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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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auf die Hacken. Eine einzige Berührung hatte noch nie zuvor so viel bewirkt.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, als werde sie von jemandem beobachtet. Rasch blickte sie sich um, sah aber niemanden.
    Sie hörte ein Rascheln und schaute voraus. Der Pfad, der sie noch vor wenigen Sekunden gelockt hatte, war plötzlich verschwunden! Es war fast, als wären die Bäume dichter zusammengerückt, um den Weg zu verbergen und ihr den weiteren Zutritt zu verwehren. Nur der Weg hinter ihr war noch zu sehen.
    »Ich will nichts Böses«, murmelte sie.
    Aber der Weg blieb ihr verschlossen. Sie hatte keine andere Wahl, als umzukehren.
     
    Als sie wieder beim Kastell eintraf, stellte Jane überrascht fest, dass sie drei Farnwedel von der Länge ihres Arms bei sich trug.
    Sie fegte damit über die Schwelle der Küchentür und murmelte: »Halte Übel fern von hier; beschütze alle, die hier wohnen.« Verlegen warf sie die Farnwedel hinaus und knallte die Küchentür zu.
    »Wie töricht!«, schalt sie sich. »Als würde das etwas helfen!«
    Da Nicholas erst spät zum Abendessen kommen würde, suchte sie nach einer anderen Beschäftigung. »Zeig mir bitte die Bibliothek!«, forderte sie das erste Dienstmädchen auf, dem sie begegnete.
    »Aber die Tür zur Bibliothek ist geschlossen, Signora.«
    »Zugeschlossen, meinst du?«
    Das Dienstmädchen schüttelte den Kopf. »Nein, Signora. Sie ist nur zu.«
    »Dann bring mich hin, und ich werde sie öffnen«, sagte Jane leicht irritiert.
    Das Dienstmädchen machte ein Gesicht, als sei ihr ein Geist begegnet. »Aber Signore Faunus hat gesagt, dass in diesem Haus eine geschlossene Tür niemals geöffnet werden darf. Ganz egal, wie merkwürdig die Geräusche dahinter auch sein mögen.«
    Jane zog die Brauen hoch. Merkwürdige Geräusche? Wovon sprach sie nur?
    Das Dienstmädchen schaute eilig zum Fenster und wieder zurück. »Entschuldigt, bitte, Signora, aber es wird dunkel.«
    Jane blickte ebenfalls zum Fenster. Sie war zutiefst verwirrt. Die Umrisse von Rebstöcken und Olivenbäumen waren auf dem Hügel zu erkennen. Dahinter ging die Sonne unter und tauchte den Himmel in ein kräftiges Orange.
    Das Dienstmädchen zog sich zur Tür zurück und knickste bei jedem zweiten Schritt. »Ich muss gehen. Morgen früh bin ich wieder da.«
    Überrascht richtete sich Jane auf. »Wieder da? Du wohnst nicht hier auf dem Gut?«
    Jetzt war es an dem Dienstmädchen, überrascht zu sein. »Nein, Signora. Der Herr hat eigene Unterkünfte für die Dienerschaft bauen lassen. Außerhalb des Gutes.«
    »Eigene Unterkünfte für alle Dienstboten?«, fragte sie. Sie hatte noch nie von so etwas gehört.
    »Ja, Signora. Am Abend gehen wir alle. Außer Signore Faunus natürlich. Und dem Herrn.«
    Das Dienstmädchen spielte an dem numerierten Metallschild, das sie am Kragen trug. Es sah genauso aus wie diejenigen, die Jane in der Küche entdeckt hatte.
    »Warum trägst du das da?«
    Das Mädchen schaute auf die Marke und dann auf Jane. »Niemand ohne Marke darf das Gut betreten.« Sie warf einen kurzen Blick auf Janes Brust und wurde rot. »Ich meine … natürlich … außer Euch und dem Herrn. Wir stecken uns die Marken an, wenn wir morgens kommen, und lassen sie hier, wenn wir abends wieder gehen.«
    »Ich habe davon gehört, dass Bergleute solche Marken tragen, bevor sie unter Tage gehen. Sie müssen nach der Schicht wieder abgegeben werden, damit sichergestellt ist, dass alle es heraus geschafft haben.«
    Das Dienstmädchen sah sie nicht an. »Ich weiß nichts über den Bergbau. Wir hängen unsere Marken wieder an das Wandbord, damit Signore Faunus und der Herr sie abzählen und somit ohne Probleme feststellen können, ob alle gegangen und sie allein sind.«
    »Und was ist mit Herrn Satyrs Brüdern? Handhaben sie das auch so?«
    »Ja, Signora. Ihre Diener wohnen in denselben Unterkünften wie wir. Das gesamte Personal trifft im Morgengrauen auf den Gütern ein und verlässt sie jeden Tag in der Abenddämmerung.«
    Das Dienstmädchen trat nun von einem Fuß auf den anderen und schien es furchtbar eilig zu haben.
    Jane hatte Mitleid mit ihr und entließ sie.
    Das Mädchen rannte nahezu zur Küche. Auf dem Weg machte sie bereits ihre Marke ab, als wären ihr die Höllenhunde auf den Fersen. Was um alles in der Welt glaubte sie wohl, das mit ihr passieren würde, sollte sie nach Einbruch der Nacht noch im Kastell sein?
    Jane fand die Bibliothek auch allein. Sie hielt den Atem an, als sie die Tür öffnete und

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