Der Kuss des Werwolfs - 1
nicht zu diesem Zweck. Und jetzt nimm das Geld und sag mir, was ich wissen will. Der Earl muss mein werden, und wenn es mein Leben kostet. Du hilfst mir, ansonsten sorge ich dafür, dass . War deine Mutter nicht krank und braucht jeden Tag teure Medizin?«
»Ja, doch, Ms. Amelia.«
Nola hielt es nicht länger auf ihrem Lauschposten. Sie stampfte mit dem Fuß auf, als mache sie einen schnellen Schritt, und riss die Tapetentür auf. Beide Frauen drehten sich abrupt um und sahen erschrocken aus, Jane versteckte eine Hand hinter dem Rücken.
»Ich äh …«, setzte Amelia an, » … kam nur zufällig vorbei und musste sehen, dass Jane ihre Aufgaben nicht ordentlich erledigt. Sie hat Eure Kleider nicht ausgebürstet und so in den Schrank gehängt, dass sie völlig zerknittern. Ich habe sie gerügt, und sie hat mir versprochen, ihre Arbeit in Zukunft besser zu erledigen.«
Falsche Schlange. Jane wurde rot und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ließ es dann aber doch bleiben.
»Wenn Jane ihre Arbeit nicht so erledigt, dass ich damit zufrieden bin, werde ich ihr das selbst sagen.« Nola setzte die hochmütigste Miene auf, zu der sie in der Lage war, die Lippen aufeinandergepresst, und sie kam sich sehr altjüngferlich dabei vor.
»Sehr wohl, Mylady.« Amelia knickste, machte aber keine Anstalten zu gehen.
»Ist noch etwas?«
»Äh, nein. Wenn Ihr mich brauchen solltet, Mylady, meinen Rat oder meine Freundschaft, ich bin immer für Euch da.«
Heuchlerin, hätte Nola ihr am liebsten ins Gesicht geschleudert. Wie konnte jemand aussehen wie ein Engel, aber die Seele eines Teufels haben? Zum Glück verließ Amelia das Zimmer. Nola wandte sich ihrer Zofe zu.
»Was hat sie wirklich gewollt?«
»Ach, Mylady, es war wegen des Kleids, ich war unachtsam.«
»Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht stimmt. Was war wirklich los?«
»Ms. Amelia ist nun mal die Haushälterin, und wenn sie etwas sagt, müssen wir gehorchen.« Jane zog die Nase hoch. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut, das war offensichtlich, und Nola fragte sich, ob das aus Solidarität mit Amelia geschah oder weil ihr die Sache peinlich war.
»Ms. Amelia ist streng«, schniefte Jane weiter. »Es muss immer alles so gehen, wie sie das wünscht, sonst schimpft sie mit uns und bestraft uns.«
»Was hat sie dir für eine Strafe angedroht?«
»Dass sie es ihrem Vater sagt und er eine andere Zofe für Euch findet, Mylady.«
»Das würde dir nicht gefallen?« Nola hoffte immer noch, Jane würde mit der Wahrheit herausrücken.
Die schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht wieder mit der Wäsche arbeiten. Sie werden sich doch nicht bei Dalton über mich beschweren, Mylady?«
»Habe ich Grund dazu?«
Janes Kopfschütteln wurde noch heftiger. »Ich werde sehr gut auf Eure Kleider und anderen Sachen aufpassen. Ich habe auch gar nicht vergessen, sie auszubürsten, egal, was Ms. Amelia behauptet.«
»Ich bin nicht unzufrieden mit dir. Du kannst jetzt gehen.«
Mehr als erleichtert huschte Jane an ihrer Herrin vorbei und aus dem Zimmer. Nola ließ sich auf ein kleines Sofa fallen, stützte die Ellenbogen auf der Armlehne ab und legte das Kinn in eine Handfläche. Würde ihre Zofe loyal bleiben oder würde sie Amelia alles erzählen, was die wissen wollte? Das belauschte Gespräch hatte ein Gutes gehabt: Sie wusste nun genau, wer ihre Feindin auf Shavick Castle war und dass sie ihrer Zofe vielleicht nicht trauen konnte. Sie würde auf der Hut sein.
Nola wurde müde, ihr Kopf sackte gegen die hohe Lehne des Sofas. Ein Mal riss sie die Augen mit Gewalt wieder auf, aber dann gab sie sich doch dem Schlaf hin.
Sie träumte.
Diesmal rannte sie durch Shavick Castle, ein unheimliches Shavick Castle. Ein Raum schloss sich an den anderen, alle waren sie hoch, schmal und gespenstisch leer.
»Rhodry! Rhodry!«
Sie lief schneller, bog immer wieder ab, wenn sie meinte, einen Schatten vor sich zu sehen, und landete jedes Mal in einem leeren Raum. Sie musste Rhodry finden - unbedingt. Als Antwort auf ihre Angst hallte Gelächter von den Wänden und Decken herab. Eine Frau machte sich lustig über sie, und sie wusste, es war Amelia.
Sie rief: »Du wirst ihn nie bekommen. Er gehört zu mir.«
»Nein«, flehte Nola und lief schneller. Wenn sie ihn rechtzeitig fand, wäre alles gut. Sie musste sich anstrengen. Wenn nur nicht alles gleich aussähe!
Wieder ertönte das Gelächter, danach die Stimme, lockend jetzt: »Rhodry, Liebster, wo bist du? Wir sind
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