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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Nacht gearbeitet haben. Je länger Nola das Kleid anschaute, desto besser gefiel es ihr. Sie strich mit den Fingerspitzen erst über die feine Seide, dann über die Wolle.
    »Mylady«, begann Jane wieder, »wir müssen mit den Vorbereitungen beginnen, sonst werden wir nicht rechtzeitig fertig, bis der Ball beginnt.«
    Es kam Nola vor, als wären noch Stunden Zeit, bis der Ball begann, und sie fragte sich, was Jane so lange mit ihr machen wollte.
    »Soll ich ein Bad nehmen?« In London hätte sie geduscht. Das kam hier wohl nicht Frage.
    Jane sah entsetzt drein. »Ihr wollt jetzt baden, Mylady? Ich weiß nicht, ob die Köchin genügend Wasser heiß machen kann, neben der Vorbereitung des Essens für heute Abend. Ich kann aber gehen und fragen.«
    Nola wurde klar, wie viel Mühe ein Bad machte, und sie schüttelte den Kopf. Man konnte nicht einfach den Hahn aufdrehen und die Wanne mit heißem Wasser volllaufen lassen. Stattdessen nahm sie am Frisiertisch Platz. Sie wusch sich Gesicht und Oberkörper mit Wasser aus einer Schüssel, die Jane mitgebracht hatte. Sie rieb sich das Gesicht mit Orangenblütenwasser ab, um die Haut frisch und klar aussehen zu lassen, und die Zofe bürstete ihr Haar, bis es ihr in weichen Wellen über den Rücken fiel. Sie hatte ein Modekupfer mitgebracht und schlug eine Seite davon auf. Darauf war eine allerliebst aussehende Frau abgebildet, mit einer Löckchenfrisur, ein Teil des Haares hing über der rechten Schulter herunter, kokett aufgefächert. Jane machte sich ans Werk mit Lockenstab, Bürste, Kamm, einem falschen Haarteil und unendlich vielen Nadeln. Sie brauchte zwei Versuche, um dem Bild im Modekupfer nahezukommen. Danach lag ein lockiger Zopf über Nolas Schulter, der Rest ihres Haares war in Wellen und Locken hochgesteckt.
    »Sie sind hübsch, Mylady.«
    Eine fremde Frau blickte Nola aus dem Spiegel entgegen. Ein Wesen, das gar nicht von dieser Welt zu sein schien. Sie kam sich nun wirklich vor wie eine Prinzessin, und als sie den Kopf ein wenig zur Seite neigte, um den schlanken Hals zu betonen, verstärkte sich dieser Eindruck noch.
    »Keine Lady in Edinburgh, ach, in London könnte schöner sein«, sagte Jane entzückt. Sie freute sich mindestens genauso über das Aussehen ihrer Herrin wie über ihre eigene Kunstfertigkeit. »Jetzt das Kleid.«
    Nola ließ sich helfen, und zum ersten Mal fühlte sie sich wohl dabei. Unterwäsche, Unterröcke, Unterkleid, und das alles, ohne dass eine Strähne ihrer Frisur in Unordnung geriet. Zum Schluss wollte Jane Lippen-und Wangenrot auftragen. Beides war sehr rotes Pulver, das in kleinen Tiegeln mit Fett angerührt wurde. Nola wehrte ab, machte es lieber selbst. Sie trug einen Hauch auf die
    Wangen auf, etwas mehr auf die Lippen. Und fertig! In dem gelben Kleid sah sie aus wie der erste Sonnenstrahl des Frühlings.
    Rhodry klopfte an die Tür ihres Zimmer, als Jane gerade die letzten Falten ordnete, und Nola sich im Standspiegel bewunderte.
    »Prinzessin, bist du …« Der Rest des Satzes blieb dem Earl im Hals stecken, seine Augen drückten Bewunderung aus. »Bleib so stehen.«
    Er trat hinter sie, zog aus einer Tasche seiner nachtblauen, besticken Jacke eine kleine Schachtel. Sie enthielt eine einfache Perlenkette. Er legte sie Nola um den Hals. Zart strichen seine Finger über ihren Nacken, und sie hatte den Verdacht, dass er sich extra Zeit ließ, die Kette zu schließen, und stattdessen ein paar wohlgeordnete Löckchen hin-und herschob. Dann drückte er seine Lippen auf ihre Schulter.
    »So ist es perfekt.«
    Nola legte eine Hand auf die Perlen. »Das ist …«
    »Sie sind für dich gemacht, Prinzessin. Und jetzt komm, sonst fangen die anderen ohne uns an. Werwölfe sind nicht sehr geduldig.«
    »Du bist wohl keine Ausnahme.«
    Sie betrat an seiner Seite den festlich geschmückten Ballsaal. Unzählige Kerzen spiegelten sich in Kristallgläsern, ließen ausgewählte Blumenarrangements erstrahlen, von denen Nola sich fragte, woher die Blumen im März kamen. Hinter jedem Stuhl stand ein livrierter Diener. Dalton ging hinter ihnen entlang, zupfte hier und dort die Kleidung zurecht und gab letzte Anweisungen. Für den alten Mann musste das ein aufregender Abend sein, dachte sie und lenkte sich damit von ihrer eigenen Nervosität ab. Rhodrys Hand lag fest auf ihrem Rücken.
    In seiner schwarzen Balltoilette sah er umwerfend vornehm und zugleich verwegen aus. Dass ein Mann so gut aussah, durfte es nicht geben. Sie fühlte alle Blicke auf sich

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