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Der Kuss des Werwolfs - 1

Der Kuss des Werwolfs - 1

Titel: Der Kuss des Werwolfs - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Alberti
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geriet zu groß, und sie musste husten. Sie ließ es zu, dass Rhodry ihr auf den Rücken klopfte.
    Auf die Suppe folgte Gang auf Gang, unterbrochen von Zwischengerichten. Ein Galadiner im Savoy konnte nicht üppiger sein. Zu jedem Gang wurde ein anderer Wein gereicht. Rhodry hatte in keiner Hinsicht zu viel versprochen, die Atmosphäre bei Tisch wurde merklich lockerer, jeder unterhielt sich kreuz und quer mit seinen Nachbarn, einige tauschten verstohlen die Plätze und bedienten sich selbst aus den Schüsseln, wenn die Lakaien nicht schnell genug waren; es wurde laut gelacht. Die meisten Gerichte bestanden aus Fleisch — sehr viel Fleisch, aber es gab auch alles andere, was der Earl versprochen hatte.
    Nola kostete von jedem Gericht, das an ihr vorbeigereicht wurde. Manches war stark gewürzt, und sie musste Wein gegen den brennenden Durst trinken. Ihr wurde warm, und das lag nicht an den Kerzen im Raum. Sie ließ das Schultertuch auf die Stuhllehne gleiten. Ein fürsorglicher Lakai nahm es ihr ab. Bestimmt waren ihre Wangen gerötet und ihre Frisur zerzaust, sie fächelte sich mit der Serviette Luft zu. Rhodrys Hand schob sich in ihren Nacken, mit den Fingerspitzen streichelte er ihren Hals. Sie genoss es.
    Während der letzte Gang serviert wurde, nahmen in einer Ecke des Saales eine Handvoll Musiker ihre Plätze ein. Sie stimmten ihre Instrumente und begannen mit einem langsamen Stück. Es endete, als die Lakaien die Tafel abräumten.
    Rhodry erhob sich, klatschte in die Hände. »Tanzt, meine Lieben!«
    Übermütiges Lachen antwortete ihm. Eugene ergriff Moiras Hand, das Musikstück war inzwischen lebhafter, und führte sie auf die Tanzfläche. Innerhalb weniger Augenblicke schritten an die zwanzig Paare feierlich und in festgelegten Figuren über die Tanzfläche. Rhodry streckte Nola die Hand hin.
    »Komm, das ist eine Polonaise und ganz einfach.«
    »Ich habe das noch nie getanzt.«
    »Lass dich von mir führen.«
    An seiner Seite schritt sie über die Tanzfläche. Die Figuren waren wirklich nicht schwer, und Rhodry dirigierte sie so, dass sie nicht anders konnte, als die richtigen Schritte zu machen. Es bereitete ihr zunehmend mehr Vergnügen. Nur wenige, zumeist ältere Werwölfe saßen am Rand auf Stühlen und Sesseln; unter ihnen Ianthe. Neben ihr lehnten Krücken, und sie fächelte sich Luft zu. Es war genau so, wie die Bälle bei Almacks in den Romanen des 21. Jahrhunderts beschrieben wurden. Die jungen Leute tanzten, die älteren beobachteten das Treiben wohlwollend, und doch mit strengen Augen, damit sich kein Herr einen Übergriff gegen seine Dame erlaubte.
    Auf die Polonaise folgte eine Polka, danach schottische Tänze. Nola war völlig außer Atem, als Rhodry sie für eine Pause an den Rand führte und ihr ein Glas Punsch reichte. Sie trank in durstigen Zügen, blitzte ihn über den Rand des Glases hinweg an.
    »Mylord, wirbeln Sie die Damen immer so über die Tanzfläche?«
    »Immer und ausnahmslos jede. Und das ist erst der Anfang. Ich werde erst aufhören, mit dir zu tanzen, wenn die Schuhsohlen Löcher haben.«
    »Ich mache barfuß weiter.« Sie lachte übermütig.
    »Darf ich die Lady bitten? Ich bestehe auch nicht auf Barfußtanz.« Eugene verneigte sich vor ihr und führte sie zu einem schottischen Tanz.
    Rhodry setzte sich neben Lady Ianthe und plauderte mit ihr. Mit Eugene auf der Tanzfläche fühlte Nola sich wohl, es war wie mit einem guten Freund, fest und warm hielt er ihre Hand umfasst. Mit Rhodry war es dagegen wie auf einem Vulkan, der jeden Moment ausbrechen konnte. Jeder Blick bot tausend Möglichkeiten, jede Silbe versprach eine ganze Welt. Die Berührung seiner Hände ließ ihre Haut prickeln.
    »Haben Sie sich eingelebt auf Shavick Castle, Lady Eleonore?«, plauderte der Stellvertreter des Earl.
    »Es wird von Tag zu Tag besser.«
    »Das freut mich.«
    Sie suchte Rhodrys Blick. Er unterhielt sich immer noch mit der verletzten Werwölfin, aber er schien Nolas Sehnsucht zu spüren, denn er schaute auf. Die Intensität seines Blicks jagte Gänsehaut über ihren Körper, und sie geriet prompt aus dem Takt.
    Mit fester Hand dirigierte Eugene sie wieder zu den richtigen Schritten, aber ihre Freude am Tanz war dahin. Sie wollte wieder mit Rhodry über das Parkett wirbeln. Nach dem Tanz brachte Eugene sie zu Rhodry zurück. Der legte einen Arm um sie, während sie noch mehr Punsch trank und sich Kühlung zufächelte.
    »Jetzt folgt ein Walzer«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Willst

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