Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
stirnrunzelnd. Saber hob die Brauen. » Deine Gerichtsbarkeit?«
»Hallo? Königin von Nightfall, hier«, erinnerte ihn die sommersprossige Rothaarige. Dabei berührte sie mit der Hand, die nicht die Schreibfeder hielt, ihre Brust. »Ich habe diese Insel und alles, was sich darauf befindet, für mich beansprucht. Seine Verbrechen fanden in Unserem Reich statt und richteten sich gegen Unsere Untertanen, wenn ihr mir den Gebrauch des Pluralis Majestatis verzeiht«, fügte Kelly hinzu, dabei legte sie den Kopf leicht zur Seite. »Und als Herrscherin ist es meine Pflicht, Gesetze zu erlassen. Daher verkünde ich hiermit, dass jeder, der uns Monster schickt, die uns angreifen oder gar töten sollen, gegen besagte Gesetze verstößt. Er soll mit dem Tod bestraft werden, wenn seine eigenen magischen Kräfte Uns die Arbeit nicht abnehmen.«
»Kelly, du kannst nicht …«, wandte Saber ein.
» Tatsächlich … «, schnitt ihm eine scharfe Stimme das Wort ab. Saber verstummte überrascht, denn die Stimme gehörte Rydan, der die anderen noch seltener unterbrach, als dass er von sich aus an einem Gespräch teilnahm, was natürlich zur Folge hatte, dass seine Brüder ihm dann besonders aufmerksam zuhörten. »Tatsächlich hat Broger auf dem Boden des Königreiches Nightfall kein einziges Verbrechen begangen.« Der schwarzhaarige Magier lächelte seiner verwirrten Schwägerin spöttisch zu. »Als wir von der letzten Plage heimgesucht wurden, waren wir formal noch ein Teil von Katan.«
Kelly musste dies mit einem Seufzen und einem leichten Nicken zugeben. Ihr Mann sah aus, als wolle er noch mehr sagen, aber Trevan kam ihm zuvor. Er klang nachdenklich.
»Aber wenn er hierherkommen sollte, um uns noch einmal anzugreifen – was sehr wahrscheinlich ist, da wir ja nicht in der Lage sind, zu ihm zu gehen -, dann würde er ein Verbrechen gegen die Bevölkerung von Nightfall begehen. In welchem Fall er gegen die Gesetze Ihrer Majestät verstoßen und dafür von Ihr zur Rechenschaft gezogen werden würde«, erläuterte der zweite Rotschopf der Familie.
»Kelly, bitte sag mir nicht, dass du dieses … dieses Spiel fortsetzen willst«, stöhnte Saber.
» Ich halte es nicht für ein Spiel«, betonte Alys, was die allgemeine Aufmerksamkeit sofort von der anderen Frau im Raum ablenkte. Die Männer am Tisch musterten sie verwundert, da sie ihre Ansicht mit so erstaunlicher Heftigkeit vertrat. »Nein, ganz und gar nicht! Wenn sich die Prophezeiung erfüllt, dann werden sechs weitere Frauen hierherkommen. Und es werden Kinder geboren werden. Und da diese Kinder alle miteinander verwandt sein werden, werdet ihr andere Menschen auf die Insel holen müssen, damit sie außerhalb ihrer eigenen Blutlinie heiraten können. Und ihre Kinder werden Männer und Frauen brauchen, und so weiter.
Außerdem werden sich viele Leute hier niederlassen wollen, weil es Platz genug für sie gibt – Unmengen fruchtbaren Landes, das darauf wartet, von Bauern, Hirten, Handwerkern und Fischern besiedelt zu werden«, fuhr Alys fort. »Wenn wir nicht jetzt schon festlegen, wie unsere Regierung aussehen soll – jetzt, wo nur wenige Menschen hier leben -, dann wird es sehr viel schwieriger werden, für Recht und Ordnung zu sorgen, wenn die Besiedelung beginnt.«
»Alys, niemand wird hierherkommen«, widersprach Koranen, dabei wischte er den Gedanken mit einer weit ausholenden Armbewegung beiseite, die seinen Zwilling veranlasste, sich hastig zu ducken. »Dies ist Nightfall, die Insel der Verbannten! So ist es seit dem Fall von Aiar, und so wird es während der nächsten Jahrhunderte bleiben.«
»Nicht, wenn die Bedingungen des Fluches erfüllt sind«, berichtigte Morganen ihn, dabei richtete er sich wieder auf. »Lautet nicht eine der Zeilen: ⊃Wenn das Königshaus die Herrschaft übernommen hat⊂? Und ist nicht genau das geschehen, als Kelly Anspruch auf die Insel erhoben hat?«
»Ich muss eine Kopie dieses neuen ⊃Fluches⊂ finden«, murmelte Kelly, während die älteren Brüder den jüngsten anstarrten.
»Wenn du sie gefunden hast, dann leih sie mir doch bitte einmal aus«, bat Alys leise, woraufhin Kelly bereitwillig nickte.
Saber klopfte seufzend auf die Tischplatte. »Ehe wir diese Diskussion ausufern lassen … wollen wir denn überhaupt einen souveränen Herrscher, ob nun Magier oder nicht, wie einige Länder ihn haben? Oder lieber einen Magier-König, der einem Rat der Magier vorsteht, wie es in Katan der Fall ist?«
»Ich glaube nicht, dass ihr
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