Der Kuss des Satyrs
will, kann er sie gerne haben.«
»Aber wenn sie wirklich kein Mensch ist, haben die Ringe möglicherweise keine Macht über sie«, beharrte Signora Bich.
Genervt verdrehte Izabel die Augen. »In diesem Fall werden wir dafür sorgen, dass ihr aufgrund ihrer verschiedenen Abnormitäten das elterliche Sorgerecht entzogen wird. Aber das sind wirklich Kleinigkeiten, und wir haben noch viel Zeit, uns darum zu kümmern. Zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung.«
Signora Natoli klatschte begeistert in die Hände. »Ah ja! Unsere gute Tat!«
Fünf Köpfe drehten sich zur nahe gelegenen Grotte. Durch den Halbschatten schaute ein dunkles Augenpaar zu ihnen herüber. Wachsende Angst stand in ihm geschrieben. Izabel stand auf und trat näher, um ihren Gefangenen zu begutachten. Die anderen folgten ihr. »Wie ich sehe, haben wir das notwendige Schmuckstück für unsere kleine Feier rekrutiert.«
Der junge Mann lag auf einer leichten Anhöhe und war an einen Felsbrocken gefesselt. Mit Ausnahme eines Taschentuchs, das ihm in den Mund gestopft war, war er nackt.
Signora Bich nickte. »Wir haben ihn vor einem schwierigen Leben im Hafen bewahrt.«
»Er war sehr hungrig«, fügte Signora Nesta hinzu.
Izabels Blick heftete sich auf das verschrumpelte Genital des jungen Mannes. Wegen seiner Angst war es schlaff, aber sein Potenzial stand außer Frage. »Eine feine Rettung.«
Die anderen Damen bemerkten, wohin sie schaute, und kicherten.
Izabel streichelte freundlich das stoppelige Kinn ihres Gefangenen. Er riss die Augen auf, und ein Schauer durchlief seinen Körper. »Wollt Ihr Wein?«, fragte sie. Die Frage war rein rhetorisch, der Knebel machte immer durstig.
Er nickte. Hinter ihr ertönte das Plätschern von Flüssigkeit, und der Zeremonienkelch wurde ihr gereicht.
»Ich nehme das Tuch aus Eurem Mund, damit Ihr trinken könnt«, sagte sie zu ihm. »Aber Ihr müsst versprechen, nicht zu schreien.«
Wieder nickte er. Langsam entfernte sie den Knebel, um sicherzugehen, dass er zu seinem Wort stand. Als sie ihm den Kelch reichte, trank er hastig. Sie schauten ihm zu. Er musste eine hinreichende Menge trinken.
»Genug«, sagte Izabel. Sie nahm ihm den Kelch ab, bevor er ausgetrunken hatte. Die aphrodisische Wirkung des mit Drogen versetzten Weins unterschied sich von Mann zu Mann. Wenn er zu sehr davon beeinflusst war, wäre er nicht mehr in der Lage, sie zu befriedigen.
Sie strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Seine Augen waren haselnussbraun. »Wie heißt Ihr, Signore?«, fragte sie.
Seine Unterlippe bebte.
»Kommt schon! Habt keine Angst«, drängte sie ihn.
»Carlo«, krächzte er.
»So stark.« Sie fuhr mit dem Handrücken über seinen Brustkorb und seinen Unterleib. Seine Muskeln zuckten bei ihrer Berührung. »Und so schön.«
»Bitte, Signora, lasst mich frei. Bitte.« Seine Stimme wurde vor Furcht ganz schrill.
»Bald.«
Er wehrte sich gegen den Knebel, aber die Damen hielten ihn fest. Als er wieder eingesetzt war, ließen sie ihn allein.
Sie holten goldene, mit antiken Symbolen verzierte Kelche hervor und füllten sie mit altem Wein aus einer dekorativen Urne. Gemeinsam wiegten sich die Schwestern im sanften Sonnenlicht und sangen ihre überlieferten Lieder.
Schnürungen und Haken öffneten sich unter den Liebkosungen durch weibliche Finger. Seide und Leinen klebte, raschelte und löste sich schließlich von Haut. Seufzer der Erleichterung erklangen, als von Korsettstriemen gezeichnetes Fleisch befreit wurde. Mit dem Lockern der körperlichen Enge ging das Lockern moralischer Zwänge einher.
Izabel suchte nach Signora Natoli und beobachtete, wie eine andere den Stoff von den üppigen Brüsten ihrer Freundin schälte. Signora Natolis Blick fand kurz den ihren, dann senkte sie ihn rasch. Sie war immer so entzückend verschämt, wenn sie sich auszogen.
Bald standen alle fünf Frauen splitternackt in den Schatten des Spätnachmittags. Alle trugen sie Schmuck an einer Stelle ihres Körpers, die sehr unschicklich war. Identische Silberringe schmückten ihre Brustwarzen, zehn Ringe blinkten im nachlassenden Sonnenlicht.
Als die Mädchen, die sie einst waren, zu Frauen wurden, hatten ihre eigenen Mütter sie in den Bund aufgenommen. Vor Jahrzehnten war das Silber in einer feierlichen Zeremonie durch ihr Fleisch getrieben worden und hatte sie als Mänaden gekennzeichnet. Izabel erinnerte sich noch allzu gut an den exquisiten Schmerz, den das Durchbohren verursacht hatte. Man sagte, er gleiche dem des
Weitere Kostenlose Bücher