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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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deinem Herrn und sage ihm, dass es jedem so ergehen wird, der sich uns entgegenstellt. Die Freien und die Schotten haben einen Pakt geschlossen!«
    Der Werwolf rannte davon.
    Eugene stieß den Toten, der in einer Blutlache auf dem Bürgersteig lag, mit dem Fuß an. Er hatte noch dessen Geschmack im Mund. Seine Rache hatte er befriedigt, und langsam klärten sich seine Sinne; er nahm die Straße wieder wahr, die anderen Werwölfe, die Polizeisirene.
    »Sie werden gleich hier sein. Lasst uns verschwinden!«, sagte er. Seine Stimme war noch belegt, mehr Knurren als Reden.
    Eine Polizeisirene drang in Nolas Traum. Sie setzte sich auf und merkte, dass sie nicht im Bett, sondern angezogen im Wohnzimmer auf der Couch lag. Das Zimmer wurde von Blaulicht erhellt, die Sirenen schwiegen inzwischen. Nola streckte sich und tappte zum Fenster.
    Drei Polizeiwagen standen unten, eine Menge Polizisten liefen herum. Direkt vor dem Haus wurde ein Areal mit gelbem Polizeiband abgesperrt. Ein Leichenwagen kam, ein Zinksarg wurde ausgeladen. Nola traute ihren Augen kaum. Ein Toter? Vor ihrem Haus? Sie eilte aus der Wohnung und die Treppe hinunter. Im Stockwerk darunter linste Ms. Murphy aus der Tür.
    »Schlimme Sache, das«, sagte sie. »Ich habe die Polizei gerufen, weil so ein Krach auf der Straße war und jetzt sowas. Haben Sie nichts gehört?«
    Sie kam aus der Tür, als Nola den Kopf schüttelte. »Ich bin von den Sirenen aufgewacht.«
    Gemeinsam gingen sie auf die Straße hinunter. Sie waren nicht die ersten und nicht die einzigen Neugierigen.
    Ein Polizist verstellte ihnen am Absperrband die Sicht, doch Nola gelang es trotzdem, einen Blick hinter die Absperrung zu werfen. Blut auf dem Pflaster, schwarzes Haar, eine verdrehte Körperhaltung. Ein Mann im weißen Schutzanzug richtete sich auf und gab den Sargträgern ein Zeichen, die daraufhin von der Polizei in die Absperrung gelassen wurden.
    »Treten Sie zurück, Ladys, hier gibt es nichts zu sehen«, sagte der junge Polizist vor ihnen.
    Nola trat zurück und zog Ms. Murphy mit sich.
    »Er wurde umgebracht«, flüsterte sie der älteren Nachbarin zu. »Das ganze Blut!«
    »Oh Gott! Hätte ich die Polizei bloß früher gerufen.«
    Ein Kommissar in Zivil trat auf sie zu, offensichtlich indischer Abstammung. »Sergeant Hamilton«, stellte er sich vor. »Wohnen Sie in der Nähe, Ladys?«
    »In dem Haus.« Nola zeigte hinter sich.
    »Beantworten Sie mir bitte einige Fragen. Einzeln und nacheinander.« Er machte mit Ms. Murphy den Anfang.
    Nola beobachtete derweil, was hinter der Absperrung vor sich ging. Den Toten hatten sie weggebracht, die Spurensicherung war noch bei der Arbeit.
    »Ich würde mich wundern, wenn an dieser Sache irgendetwas normal ist. Der Bursche sah aus, als hätte ihm jemand oder etwas die Kehle herausgerissen«, sagte einer - wahrscheinlich der Pathologe - zu einem weiteren Kommissar in Zivil.
    »Kannst du was über den Todeszeitpunkt sagen?«
    »Ist nicht lange her. Halbe Stunde, Stunde. Mehr nach der Obduktion, Inspektor, wenn die Laborwerte da sind.«
    »Das sieht nicht aus wie Menschenhaar.« Einer der Spurensicherer im weißen Plastikanzug hielt ein Büschel Haare mit einer Pinzette hoch, bevor er es in ein Plastiktütchen schob und ein Etikett beschriftete.
    »Alles muss untersucht werden, alles.«
    »Glaubst du an Werwölfe, Inspektor?«, fragte der Pathologe.
    »Nein. Und du?«
    »Nachdem ich das hier gesehen habe, weiß ich es nicht mehr. Ein menschliches Gebiss kann solche Wunden nicht reißen. Und zeige mir einen Hund, der jemandem so gezielt an die Kehle geht.«
    »Ein Kampfhund?«
    »Warum ist dann in dem Blut kein einziger verdammter Pfotenabdruck?« Er seufzte. »Ganz London wird noch verrückt bei der Hitze und mit der Werwolfgeschichte in der Zeitung!«
    Nola schüttelte den Kopf. Auf einmal fiel überall das Wort Werwölfe. Ein brutaler Mord, genau vor dem Haus, in dem sie lebte. Und jemand war in ihre Wohnung eingedrungen. Sie schauderte.
    Der Sergeant war mit Ms. Murphy fertig und kam zu ihr herüber. Er bemerkte ihr Zittern.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Ms. …?«
    »Eleonore McDullen. Doch. Es ist alles so … Ich habe gehört, was der Inspektor und der Pathologe geredet haben.«
    Der indische Sergeant mit dem englischen Namen schrieb etwas in sein Notizbuch und sah Nola danach fragend an.
    Einen Augenblick überlegte sie, ob sie ihm von den Kratzern erzählen sollte, dass Polen in der Stadt aufgetaucht waren und sich als Werwolfjäger

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