Der Kuss des Millionaers
Esszimmer.
Der Raum war beinahe größer als Bellas gesamte Wohnung. Wieder erinnerte sie sich an ihre Kindheit und daran, wie sie als kleines Mädchen auf einem Holzfußboden wie diesem gespielt hatte. Wie sie auf Socken um den Tisch herumgerutscht war, während ihre Mutter mit ihrer schönen Altstimme gesungen hatte.
Bella runzelte die Stirn. Was machte sie nur hier? Wie kam dieser Mann dazu, sie zu einer Geliebten zu machen? Wie hatte sie es über sich gebracht, ihm das Recht dazu zu geben? So sehr sie sich auch bemühte, sie hatte immer noch keine Antwort gefunden.
Auf dem Tisch lag ein Ordner, auf dem ihr Name stand. Bella zog einen Stuhl heran, setzte sich und öffnete die Akte. Darin lag ein Nachtrag zu dem Vertrag, den sie bereits unterschrieben hatte. Er nannte das Datum, an welchem ihre Beziehung beginnen und an welchem sie enden sollte.
Jeremy war gründlich und sehr großzügig gewesen. Die Konten, die er für sie eingerichtet hatte, waren nur für die Dauer ihrer Beziehung gültig, aber die Jahresrente, die er ihr für die sechs Monate zuwies, sollte weitergeführt werden. Er würde keine weiteren Summen einzahlen, aber die vielen Klauseln, die der Vertrag enthielt, ließen erkennen, dass Jeremy für ihre Zukunft gesorgt hatte. Bella brauchte nie wieder Angst vor Gläubigern zu haben.
Sie strich den Absatz über die Wohnung, die er für sie gemietet hatte, durch. Auf keinen Fall wollte Bella mehr annehmen, als unbedingt notwendig war. Und sie änderte den Anfang und das Ende ihrer Beziehung um einen Tag, weil sie nicht heute Nacht anfangen konnte. Und sie hoffte, dass er das verstand.
Am Ende hängte sie noch einen eigenen Nachsatz an und unterschrieb. Zögernd sah sie auf. Er stand immer noch an der Tür. „Ich habe ein paar Veränderungen vorge nommen.“, Bella versuchte, selbstbewusst zu klingen.
Jeremy kam näher und blickte auf den Vertrag, ohne jedoch eine Frage zu stellen oder sonst eine Bemerkung dazu zu machen. „Ich werde dich von meinem Fahrer nach Hause bringen lassen und hole dich morgen Abend gegen acht Uhr ab.“
„Ich werde bei einer Veranstaltung sein, schicke aber die Adresse gleich morgen früh an deine Sekretärin.“
Er nickte. Die Ausdruckslosigkeit seiner Augen ließen sie bis ins Innerste schaudern. Unwillkürlich rieb sie sich die Oberarme.
Jeremy stieß einen leisen Fluch aus. Dann zog er sie von ihrem Stuhl hoch, schloss sie in die Arme und küsste sie. Es lag nichts Zögerndes, nichts Halbherziges in seinem Kuss. Es war ein Kuss, der zeigte, dass sich hier nicht nur zwei Menschen getroffen hatten, die eine leidenschaftliche Nacht miteinander verbringen wollten. Vielmehr schienen sich zwei einsame Seelen gefunden zu haben.
Bella spürte in seinen Bewegungen eine Verzweiflung, die ihrer eigenen so ähnlich war. Sie schlang die Arme um seine Taille und klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Aber nur sie allein wusste, wie sehr sie ihn für immer bei sich behalten wollte.
5. KAPITEL
Jeremy sah zum zweiten Mal auf seine Uhr. Bella verspätete sich. Er stieg aus dem Wagen, überließ die Schlüssel einem Angestellten und betrat das Norton Kunstmuseum in West Palm Beach.
„Entschuldige!“, rief Bella und kam schon auf ihn zugeeilt. Sie trug ein blaues Seidenkleid, das ihr bis knapp zu den Knien reichte, und hatte sich das Haar geschickt hochgesteckt. Sie lächelte, aber Jeremy sah ihr an, dass sie aufgeregt war.
„Stimmt etwas nicht?“
„Wir sind nur gerade fürchterlich unterbesetzt. Ich werde noch mindestens eine Dreiviertelstunde hierbleiben müssen. Wenn du schon zum Restaurant vorfahren willst, kann ich dich dort in der Bar treffen.“
Allein irgendwo etwas zu trinken, war noch nie Jeremys Vorstellung von einem angenehmen Abend gewesen. Er hatte den ganzen Tag an Bella denken müssen, bis Daniel sich gezwungen sah, ihm während eines Meetings mit wichtigen Geschäftspartnern eine SMS zu schicken und ihn zu fragen, wo zum Teufel er mit seinen Gedanken war. Es war das erste Mal, dass eine Frau es schaffte, Jeremy von seiner Arbeit abzulenken, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
„Nein, ich werde nicht alleine vorfahren.“
Sie legte eine Hand auf sein Handgelenk. Ihre schlanken, kühlen Finger lagen genau über der Schweizer Armbanduhr, die sein Dad ihm gegeben hatte. Die Uhr war eine ständige Erinnerung an seinen alten Herrn.
„Ich kann wirklich noch nicht gehen, Jeremy.“
Er nahm ihre Hand in seine und strich mit dem
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