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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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packte den Blonden am Handgelenk und zog ihn zu sich heran. »Ich sage es nur einmal. Weswegen ich und meine Schwester hier sind, geht dich einen Fliegenschiss an. Du kannst froh sein, dass du noch stehst. Wären hier nicht so viele Menschen .«
    Die beiden Brüder sprangen vor und rissen Antonia von seiner Seite. Sie gab ein Knurren von sich, das erstickte, als ihr Kopf brutal nach hinten gebogen wurde. Eine Hand mit spitzen Krallen lag an ihrer Kehle. Die Brüder sahen auf einmal nicht mehr rothaarig-irisch aus; ihre Pupillen waren gelb geworden, das Haar wilder und sie hatten eine geduckte Haltung eingenommen. Wie alle ausgebildeten Werwölfe beherrschten sie die Kunst, sich halb zu verwandeln: Der Kopf war menschlich, der Körper der eines Wolfs. Seine Seelenpartnerin in der Gewalt fremder Bestien - die Haut an Derenskis Hinterkopf zog sich zusammen.
    Der Typ in der Lederhose schüttelte Derenskis Hand ab und trat dicht vor ihn. »Die Stadt gehört uns, und wir dulden keine Rudelkämpfe. Verschwindet von hier!«
    Sie waren Freie. Das Prickeln in Derenskis Hinterkopf wurde stärker. »Du weißt scheinbar nicht, wer ich bin.«
    »Krakauer Abschaum.«
    Antonia bohrte einem ihrer Peiniger den spitzen Absatz ihrer Sandalette in den Fuß, doch ein Werwolf war damit nicht zu beeindrucken. Sie knurrte und biss um sich. Einer der beiden Iren schlug ihr ins Gesicht, blutige Striemen blieben zurück.
    »Polizei! Wann ruft endlich jemand die Polizei!«, kreischte eine Frauenstimme.
    Die Musik dröhnte unvermindert laut, und der Anblick von Antonias Blut ließ den Krakauer alles vergessen. Er stürzte sich auf die Iren, schnappte nach der Kehle des einen, zerriss ihm mit den
    Krallen das Hemd; an Derenski ihm war nichts Menschliches mehr.
    »Maksym, nicht!«, schrie Antonia mit überschnappender Stimme. Wenn er sich in eine reißende Bestie verwandelte, würde er sich nicht mehr beherrschen können. Das war ihm schon immer schwergefallen.
    Die Iren hatten die Werwölfin inzwischen losgelassen und versuchten nun gemeinsam, sich den tobenden Derenski vom Leib zu halten. Die Besucher des »Fox in the Night« wichen schreiend zurück, die Rufe nach der Polizei wurden lauter. Gläser und Flaschen gingen zu Bruch, einige Gäste hielten Scherben in den Händen, als wollten sie sich damit verteidigen. Vor den Ausgängen hatten sich Menschentrauben gebildet, die Leute schubsten und prügelten sich ins Freie. Der Blonde in der Lederhose war der Einzige, den das Ganze nicht zu berühren schien. Er schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
    »Das ist alles eure Schuld. Verschwindet von der Insel.«
    Er setzte über den Tresen hinweg, hinter dem der Barkeeper stand und eine Flasche Tequila zum Schlag erhoben hielt. Sie sauste herab, verfehlte den Werwolf aber und zerbarst am Tresen. Der strenge Tequilageruch beleidigte Antonias Sinne. Die Iren befreiten sich von Derenski und folgten ihrem Anführer, der durch eine Hintertür nach draußen verschwunden war.
    Der Krakauer Werwolf duckte sich knurrend, auf der Suche nach Beute. Antonia packte ihn am Nackenfell, bevor er sich auf die Menschen stürzen und unter ihnen ein Blutbad anrichten konnte. Sie zerrte ihn zum Tresen, und Derenski ergab sich in ihren Griff, der ihn zu einem ungezogenen Wolfsjungen degradierte, das von der Mutter zur Strafe am Nacken gepackt wurde.
    Der Barkeeper hatte nach einer neuen Flasche gegriffen und hielt sie abwehrend vor sich. Als Antonia die Zähne fletschte und ihn anknurrte, spiegelte sich Entsetzen auf seinem Gesicht, und er flüchtete ans andere Ende der Bar. Sie drängte Derenski auf die Theke, sprang selbst hinauf und kümmerte sich nicht darum, dass ihr enges Kleid dabei riss und ihren Hintern entblößte. Ein Absatz ihrer Sandale brach ab, doch sie kümmerte sich auch darum nicht.
    Derenski rempelte gegen ein Regal, und ein Regen von Gläsern ging klirrend auf ihm nieder. Antonia bugsierte ihn weiter und zur Tür hinaus, durch die die anderen Werwölfe verschwunden waren. Ein Ziehen hinter ihrer Stirn zeigte ihr, dass sie nicht weit von einer Verwandlung entfernt war. Wo waren nur die beiden
    Leibwächter — verflucht! Sie konnte mit Maksym nicht allein fertig werden, nicht, wenn er in dieser wilden Verfassung war. Die Kraft einer Wölfin reichte dann nicht aus, um ihn zu zähmen — nicht einmal die Kraft einer Seelenpartnerin.
    »Ruhig, nicht verwandeln!«, mahnte sie sich selbst.
    Die Tür hinter der Bar führte in einen dunklen Gang, der

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