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Der Kuss des Satyrs

Der Kuss des Satyrs

Titel: Der Kuss des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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waren die eines Mannes. Und sie sahen sie.
    Im Wald wurde es unnatürlich still, das Schreien der Vögel und das Summen der Insekten verstummten.
    Finger der Angst griffen nach ihr. Der Wald, der sie zuvor willkommen geheißen hatte, legte sich um sie wie ein Totenhemd. Dicke Äste schienen sich dicht um sie herumzubiegen.
    Sie drehte sich um und floh, vor dem Wald – vor sich selbst. Warum hatte sie so etwas gesehen? Verlor sie den Verstand?
    Bei jedem ihrer Schritte schoss ein kleiner Kreis zierlicher Pilze aus dem Boden um ihre Füße. Sie fing an zu rennen. Die Kreise markierten ihren Weg, verschwanden, sobald sie den Fuß hob, und erschienen neu, wenn sie ihn wieder auf den Erdboden setzte.
    Eine Schlingpflanze wand sich um ihren Knöchel und brachte sie zu Fall. Sie stürzte auf die Knie, verlor ihren Korb. Der starke Geruch nach verrottender Vegetation auf dem Waldboden stieg ihr in die Nase. Sie stützte die Hände auf den Boden. Sie konnte es nicht verhindern. Sie verschmolz. Bilder erschienen vor ihrem geistigen Auge …
    … Bilder von schwitzenden Körpern, die sich in leidenschaftlicher Euphorie wanden und aneinander rieben. Bilder von Frauen, die zur Befriedigung der Lust von Männern, die mehr als Menschen waren, gefangengehalten wurden. Bilder davon, was ihr bevorstand, hier an diesem Ort …
    Überwältigt glitt Jane ins Dunkel.
    Als sie erwachte, lag sie auf einer Bank im Garten hinter dem Kastell. Wie sie dahin gekommen war, wusste sie nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie vielleicht alles nur geträumt hatte, aber der Saum ihres Kleides war feucht von Tau, und ihr Korb mit dem Goldlauch stand ordentlich neben ihr.
     
    »Deine Frau war heute Nachmittag im Wald. In der Nähe eines der Tempel rund um den Versammlungsort«, sagte Lyon.
    Nicks Herz schlug schneller. »Was ist passiert?«
    »Ich habe gefickt. Ich glaube, sie hat mich gesehen.«
    »Sie hat nichts dergleichen erwähnt«, sagte Nick.
    »Ja, also, irgendwas bewirkte, dass sie in Ohnmacht gefallen ist, und –«
    »Verdammt! Sie ist in Ohnmacht gefallen?«
    »Ich habe sie in deinen Garten zurückgetragen«, sagte Lyon.
    »Warum hast du da überhaupt am helllichten Nachmittag gefickt?«, donnerte Nick los.
    Lyon vergrub die Hände in den Hosentaschen. Er war leicht verlegen. »Als hättest du selbst so etwas noch nie getan! Wie auch immer, ich hatte seit dem Morgengrauen im Weinberg gearbeitet. Ich brauchte eine Pause.«
    »Wenn du so müde warst, wie hast du dann überhaupt die notwendige Energie aufgebracht?«
    Lyon warf ihm einen Blick zu. »Na ja, es gibt eben müde und müde.«
    »Verdammt noch mal, Lyon!«
    »Wann und wo ich ficke, geht dich überhaupt nichts an, Bruderherz. Ich erzähle es dir nur, falls Jane dich darauf anspricht. Wenn sie die Nebelnymphen gesehen hat, die ich heraufbeschworen habe, wird sie dir früher oder später Fragen stellen.«
    »Da hast du recht, natürlich.« Nick rieb sich den verspannten Nacken. »Aber ich verstehe das nicht. Wie konnte sie überhaupt in deine Nähe kommen, ohne dass der Wald sie abhielt?«
    »Die Mächte, die den Wald beschützen, haben möglicherweise ihr Feenblut gewittert und waren verwirrt. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es passiert ist.« Lyon zögerte. »Da ist noch etwas anderes. Sie hatte einen Korb dabei, mit Goldlauch, den sie aus unserem Wald geholt hat.«
    »Sie hat eine Heilpflanze gesammelt? Wofür denn?« Nicks Blick wanderte zur Tür. Er dachte an seine Frau und die Zeit, die sie gestern Abend miteinander verbracht hatten. Sie waren miteinander verschmolzen, zwar nur kurz, aber es war gefährlich gewesen. Er konnte seine Geheimnisse keiner Frau anvertrauen und würde sich zukünftig in Acht nehmen. Vielleicht dachte sie genauso. Am Morgen hatte sie fast ängstlich gewirkt.
    »Glaubst du, sie spürt die Bedrohung und will sie abwehren?«, fragte Lyon.
    »Welche Bedrohung?«
    »Die von Jane und ihren Schwestern«, erklärte Lyon genervt. »Die, von der König Feydon in seinem Brief geschrieben hat. Also wirklich, hat dich die Ehe um den Verstand gebracht?«
    Nick wurde rot und riss sich zusammen. »Diese Bedrohung – also, ich habe es noch nicht gänzlich durchdacht, aber ich glaube, dass sie aus Janes irdischer Familie hervorgeht.«
    »Auch wenn du mir vielleicht den Kopf abreißt, aber darf ich fragen, wann du ihr endlich sagen wirst, was sie ist? Was wir sind?«, fragte Lyon.
    »Ich kümmere mich um sie auf meine Art.«
    »Warum in diesem

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