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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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aufmerksamer, störender Ehemann. So ein Mann würde schnell feststellen, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Er würde herausfinden, dass sie Dinge tat … fühlte … wusste, von denen andere keine Ahnung hatten. So ein Mann würde sie verstoßen, wenn er hinter ihr Geheimnis gekommen war.
    Denn was auch immer sie geworden war – sie konnte nicht länger glauben, dass sie wirklich noch ein Mensch war.

[home]
    Kapitel 6
    A m späten Vormittag des nächsten Tages betupfte Izabel ihre schmalen Lippen mit einer frisch gestärkten Serviette, dann unterbrach sie die Stille, die sich über das Esszimmer gelegt hatte. »Das ist ein unglaublicher Glücksfall.«
    In einem Kleid aus elegantem, pfirsichfarbenem Satin saß sie zu Janes Linken an einem Kopfende des rechteckigen Esstischs, den ein damastenes Tischtuch bedeckte. Janes Vater, dessen Stuhl am anderen Ende des Tischs viel zu zierlich für ihn war, schaute bei ihren Worten auf.
    »Wir müssen schnellstens annehmen, bevor er das Angebot wieder zurückzieht«, fügte Izabel hinzu.
    »Hm-hm«, murmelte Jane. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Buch, das, halb versteckt unter der Tischkante, aufgeschlagen auf ihren Knien lag. Es war Homers
Odyssee
, deren Lektüre sie bereits oft genossen hatte. Aber heute las sie einen bestimmten Abschnitt mit neuem Interesse.
    Homer erwähnte eine Heilpflanze namens Goldlauch. Der Götterbote Hermes hatte sie Odysseus als Schutz vor den Zauberkräften der Zauberin Circe gegeben. Gab es etwa Hoffnung für sie? Konnte dies das Mittel sein, mit dem sie sich von ihrer Andersartigkeit heilen würde? Der Gedanke war ihr gestern gekommen, als Emma ihr aus dem Werk von Linné vorgelesen hatte. Sowohl er als auch der Botaniker Dioskurides hatten wie Homer zuvor von der heilkräftigen Wirkung dieser Pflanze berichtet. Beide hatten sie beschrieben, und ihre Beschreibung deckte sich mit dem Aussehen des ihr bekannten Goldlauchs, der nur eine einzige gelbe Blüte entwickelte. Andere nannten sie Lilienlauch, während wieder andere sie unter dem Namen Hexenknoblauch kannten.
    Sie sehnte sich danach, das Thema mit ihrer Schwester zu erörtern, obgleich sie den Grund für ihr Interesse daran niemals verraten würde. Aber der Stuhl ihr gegenüber war leer; Emma war oben und erhielt gerade Italienischunterricht.
    »Nun? Bist du nicht einverstanden?« Izabels Stimme hatte einen schrillen Tonfall angenommen.
    Jane riss sich von ihrem Buch los. Erschrocken stellte sie fest, dass sowohl ihr Vater als auch ihre Tante sie erwartungsvoll anschauten. Was hatte sie verpasst?
    »Äh, ich bin mir nicht sicher …«, begann sie. Sie griff nach einem Croissant und biss ab, um den Satz nicht vollenden zu müssen.
    »Es genügt wohl, wenn ich sage, dass wir ihn für hinreichend zufriedenstellend erachten«, informierte ihre Tante sie. »Du musst ihn als deinen Ehemann akzeptieren.«
    Homer fiel mit einem dumpfen Knall zu Boden.
    »Was zum Teufel …?« Ihr Vater steckte den Kopf unter das gestärkte Tischtuch, um nachzusehen, was das Geräusch verursacht hatte. Jane starrte ihre Tante an.
    »Meinen w-was?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
    »Deinen Ehemann, Mädchen! Was glaubst du eigentlich, wovon ich die letzten zehn Minuten geredet habe?« Izabel griff nach einem Löffel, bewunderte geistesabwesend ihr Spiegelbild in dem polierten Silber und tauchte ihn dann in die Suppe.
    »Signore Nesta hat um meine Hand angehalten?«, quietschte Jane und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an.
    »Nein, nicht Nesta«, schimpfte Izabel. Der Löffel fiel klirrend auf den Tisch, als wollte er ein Ausrufezeichen hinter ihre Verärgerung setzen.
    »Ein anderer möchte mein Ehemann werden?«
    »Nicht einfach irgendein anderer«, fuhr ihre Tante fort. Ihre Augen glitzerten, als sie sich vorbeugte, um ihre kostbare Nachricht zu überbringen. »Signore Nicholas Satyr.«
    Jane riss den Kopf herum. Der Mann aus dem Zelt? Der wollte sie heiraten? Sie versuchte, die Nachricht aufzunehmen, zu verarbeiten, aber sie war nicht dazu in der Lage.
    »Unmöglich!«
    Izabels Lippen wurden dünn. »Ein reicher, angesehener Gentleman hat um deine Hand angehalten, und alles, was du dazu zu sagen hast, ist ›unmöglich‹?«
    Verwirrt schüttelte Jane den Kopf. »Das muss ein Irrtum sein. Er kennt mich ja noch nicht einmal.«
    »Er behauptet, ihr wärt einander begegnet«, sagte ihre Tante.
    Jane war von dieser Nachricht so schockiert, dass sie keinen Ton mehr herausbrachte. Hatte er ihre Verkleidung

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