Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
Vom Netzwerk:
den Tisch, um wieder zu Atem zu kommen. Selbst Rachel kichert in ihren Ofenhandschuh.
    Langsam verschwindet die Wut aus Emmas Zügen. Galen meint sogar, ein unterdrücktes Lächeln zu erkennen. Sie stellt das Glas so vorsichtig auf den Tisch, als ob es noch voll wäre und sie nichts verschütten möchte. » Ich geb’s ja zu, das ist schon ein paar Jahre her.«
    Diesmal kippt Galens Stuhl um und er landet der Länge nach auf dem Boden. Als Rayna anfängt zu kichern, fällt Emma mit ein. » Ich schätze… ich schätze, ich habe tatsächlich ein gewisses Temperament«, sagt sie mit einem einfältigen Lächeln.
    Sie geht um den Tisch herum, stellt sich vor Galen und streckt ihm die Hand hin. Er grinst zu ihr hinauf. » Zeig mir deine andere Hand.«
    Sie lacht und zeigt ihm, dass sie leer ist. » Keine Waffen.«
    » Ziemlich einfallsreich«, sagt er und nimmt ihre Hand. » Ab jetzt werde ich so ein Trinkglas mit völlig anderen Augen sehen.« Er hievt sich zum größten Teil selbst wieder hoch, kann aber dennoch der Versuchung nicht widerstehen, sie zu berühren.
    Sie zuckt die Achseln. » Reiner Überlebensinstinkt?«
    Er nickt. » Oder du versuchst, mir die Lippen aufzuschneiden, damit du mich nicht mehr küssen musst.« Er freut sich, als sie den Blick abwendet und ihre Wangen rosige Flecken bekommen.
    » Rayna versucht das ständig«, meldet Toraf sich zu Wort. » Wenn sie gut zielt, funktioniert es manchmal, aber meistens küsse ich sie dann erst recht. Der Schmerz muss sich immerhin lohnen.«
    » Du versuchst, Emma zu küssen?«, fragt Rayna ungläubig. » Aber du hast bis jetzt noch nicht einmal jemanden gesichtet.«
    » Jemanden gesichtet?«, fragt Emma.
    Toraf lacht. » Warum gehen wir nicht schwimmen, Prinzessin? Der Sturm hat bestimmt viele tolle Sachen für deine Sammlung heraufgewirbelt.« Galen nickt zum Dank stumm in Torafs Richtung, während dieser seine Schwester ins Wohnzimmer führt. Ausnahmsweise einmal ist er froh um Raynas Tick, das alte Gerümpel der Menschen zu horten. Er musste sie schon fast an der Flosse zum Ufer schleifen, um an all den alten Schiffswracks entlang der Küste vorbeizukommen.
    » Wir werden uns trennen, um den Meeresgrund großflächig abzusuchen«, sagt Rayna im Gehen.
    Galen spürt, dass Emma ihn ansieht, aber er ignoriert sie. Stattdessen sieht er zu, wie Toraf und Rayna Hand in Hand in den Wellen verschwinden. Galen schüttelt den Kopf. Toraf braucht kein Mitgefühl. Er weiß ganz genau, was er tut. Galen wünscht, er könnte dasselbe auch von sich selbst sagen.
    Emma legt eine Hand auf seinen Arm– sie wird nicht zulassen, dass er sie ignoriert. » Was bedeutet das? Jemanden sichten?«
    Endlich dreht er sich um und sieht ihr in die Augen. » Es ist das Gleiche, wie wenn Menschen miteinander gehen. Nur viel schneller. Und zielgerichteter als bei den Menschen.«
    » Inwiefern zielgerichteter?«
    » Das Sichten ist unsere Art, einen Gefährten fürs Leben zu wählen. Wenn ein Mann achtzehn wird, fängt er an, verschiedene Frauen zu sichten, um eine Gefährtin zu finden. Eine, mit der er sich gut versteht und die sich zur Zeugung von Nachkommen eignet.«
    » Oh«, macht sie nachdenklich. » Und… und du hast noch niemanden gesichtet?«
    Er schüttelt den Kopf und ist sich ihrer Hand schmerzlich bewusst, die noch immer auf seinem Arm ruht. Sie muss es im gleichen Moment bemerkt haben, denn sie reißt sie weg. » Warum nicht?«, fragt sie und räuspert sich. » Bist du nicht alt genug, um zu sichten?«
    » Ich bin alt genug«, sagt er leise.
    » Wie alt bist du denn genau?«
    » Zwanzig.« Er hat nicht die Absicht, sich näher zu ihr vorzubeugen– oder etwa doch?
    » Ist das normal? Dass du noch niemanden gesichtet hast?«
    Er schüttelt wieder den Kopf. » Bei uns sind die meisten Männer verbunden, wenn sie neunzehn werden. Aber meine Pflichten als Botschafter würden mich ständig von meiner Gefährtin trennen. Es wäre ihr gegenüber nicht fair.«
    » Oh, richtig. Du musst die Menschen ja im Auge behalten«, sagt sie schnell. » Du hast recht. Das wäre wirklich nicht fair, was?«
    Er erwartet eine weitere Diskussion. Letzte Nacht hat sie ihm unter die Nase gerieben, dass die Syrena mehr Botschafter bräuchten, damit er nicht die ganze Verantwortung allein zu tragen bräuchte. Irgendwo hat sie damit ja recht. Aber sie diskutiert nicht. Stattdessen lässt sie das Thema komplett fallen.
    Sie weicht vor ihm zurück und vergrößert den Abstand zwischen ihnen, den er bewusst

Weitere Kostenlose Bücher