Der Kuss des Satyrs
Familie ihr verweigert hatte. Sie drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Es ist nicht möglich, die Wahrscheinlichkeit und die Geburt von Erben im Vorhinein festzulegen.«
Geheimnisse flammten in seinem Blick auf. »Deshalb habe ich den Absatz einfügen lassen. Irrt Euch nicht – die Zeugung von Erben ist von eminenter Bedeutung für meine Beziehung zu Euch. Solltet Ihr Euch als nicht willens oder nicht fähig erweisen, mich mit solchen zu versorgen, muss ich die Freiheit haben, mich mit einer anderen zusammenzutun.«
Er trat vor sie, hob mit einem Finger ihr Kinn an und wartete, bis sich ihre Blicke trafen. Erstaunlicherweise stellten sich bei seiner Berührung keinerlei Visionen ein. »Versteht Ihr, was das bedeutet?«, fragte er.
Sie schaute ihn scharf an. Meinte er jetzt den Geburtsvorgang oder …
»Versteht Ihr, was in unserem Ehebett passieren wird?«, stellte er klar.
Sie zappelte, und er erlaubte, dass sie sich aus seinem Griff befreite. »Eure Frage kommt etwas vorschnell. Bevor wir uns einig werden, habe ich selbst einige Bedingungen zu stellen.«
Er verschränkte die Arme und lehnte sich an den Schreibtisch. »Sprecht.«
»Es geht um meine Schwester, Emma. Ihr wisst von ihr?«
Er nickte.
»Seit dem Tod unserer Mutter habe ich mich um Emma gekümmert. Wenn ich heiraten sollte, dann möchte ich sie bei mir haben. Und ich würde ein Versprechen halten wollen, das ihr einst gegeben worden ist, nämlich dass sie eine Schule besuchen darf, die sie selbst ausgesucht hat. Sie ist recht intelligent.«
»Selbstverständlich«, stimmte er zu.
»Es könnte teuer werden«, warnte sie ihn.
Er wedelte mit dem Finger in einer sorglosen Geste, die typisch italienisch war. »Die Kosten spielen keine Rolle.«
Jane stieß den Atem aus, von dem sie nicht gewusst hatte, dass sie ihn angehalten hatte. Wie unproblematisch das doch gewesen war. Vielleicht würde der Umgang mit ihm doch gar nicht so schwierig werden.
»War das Eure einzige Bedingung?«
»Ich habe noch eine zweite«, sagte sie. »Ich bin es gewohnt, meine Beschäftigungen frei wählen zu dürfen. Ich möchte sie weiterhin betreiben, ohne dass Ihr Euch einmischt.«
»Handlesen?«
»Nein«, sagte sie und konnte es gerade noch verhindern, dass sie errötete. »Das habe ich nur des Geldes wegen getan.«
Er legte den Kopf schief und schaute sie abschätzend an. »Ist die Frage gestattet, wobei es sich im Groben bei dieser Beschäftigung handelt?«
Ihr wurde bewusst, dass sie die Hände rang, und sie zwang sich dazu, sie ruhig zu halten. Sie legte sie in ihren Schoß, eine über die andere. »›Studien‹ wäre eigentlich die treffendere Bezeichnung. Botanische Studien.« Sie unterdrückte den Impuls, sich mit weiteren Erklärungen und Bitten zu demütigen.
Er schaute sie noch ein wenig länger an, dann antwortete er ihr unbekümmert und ohne Vorbehalt. »Solange sie weder Euch noch meine Familie in irgendeiner Weise gefährden oder kompromittieren, dürft Ihr Euren Beschäftigungen nachgehen.«
Sie seufzte. »Das finde ich so schwierig bei dieser ganzen Ehe-Geschichte: Warum darf der Mann seiner Frau etwas erlauben oder verbieten, nur weil er ein Mann ist? Wenn ich ehrlich sein soll, dann würde ich doch lieber ledig bleiben.«
»Es ist die Pflicht des Ehemanns, seine Frau und seine Familie zu schützen. Und Ihr solltet bedenken, dass Signore Cova weiterhin Eure Zukunft für Euch bestimmen wird, solange Ihr nicht heiratet.«
Sie wusste, dass er recht hatte. Bis sie selbst genügend Geld hatte, würde immer irgendein Mann über ihr Leben bestimmen.
Das Gefühl, in der Falle zu sitzen, schnürte ihr den Atem ab. Warum machte sie dieser Farce nicht einfach ein Ende? Sie sollte ihn ablehnen, und damit wäre die Sache ein für alle Mal erledigt. Seine Kinder zur Welt zu bringen war einfach zu riskant. Und wenn er wüsste, wie anders sie war, dann würde er mit Sicherheit gar keine Kinder von ihr wollen.
In ihrer Verzweiflung hatte sie eine Idee. Es gab eine Möglichkeit, flüsterte eine Stimme in ihr. Es gab doch Kräuter, die angeblich eine Schwangerschaft verhinderten. Dank dieser Kräuter könnte sie ihn heiraten und bei ihm liegen und doch nicht schwanger werden.
Es war Betrug, und er würde über kurz oder lang die Ehe annullieren lassen, wenn sie ihm keinen Erben gebar. Aber so lange hätten Emma und sie ein Zuhause. Und danach den Unterhalt, den er versprochen hatte.
Sie betrachtete ihn unter halbgeschlossenen
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