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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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hindurchschlüpfte. Es geschah nichts Besonderes, und sie schalt sich selbst, dass sie sich von der Furcht des Dienstmädchens hatte anstecken lassen.
    In der Bibliothek stellte sie erfreut fest, dass die Sammelleidenschaft ihres Gatten nicht vor der Bibliothek haltgemacht hatte. Sie ließ ihre Finger über vergoldete Aufdrucke auf den ledernen Rücken neuer und alter Bücher gleiten, die in hölzernen Bücherschränken untergebracht waren.
    Ein Werk mit dem Titel
Heilpflanzen und medizinisch wirksame Kräuter der alten Römer
erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie blätterte eine Weile darin herum, bevor sie es an seinen Platz zurückstellte. Auch andere Bücher weckten ihr Interesse, aber es war schwierig, sich auf eines zu konzentrieren, wenn so viele andere Dinge in dem Raum darum bettelten, betrachtet zu werden.
    Archivschränke mit breiten, niedrigen Schubladen beherbergten Dokumente über die Geschichte des Weinguts ihres Ehemanns und der umliegenden Ortschaften während der letzten Jahrhunderte. In anderen Schubladen fand sie Abhandlungen byzantinischer Gelehrter und Verträge über den Verkauf von Wein zu Zeiten der Familie Medici. Sie nahm sich fest vor, sie sich ein andermal genauer anzusehen, wenn sie mehr Zeit hatte.
    Ihr Blick fiel auf eine Ansammlung von Vasen, die auf einem mit ausgefallenen Schnitzereien versehenen Tisch ausgestellt waren. Schwarze Muster auf goldenem Hintergrund zierten eine besonders hohe Amphore. Ein Kranz aus stilisierten Weintrauben und Olivenzweigen wand sich um den oberen Rand, darunter waren die schwarzen Silhouetten verschiedener Figuren abgebildet. Sie ähnelten denjenigen, die sie bereits auf einigen Gegenständen in den öffentlicheren Bereichen des Kastells gesehen hatte, aber sie wurde puterrot, als sie sich auffälliger Unterschiede bewusst wurde.
    Pan mit seiner Flöte war in der Gruppe leicht auszumachen. Der Anblick der anderen Gestalten – nackte, bärtige Männer – schockierte sie. Sie waren phantastische Kreaturen mit behaarten Flanken, zerzaustem Haar und irrem Blick. Ein jeder hatte einen dünnen, wellenförmigen Schwanz, und ein enorm beeindruckender Phallus hob sich zwischen ihren Schenkeln in die Luft.
    Eine große Terracotta-Schale stand ein wenig abseits von den Vasen, als sei sie besonders wertvoll. Jane kniete sich davor, um sie sich ganz genau anzusehen. Die Schale war in umgekehrter Weise bemalt: Ein Flachrelief heller Figuren schmückte einen dunklen Hintergrund, unzählige Männer und Frauen tranken und tanzten mit ausgebreiteten Armen, der Ausdruck auf ihren Gesichtern reichte von ekstatisch bis dämonisch. Ein Mann hielt einen Weinschlauch an die Lippen einer Frau, während ein anderer Mann sie von hinten nahm. In seinem Enthusiasmus hatte der Künstler dieses männliche Untier mit zwei Phallussen ausgestattet, einem über dem anderen!
    Jane schluckte hörbar. Sie wandte sich ab und versuchte sich von den verstörenden Darstellungen abzulenken, indem sie erneut durch die Regale stöberte. Als sie die seltenen Bände zwölf bis neunzehn der
Historia Naturalis
des griechischen Botanikers Plinius des Älteren entdeckte, war ihre Aufmerksamkeit geweckt.
    Aber immer wieder ertappte sie sich dabei, dass ihr Blick zu den mysteriösen Vasen mit ihren erotischen Darstellungen abschweifte.

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    Kapitel 13
    B eim Abendessen war Janes Ehemann höflich, aber distanziert. Er fragte nach ihrem Befinden und wie sie den Tag verbracht hatte. Im Gegenzug erkundigte sie sich nach dem Gut und seiner Vergangenheit.
    »Meine Vorfahren haben diesen Weinberg angelegt und aus Gründen der besseren Verteidigung eine Mauer darum errichtet«, erzählte er. »Die Mauer umschließt etwa achthundert Hektar Wald, Obst- und Olivenhaine und natürlich die Weinberge.« Herausfordernd hob er sein Weinglas an die Lippen.
    Falls seine Erwähnung der Weinberge als Köder gedacht gewesen war, so sprang sie doch nicht darauf an. Sie hatte beschlossen, dass es am besten wäre, wenn sie seinen Beruf fürs Erste einfach ignorierte.
    »Und was ist mit Euren Brüdern? Wie weit sind ihre Güter entfernt?«
    »Beide sind je eine halbe Stunde zu Pferd entlang der äußeren Mauer entfernt. Wir laden sie in ein paar Wochen zu Besuch ein. Wenn wir wieder Gäste empfangen.«
    Nach den Flitterwochen, meinte er wohl.
    Obwohl sie ihn sehr genau beobachtete, konnte sie keinerlei Anzeichen in seinem Gebaren entdecken, dass er von ihrer gemeinsamen Betätigung in der vergangenen Nacht irgendwelche

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