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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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Monroe vernichtet werden, und danach wird sich für dich eine herausragende Stellung unter den schottischen Werwölfen finden. Du wirst sehen.«
    Ihre Stimme war Balsam auf seinen von Zweifeln geplagten Gefühlen. »Ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt. Schon bald bringe ich Euch die Menschin.«
    Die beiden anderen Werwölfe, die die ganze Zeit geschwiegen hatten, als wären sie stumm, ließen ihn los und sprangen zurück. Alle fünf verschwanden in der Dunkelheit, die Frau schaute sich noch einmal um. Ihr Blick ging ihm durch und durch. Wenn jemand das Ziel erreichen konnte, waren es sie und Derenski.
    Heute Abend sollte der Ball stattfinden. Der erste Ball ihres Lebens. Sie als einziger Mensch unter Werwölfen. Wie viele gehörten wohl zum Schottlandrudel? Bisher hatte sie immer nur ein paar gesehen: Rhodry natürlich, Eugene und Moira, die verletzte Ianthe und noch zwei oder drei andere, deren Namen sie nicht kannte. Jane war womöglich noch aufgeregter als sie, flatterte ständig um sie herum, redete über die Frisur, die sie ihr heute Abend zaubern wollte, und von dem Kleid, das die Schneiderin hoffentlich rechtzeitig fertigbekommen würde. Nola wurde es zu viel, sie hielt es auch in der Burg nicht mehr aus, wo alles dem Ball entgegenfieberte.
    In ihrem wärmsten Kleid, mit Schal, Muff und Mantel angetan, schlüpfte sie durch eine kleine Seitentür ins Freie. Sie atmete auf und schlenderte die Kieswege des Parks entlang. Aus dem Augenwinkel glaubte sie, jemanden zu sehen, der schnell um eine Ecke huschte, als wollte er von ihr nicht gesehen werden. Als sie hinschaute, war da niemand, obwohl sie sich beobachtet fühlte. Sie ließ den Blick über die Burg gleiten. Von irgendwoher schaute bestimmt jemand in den Park. Sie hielt den Ausschnitt ihres Mantels zusammen und ging schnell weiter.
    Die Kieswege endeten, die Feldwege begannen. Noch einmal schaute Nola sich um, doch wieder entdeckte sie niemanden, obwohl sie immer noch Augen auf ihren Nacken gerichtet spürte. Einbildung - es war bestimmt nicht mehr als eine solche. Das lag an Rhodrys Art, sie entweder zu erschrecken oder zu verärgern oder ihr Begehren zu entzünden. Sie ging zu der von wilden Rosen eingerahmten Bank, auf der sie auch bei ihrem ersten Besuch im Park gesessen hatte. Damals war der Verdacht gegen Amelia in ihr gekeimt, inzwischen hatte sie Gewissheit.
    Die Bank stand verlassen im trüben Winterlicht. Etwas Weißes hing zwischen den Rosenzweigen. Ein vergessenes Taschentuch? Nola trat näher. Es war kein verlorener Stofffetzen, sondern ein zusammengefaltetes Stück Papier. Nola vergewisserte sich, dass sie allein war - das drängende Gefühl in ihrem Nacken war verschwunden. Danach setzte sie sich auf die Bank, als wollte sie nur ein wenig rasten. Sie schaute über das Land vor ihr, während sie mit der rechten Hand nach dem Papier tastete. Es steckte nicht nur einfach zwischen den Rosenzweigen, sondern war mit einem Bändchen festgebunden, als habe jemand sichergehen wollen, dass es nicht verloren ging. Sie hatte einige Mühe, es mit einer Hand zu lösen, aber schließlich gelang es, und sie faltete das Papier auseinander. In der rechten oberen Ecke stand nur ein Wort, in einem halben Dutzend Sprachen - jedenfalls vermutete sie das. Lesen konnte sie nur das deutsche »Kerzenflamme«, in einem anderen Wort meinte sie, Italienisch zu erkennen. Es gab die Botschaft auch in fremden Buchstaben: griechisch oder kyrillisch.
    Der Verfasser hatte sich offenbar in verschiedenen Sprachen geübt, aber warum machte er sich dann die Mühe, seinen Schmierzettel an einen Rosenstrauch zu binden? Es sei denn, es war kein Schmierzettel. Auf einmal kam ihr eine Idee, und sie wünschte sich, statt des nutzlosen Mobiltelefons ein Feuerzeug mit in diese Zeit gebracht zu haben, um an Ort und Stelle auszuprobieren, ob sie dem Wort »Kerzenflamme« die richtige Bedeutung beimaß.
    Sie faltete den Zettel klein zusammen, dass er in ihrer Faust nicht zu sehen war, und schlenderte langsam zur Burg zurück, obwohl sie innerlich vor Ungeduld brannte. In ihrem Zimmer vergewisserte sie sich, dass Jane nicht da war, und verriegelte die Tür von innen. Mit einem Kienspan vom Kamin entzündete sie eine Kerze, glättete den Brief auf dem Tisch und hielt ihn an die Flamme. Die Hitze färbte das Papier. Buchstaben kamen zum Vorschein. Zaubertinte. Sie lächelte. Als Kind hatte sie mit Violet Briefe ausgetauscht, geschrieben mit Zitronensaft; sie hatten auch über einer

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