Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Meeres

Der Kuss des Meeres

Titel: Der Kuss des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Banks
Vom Netzwerk:
ich mir die Gelegenheit entgehen lassen, meine Zehen im Sand zu vergraben und Galens voller Stimme zuzuhören, wie sie mir erzählt, wie ein Fisch zu Wohlstand kommen kann? Nein, ganz bestimmt nicht.
    Ich ramme ihn absichtlich mit der Schulter, als ich an ihm vorbei- und hoffentlich in die richtige Richtung marschiere. Als er mich einholt, verscheucht sein Grinsen den letzten Rest meines Wutanfalls. Ich wende mich ab und fixiere die Wellen.
    » Ich verkaufe den Menschen Sachen«, erklärt er.
    Ich schaue ihn an. Sein Gesichtsausdruck ist mindestens so, wie meiner sein müsste. Ich hasse dieses Spielchen. Kein Wunder, ich bin ja auch nicht gut darin. Er wird mir nicht mehr verraten, wenn ich nicht nachfrage. Neugier ist meine unheilbarste Schwäche– und Galen weiß es ganz genau.
    Trotzdem habe ich schon einen ordentlichen Wutanfall heruntergeschluckt und finde, dass er mir etwas schuldet. Es spielt keine Rolle, dass er mir heute das Leben gerettet hat. Das ist schon zwei Stunden her. Ich recke das Kinn nach vorne.
    » Rachel sagt, dass ich ein Millionär bin«, bemerkt er, und sein wissendes Grinsen kratzt an meinen Nerven wie ein Glitzi-Schwamm. » Aber für mich geht es nicht um Geld. Genau wie du habe ich eine Schwäche für Geschichte.«
    Mist, Mist, Mist. Wie kann er mich nur schon so gut kennen? Offensichtlich bin ich ein offenes Buch für ihn. Aber was soll’s? Er wird gewinnen, jedes Mal. » Was für Sachen? Welche Geschichte?«
    Da ist es wieder, dieses Lächeln, mit dem er mir eine Gehirnwäsche verpasst. » Ich berge Sachen, die auf See verloren gegangen sind, und verkaufe sie den Menschen«, sagt er und verschränkt die Hände hinter dem Rücken. » Wenn sie zu groß für mich sind, wie alte Kriegs-U-Boote oder Flugzeuge, teile ich den menschlichen Regierungen den Standort mit– zu einem gewissen Preis. Rachel regelt natürlich den ganzen juristischen Kram.«
    Ich blinzele ihn an. » Wirklich?«
    Er zuckt die Achseln voller Unbehagen, als würde ihn meine volle Aufmerksamkeit plötzlich nervös machen. » Ich habe auch einige private Käufer. Wir sprechen erst sie an, weil sie normalerweise mehr bezahlen als die meisten Staaten.«
    » Was ist mit Schiffswracks? Piratenschätzen?« Die Möglichkeiten sind endlos– oder zumindest nur durch die Grenzen des Hoheitsgebietes von Triton eingeschränkt, das sich vom Golf von Mexiko bis genau in die Mitte des Indischen Ozeans erstreckt.
    Er nickt. » Jede Menge. Mein größter Fund war eine ganze spanische Flotte voller Gold.«
    Ich schnappe nach Luft. Er tritt von einem Fuß auf den anderen. Mir kommt der Gedanke, dass ich und Rachel vielleicht die Einzigen sind, denen er es erzählt hat. » Wie viel Gold? Haben sie dich gefragt, wie du es gefunden hast? Wo war es?« Meine Fragen blubbern heraus wie geschüttelte Limo.
    Er kneift sich in den Nasenrücken, dann lacht er. » Rachel hat alles auf dem Computer abgespeichert, auch Bilder. Wenn du willst, kannst du dir alles ansehen, wenn wir nach Hause kommen.«
    Ich klatsche wie ein dressierter Seehund. Und ignoriere das Flattern in meinem Bauch, als er » nach Hause kommen« sagt, als ob Zuhause wirklich an Land sein könnte.

18
    Ein Wachmann lässt sie ins Gulfarium und führt sie in die Ausstellung Das lebendige Meer , wo sie auf Dr. Milligan warten sollen. Voller Ehrfurcht nähert sich Emma dem vom Boden bis zur Decke reichenden Wasserbecken und klopft gegen das Glas. Galen tritt zurück und lehnt sich an die Wand. Er beobachtet, wie sie die Tropenfische anlockt, die um ihre Aufmerksamkeit wetteifern. Eine Seeschildkröte kommt träge angezockelt, um sich die Sache genauer anzusehen.
    Emma geht vor dem Glas auf und ab und fährt mit der Hand über die Oberfläche. Das Becken verwandelt sich in einen riesigen bunt gemischten Fischschwarm. Stachelrochen, Seeschildkröten, Aale. Mehr Fischarten als in Rachels Meeresfrüchte-Überraschungs-Auflauf. Sogar ein kleiner Hai schließt sich der Parade an.
    » Sie ist umwerfend.«
    Galen dreht sich zu Dr. Milligan um, der neben ihm steht und Emma ansieht, als schwebe sie in der Luft. » Ja, das ist sie«, stimmt Galen zu.
    Dr. Milligan lächelt Galen wissend an. » Sieht so aus, als hätte sie nicht nur die kleinen Fische verzaubert. Sieht vielmehr so aus, als hätte es dich schlimmer erwischt als alle anderen, mein Junge.«
    Galen zuckt die Achseln. Er hat nichts vor Dr. Milligan zu verbergen.
    Dr. Milligan stößt pfeifend den Atem aus. » Was sagt Rayna?«
    » Sie

Weitere Kostenlose Bücher