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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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falschen Seite der Spüle stand, ein Fingerabdruck im Staub auf dem Schlafzimmerschrank. Jemand war während ihrer Abwesenheit in die Wohnung eingedrungen.
    Die Polizei, sie musste die Polizei rufen. Aber bevor sie den Telefonhörer in der Hand hatte, begriff sie die Unsinnigkeit ihres Vorhabens. Die Wohnung war nicht durchwühlt, nichts war gestohlen worden. Ihre Uhr und eine Kette lagen weithin sichtbar auf dem Wohnzimmertisch, die Tür wies keine Einbruchsspuren auf, und die Fenster waren viel zu hoch über dem Boden, als dass dort jemand eingestiegen sein könnte. Die Polizei würde ihr nicht glauben.
    Was war mit ihrem bisher so geordneten Leben passiert? Der Fremde aus ihren Träumen, die Kratzer, die Werwolfjäger, heimliche Beobachter im Park, Eindringlinge in ihrer Wohnung. Hing das alles zusammen?
    Sie fühlte sich in ihrer Wohnung nicht mehr sicher, ihr Nest war entweiht. Nola sprang auf, lief in die Küche und bewaffnete sich mit Eimer, Lappen und Scheuermilch. Sie würde alle Spuren des Eindringlings tilgen und anschließend umgehend einen Riegel sowie ein zweites Schloss anbringen lassen.
    Verschwitzt und erschöpft setzte sich Nola später auf die Kante ihres Betts. Die Sonne war inzwischen weit nach Westen gewandert, und die Wohnung blitzte. Alles stand wieder an seinem Platz, alle fremden Spuren waren getilgt, der Staub aus jeder Ecke entfernt.
    Rücklings ließ sie sich auf die Matratze fallen und schloss die Augen, nur für einen Moment … und begann zu träumen.
    Sie befand sich in einem dunklen Raum. Ein bleiches Viereck zeigte an, wo ein Fenster war. Die Scheibe fehlte, sodass ein kühler Luftzug hereindrang. Sie wollte ihr Kleid zurechtzupfen, die Füße unter den Rock ziehen, doch da bemerkte sie, dass sie nackt war. Außerdem war ein Strick um ihr rechtes Handgelenk gebunden, dessen Ende in der Dunkelheit verschwand. Sie lag auf einem einfachen Holzgestell mit einer groben Matratze und war angebunden wie ein Hund.
    »Rhodry!« Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
    Eine Tür wurde geöffnet, und Pawel Tworek kam herein. Er schaute auf Nola herab wie ein Jäger auf den Köder in seiner Falle. Sie war ihm völlig ausgeliefert. Niemand wusste, wo sie war! Wer sollte sie also retten vor seiner Gier? Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen und entblößte dabei ein Gebiss, das nicht das eines Menschen war — es sah aus wie das eines Raubtiers. Nola wurde noch kälter. Sie wollte um Hilfe rufen, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
    Ihr Peiniger knurrte etwas, das sich für sie anhörte wie: »Schrei du nur, hier wird dich niemand hören. Und jetzt werden wir warten.«
    Worauf warten? Sie hatte keine Idee.
    Plötzlich sprang die Tür auf und krachte gegen die Wand. Herein stürmte Rhodry, eine Laterne in der einen Hand und einen Stab in der anderen. Er war ein anderer als der sanfte Rhodry, den sie bisher erlebt hatte; die Haare flogen ihm ums Gesicht, seine Miene spiegelte mörderische Wut. Er wandte sich ihrem Peiniger zu, wollte den Stab auf dessen Kopf niedersausen lassen. Hinter ihm drängten mehrere Wölfe in den Raum, die die Lefzen über schauerlichen Raubtiergebissen zurückgezogen hatte. Werwolfjäger stürzten in den Raum.
    Nola wollte schreien und Rhodry vor dem Mann hinter ihm warnen, als einer der Wölfe dem Angreifer an die Kehle fuhr. Blut spritzte an die Wand und auf den Boden. Nur ein bewegungsloser Leib blieb zurück.
    Der Kampf war so schnell zu Ende, wie er begonnen hatte. Pawel Tworek verschwand vor der Übermacht durch das Fenster, seine Leute mit ihm. Die Wölfe folgten den Flüchtenden.
    Rhodry kam zu Nola, beugte sich über sie und küsste ihre Augenlider. Sie spürte die Kälte nicht mehr, und auch nicht die harte Matratze, sondern gab sich seinen sinnlichen Lippen auf den ihren hin.

Kapitel 6
    In Schottland wurde ebenfalls die »Times« gelesen. Hier war es sommerlich warm, es herrschte aber keine
    “—^ Hitzewelle. Der Leser saß entspannt unter einem Apfelbaum auf einem Plastikgartenstuhl, auf einem Tisch lagen die ungelesenen Teile der »Times«, daneben stand ein halb volles Bierglas.
    »Das gibt es nicht!« Eugene schlug mit der flachen Hand auf den Plastiktisch. Der machte auf dem unebenen Boden einen Satz, Zeitung und Bierglas kippten herunter. Der Mann kümmerte sich nicht darum.
    »Moira!«, rief er.
    Die Gerufene steckte den Kopf zu einem der geöffneten Fenster des Farmhauses heraus.
    »Ich muss nach London.« Er hielt die Zeitung hoch und erzählte,

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