiefe sehen kann. Dankenswerterweise bleibt er unter Wasser, als er zu den angeschwemmten Baumstämmen geht und sich anzieht. Während er ans Ufer watet, knotet er die Shorts fest und bespritzt mich mit Wasser. Dann setzt er sich neben mich.
    » Warum kann ich mich nicht verwandeln, Galen?« Ich ziehe die Knie an die Brust.
    Er stützt sich auf die Ellbogen und starrt aufs Meer hinaus, als wüsste es die Antwort. Wir sind den ganzen Tag hier draußen gewesen, und ich habe nicht einmal ein Jucken in meinen Beinen gespürt, geschweige denn dieses streckende Gefühl, das er mir versprochen hat. » Ich weiß nicht«, sagt er. » Vielleicht bist du zu befangen. Vielleicht würde es einfach passieren, wenn du dich entspannen könntest.«
    » War das so bei dir? Ich meine, ist es einfach zufällig passiert?«
    » Nein, ein Zufall ist es nie. Was ich meine, ist, wenn du aufhören würdest, es zu erwarten, und stattdessen versuchst, einfach nur Spaß zu haben, dann wird es dir vielleicht wie von selbst einfallen, wie du dich verwandeln kannst.«
    » Aber ich habe Spaß«, sage ich, ohne ihn anzusehen.
    » Ich auch.«
    » Immerhin ist morgen Freitag. Wir haben das ganze Wochenende zum Üben. Außerdem können wir schon morgen nach der Schule damit anfangen– oh, da fällt mir ein, dass du wahrscheinlich gar nicht mehr zur Schule kommst«, sage ich. » Du hast dein Ziel erreicht, richtig?« Ich ignoriere den winzigen Stich in meinem Inneren.
    » Eigentlich will ich noch eine Weile so weitermachen. Deine Mom wäre wahrscheinlich nicht allzu glücklich, wenn du mit jemandem gehen würdest, der die Schule hat sausen lassen.«
    Ich lache. » Ja, da hast du recht. Aber ich glaube, dass sie dich mag.«
    » Warum sagst du das?«, fragt er, legt den Kopf schräg und sieht mich an.
    » Als ich sie angerufen habe, hat sie mich gebeten, dir einen guten Morgen zu wünschen. Und dann hat sie mir gesagt, du wärst ein Beschützertyp.« Sie hat auch gesagt, dass er heiß ist, was auf einer Gruselmeter-Skala von eins bis zehn bei zehneinhalb steht.
    » Das wird sich ändern, wenn ich durch meine ganzen Kurse rassele. Ich habe zu viel Unterricht verpasst, um eine gute Figur zu machen.«
    » Vielleicht könnten wir uns ja austauschen«, sage ich und zucke bei dem Gedanken daran zusammen, wie leicht man das missverstehen kann.
    » Du meinst, neben dem Austausch von Speichel?«
    Das gute alte Kribbeln in meinem Magen ist wieder da, aber ich sage: » Igitt! Hat Rachel dir das beigebracht?«
    Er nickt und hört gar nicht mehr auf zu grinsen. » Ich habe tagelang gelacht.«
    » Wie auch immer. Du hilfst mir dabei, mich zu verwandeln und ich helfe dir bei deinen Schulaufgaben. Du

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