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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Kreaturen glitten auf sie zu. »Kelly – Wasserschlangen!«
    Kelly zog ihre Waffe aus dem letzten Pookrah-Kadaver und nickte. »Höflinge, lasst die Hunde los, und dreht euch zu den Schlangen um!« Ihr Magen krampfte sich beim Anblick der ihr nur allzu gut bekannten, vor Gift strotzenden Geschöpfe zusammen. Sie schätzte den richtigen Zeitpunkt ab, wartete, bis Evanor nervös den Atem einsog, dann befahl sie: »Höflinge, stampft auf diese Schlangen! Zerstampft alles, was euch angreift!«
    »Du … du hast den Verstand verloren!« Evanor starrte sie ungläubig an, dann packte er seine Schwägerin und presste einen Kuss auf ihre Stirn, als die kostbar gekleideten Gestalten begannen, in der Halle auf und ab zu springen. Blauer Schleim quoll über die Bodenfliesen. Kelly erwiderte Evanors Umarmung lachend. Egal, wie viele Schlangen versuchten, ihre Gegner zu beißen und ihr Gift abzusondern, es zeigte keinerlei Wirkung.
    Evanor gab Kelly frei, damit diese ihre Hellebarde niedersausen lassen und einer Wasserschlange, die den zermalmenden Füßen entkommen war, den Kopf abschlagen konnte. Als er sich umdrehte, um die anderen Gänge zu überprüfen, näherte sich ihm vom Ostflügel her ein seltsames Gebilde. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass es sich um eine Wellen schlagende Wasserkugel handelte, in der sich die schlanken, geschmeidigen Körper von Schnappzahn-Aalen wanden.
    »Bei den Göttern, Onkelchen lässt diesmal aber auch gar nichts aus!« Er glaubte nicht, dass die illusionären Höflinge dieser neuen Bedrohung gewachsen waren, aber er würde damit fertig werden. Eine Hand hebend murmelte er halblaut: » Essskah plieth, á pliethna! «
    Das Wasser in der Kugel schimmerte hell auf, als die Kraft seines Zaubers ihre Oberfläche traf. Einen Moment später explodierte sie in einer dichten Wolke heißen Dampfes. Aalkörper fielen direkt hinter dem Eingang des Donjons zu Boden, wanden und krümmten sich und suchten jetzt verzweifelt nach Wasser statt nach Opfern.
    Kelly kratzte mit der Klinge ihrer Hellebarde etwas Wasserschlangenschleim auf und bespritzte die Kreaturen damit. Eine schnappte nach dem blauen Schleim. Im nächsten Moment erstarrte sie, dann begann sie zu schrumpfen, als das Gift ihr die Flüssigkeit aus dem Körper zog.
    »Eine raffinierte Idee«, bemerkte eine Baritonstimme plötzlich. Kellys und Evanors Köpfe fuhren hoch. »Illusionen zu eurem Schutz einzusetzen – wirklich gut ausgedacht.«
    »Wie? Was tut Ihr denn?«, konterte Kelly, die nicht genau feststellen konnte, woher die Stimme kam. »Versteckt Euch vor uns wie ein jämmerlicher Feigling! Oder ist Euer Gesicht einfach so abstoßend hässlich, dass Ihr den Anblick niemandem zumuten wollt?«
    Evanor kam erneut zu dem Schluss, dass die Frau seines ältesten Bruders vollkommen verrückt war. Oder genial, denn Broger of Devries ließ sich von ihren Worten tatsächlich dazu provozieren, die ihn umgebende Illusion aufzulösen. Er stand auf einer schwebenden Metallplatte, auf der ein ganzer gerösteter Ochse Platz gefunden hätte. Vor seinen Füßen lag der blutüberströmte Leichnam seines jüngeren Bruders.
    »Wie ich sehe, ist eine Frau auf die Insel gekommen. Was für ein glücklicher Zufall; ich wollte schon immer einmal ein prophezeites Unheil verkörpern!«
    »Da kommt Ihr leider eine Woche zu spät.« Kelly stützte sich auf ihre Hellebarde und blickte zu ihm auf. »Ihr seid der angebliche Graf Broger of Devries, nehme ich an?«
    » Graf Broger, nicht ⊃angeblicher Graf⊂!⊂⊂, zischte der Magier. Sein Gesicht rötete sich leicht.
    ⊃⊃⊃Angeblich⊂ trifft durchaus zu«, beharrte Kelly so ruhig, wie es ihr möglich war. Sie versuchte, Zeit zu gewinnen; sie wartete darauf, dass Saber und die anderen zu ihnen stießen. Hinten in dem Gürtel, der ihre Tunika zusammenhielt, steckte der Spiegel, den die Brüder ihr am späten Morgen gegeben hatten. So unauffällig wie möglich ließ sie ihre linke Hand von ihrer Hüfte zu ihrem Kreuz wandern, um ihn herausziehen zu können, wenn sich das als notwendig erweisen sollte. »Ihr seid nicht auf diese Insel eingeladen worden. Ihr wurdet mir und meinem Hofstaat nicht formell vorgestellt, Ihr könnt kein Dokument vorlegen, das Euren Adelstitel bestätigt, und bis Ihr beweisen könnt, dass Ihr besagten Titel zu Recht tragt und ihn nicht … sagen wir, dadurch erworben habt, dass Ihr den Mann ermordet habt, der während des Exils der Brüder auf Geheiß des Rates als Graf von Corvis den

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