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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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hasteten die Treppe hoch.
    »Was ist passiert? Kommen die Krakauer?«
    »Auf keinen Fall. Es ist Ianthe aus Edinburgh. Sie hatte einen Unfall, mehr wissen wir noch nicht. Sie bringen sie gerade.«
    Nola hätte nicht gedacht, dass Werwölfe Unfälle haben könnten, nicht bei ihren Fähigkeiten; ihre feinen Sinne müssten sie doch vor allem Unbill warnen. Sie blieb neben Rhodry stehen und wartete.
    Ianthe wurde nicht auf einer Trage gebracht, wie Nola vermutet hatte, sondern sie kam in Wolfsgestalt auf drei Beinen in den Hof gehinkt. Mehrere Rudelmitglieder begleiteten sie, hielten jedoch vorsichtig Abstand. Nola schlug sich aufkeuchend die Hände vor den Mund — so etwas hatte sie noch nicht gesehen: Dem Wolf fehlte der halbe linke Hinterlauf. Wo der Fuß hätte beginnen sollen, war nur noch ein blutiger Stumpf. Die anderen waren genauso schockiert wie sie.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Moira.
    Niemand antwortete ihr. Nola verstand den Sinn der Frage, als sie sah, dass sich das Tier im Hof in einer Ecke verkroch und niemanden an sich heranließ. Sie biss jeden weg, der sich ihr nähern wollte. Rhodry näherte sich ihr schließlich mit einem Stock in der Hand. Sie verbiss sich in dem Holz, aber er wand es ihr wieder aus dem Maul. Schließlich brachte er sich in die richtige Position und schlug ihr auf den Hinterkopf. Ianthe entfuhr ein überraschtes, schmerzliches Knurren, bevor sie zusammenbrach.
    Zwei andere Werwölfe brachten sie in die Burg und hinauf in ihr Zimmer, das sich ganz in der Nähe von Nolas befand. Dort legten die beide Wölfe Ianthe aufs Bett und entfernten sich. Da das Zimmer klein war, war es mit Nola, Moira, Eugene und Rhodry sowie Amelia und der Köchin trotzdem völlig überfüllt.
    »Alle raus hier!«, befahl Moira deshalb.
    Da Rhodry keine Anstalten machte, hinauszugehen, blieb auch Nola. Eugene und die beiden Frauen verließen den Raum.
    »Was ist mit ihr passiert?«, fragte Nola.
    Niemand antwortete ihr. Moira beugte sich über die immer noch bewusstlose Werwölfin, betrachtete die Wunde, roch daran.
    »Silber«, sagte sie tonlos. »Werwolfjäger. Ich brauche Alraunensud, um das Gift aus ihrem Körper zu ziehen, sonst verliert sie das Bein am Ende ganz.«
    »Ich hole ihn dir«, bot Rhodry an. Er eilte aus dem Raum und kam gleich darauf mit einem Holzkasten wieder.
    Als Moira ihn aufklappte, kamen lauter kleine Fächer zum Vorschein, in denen getrocknete Kräuter und Wurzeln lagen. Über dem Kaminfeuer kochte Moira in einem kleinen Topf den Sud. Der Geruch — Nola musste sich Mühe geben, um sich nicht die Nase zuzuhalten.
    »Kann ich irgendwie helfen?«, fragte sie.
    Moira wies sie an, eines der Tücher im Sud zu tränken, sobald das Wasser kochte; in der Zwischenzeit reinigte sie selbst die Wunde von geronnenem Blut. Zusammen pressten sie das kochend heiße Tuch auf den Stumpf. Ianthe zuckte trotz ihrer Bewusstlosigkeit, und Rhodry packte sie am Nackenfell, um sie zu bändigen, sollte sie aufwachen und wieder zu toben beginnen.
    »Du musst das nicht tun, Nola«, sagte er dabei. »Das ist kein schöner Anblick.«
    »Ich will es. Du sollst mich nicht immer wegschicken, wenn etwas unangenehm werden könnte, und gleichzeitig behaupten, ich sei deine Seelenpartnerin.«
    »Da hat sie recht«, wurde sie von Moira unterstützt.
    Sie kochten das Tuch noch mehrmals in dem Sud aus und pressten es auf den Stumpf. Zuletzt banden sie ein sauberes Leinentuch darum und zogen einen dicken Strickstrumpf drüber. Die Werwölfin erwachte dabei aus ihrer Bewusstlosigkeit. Rhodry packte zu, aber sie blieb friedlich.
    »Ianthe«, befahl er eindringlich, »du musst dich verwandeln. Wir müssen wissen, wie das geschehen konnte.«
    Nola wusste nicht, ob er zu ihr durchdrang, aber als er seine Worte wiederholte, sah sie, wie sich an den Schultern große Büschel Haare lösten. Schließlich lag Ianthe in ihrer menschlichen Gestalt und nackt auf dem Bett. Moira breitete eine Decke über sie, setzte sich auf die Bettkante und strich ihr über das Haar.
    »Weißt du, was passiert ist?«, fragte sie sanft.
    »Ich weiß nicht. Mein Fuß tut weh - der linke.«
    Phantomschmerz, dachte Nola. Die Arme, da stand ihr noch etwas bevor.
    »Du hast keinen linken Fuß mehr, du musst ihn dir abgebissen haben«, sagte Rhodry ohne jedes Mitgefühl. »Und wir müssen wissen, wie es dazu gekommen ist. Der Fuß wird nicht wieder nachwachsen, aber die Wunde wird heilen. Sie roch nach Silber, und wir haben das Gift mit Alraunensud

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