Der Kuss des Meeres
wirklich meine Eltern sind. Ich weiß. Galen hat das Thema immer wieder aufgebracht, aber ich kann es immer noch nicht akzeptieren. Ich kann diese Möglichkeit aber auch nicht völlig von der Hand weisen. Vor allem, nachdem ich gerade eine Sinfonie der Fische dirigiert habe. Wie würde ich eigentlich das Gespräch mit meiner Mom darauf lenken? » Also, Galen denkt, du hast mich während der letzten achtzehn Jahre belogen.« Selbst wenn ich es nicht direkt ausspreche, läuft es doch immer darauf hinaus. Und wenn sie fragt, wie ich auf so eine Idee komme? » Schön, ich habe vor Kurzem entdeckt, dass ich fast zwei Stunden lang die Luft anhalten und Fischen sagen kann, was sie tun sollen. Irgendwie ist mir aufgefallen, dass du das nicht kannst.« Yeah, das läuft nicht. Es muss einen anderen Weg geben… » Hey?« Ich schreie beinahe und erschrecke Galen. » Ist das nicht Rachels Spezialität? Sachen finden? Sie könnte nachforschen, wo ich eigentlich herkomme.«
» Das hat sie bereits getan.«
» Was meinst du damit? Hat sie mein Strafregister überprüft oder irgend so was? Ich rede davon, richtig tief zu schürfen…«
» Auf deiner Geburtsurkunde steht, dass du in einem Krankenhaus zur Welt gekommen bist. Deine beiden Eltern haben sie unterzeichnet und der diensthabende Arzt. Er ist zufällig ein College-Professor, der jetzt angehende Ärzte darin unterrichtet, wie man Menschen zur Welt bringt. Rachel hat in einer Zeitung auch ein Bild von deinem Vater und deiner Mutter gefunden, wie sie einen Preis feiern, den er bekommen hat. Deine Mutter war auf dem Bild schwanger. Dem Datum des Artikels nach kann man davon ausgehen, dass sie dich unter dem Herzen getragen hat.«
Mein Mund steht offen, ohne dass ich ein Wort herausbekomme. Galen bemerkt es nicht und fährt fort: » Deine Schulakte bezeugt, dass du vom Kindergarten bis heute öffentliche Einrichtungen besucht hast und sich deine Adresse nie geändert hat. Deine Krankenakte geht als menschlich durch, obwohl du nie die Windpocken gehabt hast. Du hast dir den Arm gebrochen, als du vier Jahre alt warst. Du wurdest nie operiert und deine Impfungen sind auf dem neuesten Stand…«
» Omeingott!«, brülle ich und stehe auf. Ich trete so viel Sand nach ihm, wie ich kann. » Das geht sie nichts an und dich auch nicht! Sie hat kein Recht…«
» Du hast doch gerade gesagt, dass sie richtig tief schürfen soll«, wendet er ein und steht ebenfalls auf. » Ich dachte, es würde dich freuen, dass wir das schon gemacht haben.«
» Ihr seid in meine Privatsphäre eingedrungen!«, sage ich, während ich in meine Flipflops schlüpfe und auf das Hotel zustapfe. Hitze umhüllt mein Handgelenk, als er mich zurückreißt.
» Emma, beruhige dich. Ich musste doch wissen…«
Ich halte ihm meinen Zeigefinger vors Gesicht und berühre beinah seinen Augapfel. » Es ist eine Sache, wenn ich dir die Erlaubnis gebe, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen. Aber eine ganz andere, es ohne meine Zustimmung zu tun. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das illegal ist. Ich bin sogar felsenfest überzeugt davon, dass alles , was diese Frau tut, illegal ist. Weißt du eigentlich, was die Mafia ist, Galen?«
Er zieht überrascht die Augenbrauen hoch. » Sie hat dir erzählt, wer sie ist? Ich meine, wer sie war?«
Ich nicke. » Während du Grom besucht hast. Einmal Mafia, immer Mafia, wenn du mich fragst. Wo hätte sie denn sonst das ganze Geld her? Aber ich schätze, dich interessiert das gar nicht, weil sie dir Häuser und Autos und gefälschte Ausweise besorgt.« Ich reiße mein Handgelenk von ihm los und drehe mich wieder zum Hotel. Zumindest hoffe ich, dass es unser Hotel ist.
Galen lacht. » Emma, es ist nicht Rachels Geld; es ist meins.«
Ich wirbele zu ihm herum. » Du bist ein Fisch. Du hast keinen Job. Und ich glaube nicht, dass auf der Währung der Syrena irgendeiner unserer Präsidenten drauf ist.« Jetzt bedeutet » unser«, dass ich wieder menschlich bin. Ich wünschte, ich könnte mich entscheiden.
Er verschränkt die Arme. » Ich verdiene es auf andere Weise. Komm mit mir zum Gulfarium, ich werde dir erzählen wie.«
Diese Verlockung spaltet mich wie die Axt ein Holzscheit. Ein Teil von mir steht kurz vor einem Wutanfall, der andere kurz davor, schwach zu werden. Ich habe das Recht, sauer zu sein, Anschuldigungen vorzubringen, Rachel das Haar abzuschneiden, während sie schläft. Aber will ich wirklich ein Risiko eingehen? Vielleicht hat sie eine Waffe unterm Kissen? Will
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