Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
Morganen. Er klang eher neugierig als herausfordernd.
»In meiner alten Welt gibt es eine Insel, die Isle of Man. Sie ist nicht einmal halb so groß wie Nightfall und wurde mehr als tausend Jahre lang auf diese Weise erfolgreich regiert. Und direkt daneben liegt eine um vieles größere Insel als diese hier, Großbritannien, da funktioniert das seit über achthundert Jahren. Es ist eine sehr stabile Regierungsform, wie ich schon sagte. Großbritannien«, fügte Kelly hinzu, »hatte früher einmal so viele Kolonien überall in der Welt – ein Ziel, das die Mandariter gleichfalls anstreben – und zahlreiche andere Protektorate, also Länder, die sich unter Großbritanniens Schutz gestellt hatten, dass es hieß, die Sonne würde im britischen Weltreich niemals untergehen.«
Saber musterte seine Frau. »Erinnere mich daran, dass ich deine Freundin Hope um ein Geschichtsbuch deiner Welt bitte.«
»Das erledige ich schon«, warf Morganen eine Spur zu beiläufig ein. Als die anderen ihn mit scharfen Blicken durchbohrten, zuckte er die Achseln. »Was ist denn dabei? Ich sagte doch schon, dass ich sie Kelly zuliebe im Auge behalte.«
Saber schnaubte. »Ihr Name lautet Hope . Ich glaube, dass du sie aus sehr persönlichen Gründen im Auge behältst.«
»Darf ich dich daran erinnern, dass ich euch erst alle sicher unter die Haube bringen muss, ehe ich daran denken kann, selbst zu heiraten?«, gab Morganen lässig zurück. Alys, die ihn dank jahrelanger heimlicher Gespräche recht gut kannte, vermutete, dass ein Teil dieser Lässigkeit verkappte Abwehr war. »Sie ist Kellys Freundin, aus diesem Grund passe ich ein wenig auf sie auf. Macht daraus, was ihr wollt.«
»Könnten wir uns jetzt wieder mit den Möglichkeiten zur Vernichtung von Broger of Devries befassen?« Wolfer unterdrückte ein Gähnen und fügte hinzu: »Die Frage der Regierungsform kann warten, vor allem, wenn es sich um eine Variante derer handelt, die wir bereits haben. Wir müssen einen Weg finden, Brogers Zauber auf ihn zurückfallen zu lassen. Es ist schon spät, wir sollten keine Zeit mit Dingen verschwenden, die wir auch später erörtern können.«
»Seine Zauber zu ihm zurückzuleiten … dazu würde sich am besten ein Spiegel eignen«, schlug Evanor vor. »Ich kenne Gesangszauber, aber ich würde lieber einen Spiegel benutzen als meine Stimme. Je weniger wir direkt mit seiner Macht konfrontiert werden, desto weniger Schaden tragen wir davon.«
Morganen nickte. »Ich glaube, ich kenne einen Spruch, mit dem man einen Spiegel so verändern kann, dass er jegliche in seine Richtung gelenkte Magie zurückwirft. Und die Qualität des Sandes, über den wir noch verfügen, dürfte ausreichen, um ihn anzufertigen. Wir bräuchten allerdings mehr als einen Spiegel; wir können ja nicht wissen, aus welcher Richtung der Angriff erfolgt.«
Eine Hand wurde gehoben. Aller Augen richteten sich auf Kelly. »Könnte ich einen davon bekommen? Ihr könnt euch alle durch Magie schützen. Körperlich würde ich vielleicht mit seinen possierlichen Tierchen fertig, aber ich kann keinen Zauber abwehren.«
»Sie bekommt den ersten.« Saber deutete mit dem Daumen auf seine Frau. »Wie schnell, glaubst du, kannst du diesen Zauber finden und berechnen, wie lange es dauert, die Spiegel zu besprechen, Morg?«
»Morgen nach dem Frühstück fange ich mit der Suche an. Wolfer hat recht.« Morganen hob eine Hand, um gleichfalls ein Gähnen zu verbergen. »Es ist wirklich schon spät.«
Ein leises Lachen veranlasste die Brüder, Rydan anzublicken, der mit leicht gekrümmten Lippen und vor der Brust verschränkten Armen dasaß.
Sein Zwilling schlug ihm auf die Schulter. »Sei nicht so selbstgefällig, du Nachtschwärmer!«
SECHZEHNTES KAPITEL
W olfer unterdrückte ein weiteres Gähnen, als er die Tür hinter sich schloss. In seinen Räumen war es dunkel; Alys streckte eine Hand aus und tippte gegen die Lichtkugeln in ihrem Halter. Weiches Licht flutete durch den Wohnraum und dann durch die Schlafkammer, als sie auch dort eine Kugel aktivierte. Wolfer ließ die im anderen Raum brennen. Sie besaßen genug comsworg -Öl, um neue herzustellen, falls diese hier bald ausbrannten – dank der falschen Mandariter, denen sie Salz verkauft und die dann Dominor entführt hatten.
Wo auch immer er sein mag , dachte Wolfer, als er Alys in seine Schlafkammer folgte, ich hoffe … da ich ihn kenne, kann ich kaum darauf hoffen, dass sein Weg zu Liebe und Glück ein leichter zu
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