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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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betrachtete, fiel Jane auf, dass sie Ton in Ton bestickt war. Bizarre Bestien mit Schwänzen und Flügeln waren darauf zu sehen sowie Weinranken und Blüten. Ein anderer Mann hätte damit vielleicht lächerlich ausgesehen, aber bei ihm unterstrich dieses merkwürdige Kleidungsstück irgendwie seine Männlichkeit.
     
    Nick bemerkte ihr Interesse an seinem Äußeren und akzeptierte es als nützlich. Manche hielten ihn für eitel, das wusste er, aber man konnte nicht dreißig Jahre alt werden, ohne sich darüber bewusst zu werden, welchen Effekt das eigene Aussehen auf die holde Weiblichkeit hatte. Er wusste, dass er gut aussah, und er benutzte dieses Wissen sowohl in geschäftlichen als auch in privaten Angelegenheiten. Davon einmal abgesehen, war es ihm ziemlich egal, welchen Eindruck er machte.
    Ihr Duft war ihm in die Nase gestiegen, sobald sie den Raum betreten hatte. Sie roch nach Frühling und frischem Himmel, nach zerdrückten Blüten und kühler, schattiger Erde. Er trat näher an sie heran, wollte mehr von ihr. Befriedigung über ihre Nähe zischte durch sein Blut und erregte ihn. Dieses Mal gab es keinen Zweifel. Alles an ihr zeugte von ihrer anderweltlichen Herkunft. Ihr Gesicht und ihre Figur waren feenhaft zart, ihre Art und ihr Benehmen graziös. Er wurde ganz still und labte sich an ihr, ergötzte sich an der Freude, die Frau kennenzulernen, die er bald zur Gemahlin nehmen würde. Der Drang, sie zu besitzen – sich hier und jetzt mit ihr zu vereinen –, stieg in ihm hoch.
    Vor ein paar Tagen war er heimgereist und erst gestern wieder in Tivoli angekommen. Der einzige Grund für seine Reise war die Vollmondnacht gewesen, die er gemeinsam mit seinen Brüdern verbracht hatte. Es bestand die Möglichkeit, das Ritual auch auf fremdem Boden auszuüben, aber wenn sein Geist und sein Körper sich verwandelten, war er verletzlich. Deshalb zog er es vor, nicht in der Gesellschaft von Fremden zu sein.
    Als er sprach, verriet Nick nicht mit der kleinsten Silbe, worüber er gerade nachgedacht hatte. »Ihr zögert mit Eurer Unterschrift. Warum?«
    Janes Blick huschte zur Tür und dann wieder zu ihm zurück. »Ihr müsst wissen, dass Euer Antrag recht überraschend kommt.«
    »Als freudige Überraschung?«, wollte er wissen.
    »Aus der Sicht meiner Tante auf jeden Fall«, erwiderte sie und lächelte bemüht.
    »Und aus Eurer?«, fragte er.
    »Aus meiner Sicht«, vertraute ihm Jane an, »seid Ihr zu unbeständig. Bei der Villa d’Este wart Ihr, wie ich mich entsinne, ziemlich stark auf eine andere Dame fixiert.«
    »Aha!« Ein neuer Ausdruck trat in seine Augen und ließ sie vorsichtig werden. »Ich kann mein Verhalten von neulich nicht näher erklären. Aber als Ihr den Garten verlassen hattet, habe ich bemerkt, dass ich mich stark zu Euch hingezogen fühle. Bitte entschuldigt die Notwendigkeit, unsere Heirat durch dieses förmliche Arrangement mit Euren Eltern zu erwirken. Aber das ist hier bei uns in Italien so üblich.«
    »Es unterscheidet sich nicht sehr davon, was in England üblich ist. Aber selbst dort lernen sich Mann und Frau erst ein wenig kennen, bevor sie heiraten.« Sie spreizte die Finger und gab so ihrer Verwirrung Ausdruck. »Wie könnt Ihr jemanden heiraten wollen, den Ihr gar nicht kennt?«
    »So wie ich es auf Euren englischen Bällen beobachten konnte, tauschen sich Mann und Frau auch dort vor der Verlobung nur wenig aus. Die Frauen kleiden sich wie Blumen, um die Männer anzulocken. Ein paar wenige Tänze, noch weniger Worte, und die Männer sind unversehens verheiratet.«
    »Ich war nicht aufreizend gekleidet, als wir uns kennenlernten.«
    »Wie kann ich mich doch dann glücklich schätzen, dass ich Eure Verkleidung durchschaute.«
    Nick fühlte, wie sie gegen die Pforten seiner Gedankenwelt drängte. Ihre Berührung war zielgerichtet, aber schwächer als sein Wille und leicht abzuwehren. Zweifellos war das nicht ihr stärkstes Talent. Für einen kurzen Moment dachte er darüber nach, was das wohl sein könnte.
    »Ich habe das Gefühl, als gebe es einen Grund für Euren Antrag, den Ihr mir nicht verraten wollt. Warum sonst die Eile?«, nahm sie das Gespräch wieder auf.
    »Ich kann meinen Ländereien nur schlecht für längere Zeit fernbleiben. Vor kurzem habe ich beschlossen zu heiraten. Und jetzt will ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    »Und jede beliebige Frau kommt dafür in Frage? Sogar eine, die verkleidet gegen Bezahlung die Zukunft weissagt?«
    »Ich stelle

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