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Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
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weißt schon, als Tutor. Wir sind in allen Kursen zusammen und ich könnte die freiwilligen Tutor-Stunden wirklich für meine College-Bewerbungen brauchen.«
    Sein Lächeln verschwindet, als hätte ich ihn geschlagen. » Galen, stimmt etwas nicht?«
    Er entspannt seinen Kiefer ein wenig. » Nein.«
    » War ja bloß ein Vorschlag. Ich muss dir keine Nachhilfe geben. Ich meine, wir werden sowieso schon den ganzen Tag in der Schule zusammen sein und abends üben. Du wirst mich wahrscheinlich bald gründlich satthaben.« Ich streue ein leises Lachen ein, als hätte ich das nur so dahingesagt, aber meine Innereien schlagen Purzelbäume.
    » Unwahrscheinlich.«
    Unsere Blicke treffen sich. Während ich ihn fragend ansehe, stockt mir der Atem: Die untergehende Sonne lässt sein Haar beinahe purpurn leuchten. Dann zaubert jeder vergehende Strahl silberne Punkte in seine Augen. Ich wende den Blick ab – und der fällt zufällig auf seinen Mund.
    Er beugt sich vor. Ich hebe das Kinn und sehe ihm in die Augen. Wahrscheinlich vertieft der Sonnenuntergang die Hitze auf meinen Wangen zu einem satten Erdbeerrot, aber vielleicht bemerkt er es gar nicht. Er kann sich nicht entscheiden, ob er meine Augen oder meinen Mund betrachten will. Ich kann das Salz auf seiner Haut riechen, kann die Wärme seines Atems spüren. Er ist so nah, dass der Wind eine Strähne meines Haares auf unser beider Wangen weht.
    Als er sich von mir löst, fühle ich mich wie geohrfeigt. Er zieht die Hand hoch, die er neben mir im Sand vergraben hat. » Es wird dunkel. Ich sollte dich nach Hause bringen«, sagt er. » Wir können das wiederholen– ich meine, wir können wieder üben –, morgen nach der Schule.«
    Ich streiche mein Haar nach vorne, um meine Enttäuschung vor ihm zu verstecken. » Sicher.« So viel zum Thema » Galen ausnutzen«.
    » Allerdings kannst du morgen nicht in die Schule gehen, kleiner Fisch.« Wir heben beide den Kopf und sehen Toraf und Rayna über den Strand auf uns zukommen. Rayna pflügt durch den Sand und schleppt zwei Arme voll Gerümpel. Das zufriedene Lächeln auf ihren Lippen beweist, dass sie gerne noch mehr tragen würde.
    » Warum nicht?«, frage ich.
    » Weil er sich mal wieder bei seiner Familie blicken lassen muss. Die beiden haben Groms Herrschaftszeremonie verpasst, und alle fragen sich, wo die königlichen Zwillinge eigentlich stecken. Wenigstens ich hatte genug Verstand, eine private Verbindungszeremonie abzuhalten– weil Rayna verschwunden ist, meine ich.«
    Galen runzelt die Stirn. » Er hat recht. Wir müssen für ein paar Tage nach Hause. Unser Vater ist zwar nicht so fürsorglich wie unsere Mutter, aber er sieht uns trotzdem ab und zu ganz gern. Besonders Rayna. Sie ist verwöhnt.«
    Rayna nickt. » Stimmt. Das bin ich. Außerdem muss ich unser Verbindungssiegel annullieren lassen.«
    » Ah, Prinzessin, ich dachte, wir hätten heute viel Spaß gehabt. Du weißt, dass ich alles tun werde, um dich weiter zu verwöhnen. Warum solltest du unsere Verbindung auflösen?«, fragt Toraf. Sie erlaubt ihm, ihr etwas von ihrer Beute abzunehmen, aber bei seinem Versuch, sie auf die Wange zu küssen, rümpft sie die Nase.
    Galen ignoriert ihre Ehekrise. Stattdessen sieht er mich an und sagt: » Es wird nicht lange dauern, ich verspreche es. Wenn ich zurück bin, könnten wir Dr. Milligan besuchen. Vielleicht kann er uns helfen.«
    » In Florida?« Beim bloßen Gedanken an sonnige, weiße Strände wird mir schlecht. In meinen Träumen sind sie immer rot gefärbt von Chloes Blut.
    Galen nickt. » Er könnte ein paar Untersuchungen durchführen, weißt du. Um zu sehen, ob wir etwas übersehen.«
    Das Gefühl, versagt zu haben, macht sich in mir breit. » Also denkst du, ich hätte mich bereits verwandeln sollen. Was mache ich falsch?«
    » Du machst nichts falsch«, antwortet er. » Das Wasser löst unseren natürlichen Instinkt zur Verwandlung aus. Es kostet uns mehr Anstrengung, uns nicht zu verwandeln, als uns einfach der Verwandlung zu überlassen. Vielleicht kann Dr. Milligan uns dabei helfen herauszufinden, wie wir deine Instinkte stärken können.«
    Ich nicke. » Vielleicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Mom mit einer Reise quer durchs Land zusammen mit meinem heißen neuen Freund nicht einverstanden sein wird. Vor allem nicht wieder nach Florida.« Ich klappe den Mund so schnell zu, dass meine Zähne eigentlich abbrechen müssten.
    Er grinst. » Du findest mich heiß?«
    » Meine Mom findet dich heiß.«

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