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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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beschreitender ist als der meine. Bei dem Gedanken spielte ein Lächeln um seine Lippen. Nein, dafür wird er schon selbst sorgen. Aber ich hoffe, er ist nicht sehr viel aufreibender als der, über den Alys und ich zueinander gefunden haben. Aus welcher Kultur stammt doch gleich das Sprichwort: ›Mögest du in interessanten Zeiten leben‹? Aus dem Land des Dreifaltigen Schicksals?
    Es spielte eigentlich keine Rolle. Alys zupfte erschöpft an ihren Kleidern herum. Das emotionsgeladene Ende dieses Tages hatte sie ausgelaugt. Wolfer befreite sie mittels eines geflüsterten Spruchs von Hose und Tunika. Sie lächelte ihm dankend zu und hielt dann eine Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu verbergen.
    »Es tut mir leid. Ich habe einfach keinen Funken Energie mehr.«
    »Geh du doch zuerst in die Abtrittkammer«, schlug Wolfer vor, während er sich seiner eigenen Tunika entledigte. Sie nickte und tappte zur Tür, wobei sie beinahe gestolpert wäre, als der Entkleidungszauber auch noch ihre Unterwäsche entfernte. Sich ein Lachen verbeißend zog Wolfer sich ganz aus. Als Alys zurückkam, zog er sie an sich und küsste sie.
    Alys seufzte glücklich und gähnte erneut. »Verdammt!« Das Blut stieg ihr in die Wangen, als ihr bewusst wurde, was sie getan hatte. Sie hatte zum zweiten Mal an diesem Tag geflucht; beim ersten Mal hatte sie Wolfers Brüder sogar äußerst vulgär dazu aufgefordert, einen anstößigen Teil ihrer Anatomie zu küssen. Sie senkte den Kopf und murmelte an seiner Brust: »Ich würde gerne mit dir … aber ich bin wirklich viel zu müde dazu.«
    Wolfer küsste ihren Lockenkopf und gab sie frei. »Es gibt ja immer noch den Morgen. Ich habe bis mittags keine Pflichten, was heißt, dass du auch keine hast. Obwohl ich den anderen wohl anbieten sollte, bei der Anfertigung der Spiegel zu helfen.«
    »Ich könnte auch helfen«, nickte sie. »Nicht, dass ich viel über die Herstellung magischer Spiegel weiß, aber ich kenne einige der Zaubersprüche meines Onkels. Doch dafür brauchen wir beide unseren Schlaf.«
    Wolfer schloss die Tür zwischen den beiden Kammern. Alys kroch in das Bett. Es war ein warmer Abend, daher stand sie wieder auf, zog die dickere der beiden Decken weg und legte sie auf einen Stuhl, dann kletterte sie in das Bett zurück und murmelte einen Mundreinigungszauber, um den Belag von ihren Zähnen zu entfernen. Zwar hatte sie ihren Onkel mit Taschen und Bündeln mit ihren Habseligkeiten verlassen, unter denen sich auch eine Zahnbürste befunden hatte, aber das alles war zurückgeblieben, als sie ihren ˒Tod˓ durch die illusionären Pookrahs inszeniert hatte. Nach der Anwendung des Zaubers fühlte sich ihr Mund zwar immer ein wenig wunder an als nach dem Gebrauch einer Zahnbürste, aber es würde gehen, bis sie sich Ersatz beschaffen konnte. Wohl lag auf dem Beckenrand in der Abtrittkammer Wolfers Zahnbürste, aber die hatte sie ohne seine Erlaubnis nicht benutzen wollen.
    Es gab viele Dinge, die sie dringend benötigte. Kleinigkeiten wie eine Bürste, eine Zahnbürste und Bänder für ihr Haar, aber auch Slipper, die sie im Haus tragen konnte – sie besaß nur ein altes Paar, das Kelly irgendwo für sie aufgetrieben hatte – und ein neues Paar Stiefel, das sie anziehen würde, wenn sie draußen die Hühner füttern musste. Ihre Mondblutung würde bald einsetzen, auch darauf musste sie vorbereitet sein. Und wenn Morganen mich über das ausfragt, was ich bereits alles gelernt habe, und mir neue Zauber beibringt, brauche ich eine Schreibfeder, Tinte und Papier.
    All diese Dinge würden Geld kosten, und sie benötigte jemanden, der sie ihr besorgte, denn sie konnte sie nicht selbst bei den Händlern erstehen, die sich zweimal im Monat auf der Insel einfanden. Sie hatte nicht mehr viele Münzen übrig und keine Ahnung, wie sie auf einer von nur neun anderen Menschen bewohnten Insel etwas dazuverdienen konnte. Wolfer kam aus der Abrittkammer zurück. Leise seufzend rollte sich Alys zur Seite, damit er sich neben sie legen konnte.
    Dann musterte sie ihn so abwägend, dass Wolfer eine Braue hob. »Ja?«
    Seine tiefe Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Alys schmiegte sich an ihn. Es war eine warme Nacht, aber sie mochte die Hitze, die sein nackter Körper ausstrahlte. »Ich habe mich gefragt …«
    »Ich dachte, du wärst zu müde«, klang es halb schnurrend, halb knurrend zurück.
    »Was? Äh … nun doch nicht mehr ganz so sehr, wie ich dachte. Mir ist gerade etwas ganz anderes in den

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