Der Kuss des Millionaers
schämen musste.
„Sie würden es vor ihm geheim halten?“, fragte Kell. Plötzlich war er überhaupt nicht mehr charmant, und Bella bemerkte einen harten Ausdruck in seinen Augen. Sie hatte gehört, dass er Anwalt war und noch nie einen Fall verloren hatte. Und jetzt verstand sie auch, warum. Er strahlte eindeutig etwas Unbarmherziges aus.
Sie seufzte. „Nein, das würde ich nicht.“
„Natürlich nicht, Kell. Wovon redet ihr beide eigentlich?“ Jeremy trat auf die Terrasse und reichte Bella einen Bellini, eine Mischung aus Pfirsich und Champagner. Dann legte er einen Arm um ihre Taille.
„Von berechnenden Frauen“, antwortete Kell herausfordernd.
„Nicht schon wieder“, sagte Jeremy mit einem Stöhnen.
„Ich wollte wissen, was er über mich gehört hat, das ihn glauben lässt, ich wäre hinter deinem Geld her.“
„Es ist nur eine alte Geschichte über deine Familie, Bella“, antwortete Jeremy.
Natürlich von Lucinda, von wem auch sonst. Lucinda war die Einzige, die Einzelheiten wissen konnte. Die Zeitungen hatten geschrieben, dass ein geschäftlicher Deal geplatzt war und dass Bellas Vater in seiner Verzweiflung darüber Selbstmord begangen hatte. Aber die Wahrheit war noch ein wenig finsterer. Ihr Vater hatte sich auf irgendeine Weise, die Bella nicht kannte, auf verbrecherische Machenschaften eingelassen. Sie konnte sich nur vorstellen, wie verzweifelt er gewesen sein musste, um zu so einer Lösung zu greifen. Am Tag nach seinem Selbstmord war die Drogenvollstreckungsbehörde bei ihnen zu Hause erschienen, um das Haus zu durchsuchen und die Hälfte ihres Besitzes zu beschlagnahmen.
Selbst die Zeitungen hatten nicht alle Details erfahren, aber Lucinda wusste Bescheid, weil Bella sie ins Vertrauen gezogen hatte. Damals war Lucinda wie eine Schwester für sie gewesen.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie sich nach so langer Zeit noch betrogen fühlen konnte von dieser ehemaligen Freundin, aber leider tat sie es doch.
„Danke, dass du es mir sagst. Weiß sonst noch jemand davon?“
„Nur Daniel, und er wird es auf keinen Fall weitergeben“, sagte Kell versöhnlich. „Genauso wenig wie ich. Es ist nichts Persönliches, Bella …“
„Ich weiß“, sagte sie und legte die Hand auf Kells Arm, um ihn zu unterbrechen. „Sie wollten auf Jeremy aufpassen. Das kann ich verstehen.“
„Ich kann allein auf mich aufpassen“, warf Jeremy trocken ein.
Kell sagte nichts dazu, sondern sah Bella nur mit seinem undurchdringlichen Blick an. Schließlich seufzte sie und fügte hinzu: „Ich kann es Ihnen nicht übel nehmen.“
Kell nickte, wandte sich ab und ging ohne ein weiteres Wort. Jeremy drückte Bella stumm an sich. Und sie ließ die Stärke und die Wärme seines Körpers auf sich wirken und spürte, wie die Wunden, die Lucindas Gemeinheit ihr verursacht hatten, langsam zu heilen begannen.
9. KAPITEL
Jeremy sah Kell nach. Er hatte gewusst, dass sein Freund Bella nicht traute, aber er hatte nicht geahnt, dass sich zwischen beiden ein solches Gespräch entwickeln würde. Er hätte besser auf Bella aufpassen sollen.
„Tut mir leid, wenn er dich geärgert hat.“
Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Drink und legte ein wenig den Kopf schief. Ihr Haar berührte seine Schulter, und Jeremy wünschte plötzlich, sie wären zu Hause und er könnte ihr Haar auf seiner nackten Haut spüren. Bella hatte das seidigste Haar auf der Welt.
„Nein, er hat mich nicht geärgert. Und es ist süß von ihm, wie er dich beschützen möchte.“
„Süß? Ich glaube, so hat ihn noch niemand beschrieben“, sagte Jeremy amüsiert und blickte in Kells Richtung, der in ein Gespräch mit seiner Schwester Lorraine vertieft war. Lorraines Freundinnen gaben sich mal wieder große Mühe, Kells Aufmerksamkeit zu erregen. Eine Frau warf das schöne, lange Haar zurück, eine andere berührte wie zufällig seinen Arm.
„Er hat zwar dieses Lächeln, das an einen Hai erinnert und dir das Gefühl gibt, dass er dich gleich auffressen will“, lachte Bella. „Aber im Innersten geht es ihm eigentlich nur darum, dich zu beschützen. Warum eigentlich?“
Jeremys Beziehung zu seinem Cousin war kompliziert und nicht leicht zu erklären. Er bezweifelte, dass es Kell leichter fallen würde als ihm.
„Er ist sechs Monate älter als ich, und seine Mom bat ihn, ihr zu versprechen, dass er immer auf mich aufpassen würde.“
Er erinnerte sich an die lange vergangenen Sommer,
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