Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
anderer Magier, von denen er heimlich Abschriften angefertigt hatte.
Ihm half der Umstand, dass er sehr schnell lesen konnte. Tatsächlich hatte Morganen jedes einzelne dieser Bücher genau studiert, obwohl er sich nicht jede Seite eingeprägt hatte. Doch für gewöhnlich konnte er mit ziemlicher Sicherheit sagen, was wo zu finden war. Das Regalsystem, dessen er sich bediente, wirkte wie aufs Geratewohl ausgewählt, fast exzentrisch, aber es erfüllte seinen Zweck. Er musste nur bis zum Ende der Reihe gehen, sich nach links wenden, sieben Regalgruppen abschreiten und sich dann nach rechts drehen – in dieser Ecke würde er finden, was er suchte.
Der Inhalt dieser Bücher war nicht für jedermanns Augen bestimmt. Zauber, die es erforderlich machten, vorher nur Früchte und Nüsse zu sich zu nehmen, zählten zu der auf Licht basierenden Magie. Was hieß, dass die, die den Verzehr von Fleisch erforderten, der Dunklen Magie zuzuordnen waren. Morganen tappte durch die Geheimbibliothek und steuerte auf die Nische mit seinen am sorgsamsten unter Verschluss gehaltenen Büchern zu. Seine Sammlung deckte sämtliche Gebiete der Magie ab – er würde solche dunklen Zauber zwar nie selbst ausüben, aber wenn er wusste, wie sie funktionierten, gelang es ihm vielleicht, eine Gegenmaßnahme zu finden.
Seine Brüder mussten den Kampf gegen Broger of Devries und seine Monsterhorde überleben, wie es das Lied der Söhne des Schicksals verlangte, und er war derjenige, der dafür Sorge tragen musste.
Alys lag nackt am Strand. Seltsamerweise setzte sie dieser Umstand nicht in Verlegenheit, sondern sie genoss das Gefühl des Sandes an ihrem Rücken, während kleine Windstöße ihren Bauch kitzelten. Nur dass sie auf der Seite lag, auf einer weichen, bequemen Unterlage, und sich ein harter Klumpen gegen ihr Kreuz presste. Ihr schlaftrunkener Verstand sagte ihr, dass sie vermutlich auf einer Decke lag und es sich bei dem Klumpen um ein Stück Treibholz handelte.
Wieder wehte die Brise über ihre Haut; erst über ihre Brüste, dann über ihren Bauch, dann zerrte sie an ihrem Oberschenkel, hob ihr rechtes Bein an und verhakte es mit irgendetwas. Alys erwachte mit einem Ruck. Sie rührte sich nicht, während sie krampfhaft versuchte, ihre Situation und ihre Umgebung zu erfassen.
Sie lag auf ihrer linken Seite in einem weichen Bett mit einer mit Federn gefüllten Matratze. Ein warmer Körper schmiegte sich an sie, ein warmer Männerkörper. Der harte Gegenstand, der sich in ihrem verblassenden Traum in ihr Kreuz gebohrt hatte, war kein Treibholz, sondern etwas Nachgiebigeres. Auch die Brise war keine Brise, sondern eine große Hand, die an ihrem Bein emporglitt und leicht auf den Locken zwischen ihren Schenkeln liegen blieb.
Irgendwie gelang es ihr, die Stimme wiederzufinden. »Guten Morgen …«
»Mmm«, brummte Wolfer, dann veränderte er seine Position, sodass der harte Gegenstand jetzt zwischen ihre Schenkel glitt. »Einen wunderschönen guten Morgen.«
Das brachte sie zum Lachen. Warum, wusste Alys selber nicht; die Gefahr, die von ihrem Onkel und all seinen Zaubern und Monstern ausging, hing wie eine dunkle Wolke über ihren Köpfen. Dazu kam, dass der Rat der Magier drüben auf dem Festland alles andere als erbaut sein würde, wenn er erfuhr, dass jetzt zwei Frauen auf der Insel lebten. Und dank ihres Onkels durfte sie im Moment noch nicht einmal ansatzweise daran denken, eine Familie mit dem attraktiven Mann zu gründen, der jetzt langsam in sie eindrang.
Und dann eine Stelle in ihrem Inneren berührte, die sie erstarren ließ. Sie versuchte den Druck zu ignorieren und das wundervolle Gefühl auszukosten, das seine sanften Stöße in ihr auslösten, bis er die bewusste Stelle erneut traf. Was sie daran erinnerte, dass sie mehrere Stunden geschlafen hatte.
Alys wand sich und schob seine Hände weg, als er versuchte, sie festzuhalten. »Lass mich los, Wolfer – bitte!«
»Was hast du denn?« Er hob den Kopf vom Kissen, als sie unter der leichten Decke hervorschoss. »Alys?«
»Abtrittkammer!«, stieß sie hervor, als die aufrechte Position den Drang noch verstärkte.
Seufzend ließ er sich zurücksinken und schloss resigniert die Augen, als sie um das Fußende des Bettes herumhuschte und in den anderen Raum eilte. Sein Körper verlangte nach Erfüllung. Wolfer beugte sich vor, vergrub das Gesicht in ihrem Kissen und sog ihren Duft tief in sich ein. Jetzt, wo sie einmal auf war, würde sie wahrscheinlich auch aufbleiben
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