Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
Besitz verwalten sollte, kann ich Euch leider nicht als Edelmann anerkennen.«
Brogers Lippen kräuselten sich. »Was schert es mich, ob eine rothaarige Dirne meinen rechtmäßigen Titel anerkennt?«
»Ihr seid ein ungebetener Eindringling«, gab Kelly zurück. Ihre Höflinge hatten das Stampfen eingestellt, da alle Wasserschlangen und Schnappzähne tot waren. In der Ferne konnte sie sich nähernde Schritte hören. »Und nicht nur das. Ihr habt Euch zahlreicher, gegen die Bewohner und das Eigentum von Nightfall gerichteter Verbrechen schuldig gemacht, und ich habe gute Lust, Euch verhaften, in den Kerker werfen und angemessen bestrafen zu lassen.« Sie hielt inne, legte den Kopf zur Seite und schloss die Finger enger um den Griff des Spiegels. »Es sei denn, Ihr entschuldigt Euch in aller Form, leistet Wiedergutmachung für die Schäden, die Ihr und Eure Monster angerichtet habt, zieht Eure Horde von Bestien ab, und verschwindet von meiner Insel.«
» Deiner Insel?« Broger schnaubte verächtlich, dabei ließ er seine Plattform ein Stück sinken, sodass sie auf Höhe ihrer Knie schwebte.
»Ganz recht«, bestätigte Saber hinter ihm, was seinen angeheirateten Onkel dazu veranlasste, sich erschrocken zu ihm umzudrehen. » Ihre Insel. Oder solltest du nicht gehört haben, dass Katan sich von Nightfall losgesagt hat? Wir sind jetzt ein souveränes Königreich. Broger of Devries, darf ich dir Königin Kelly von Nightfall vorstellen – meine Frau?«
» Jingas Arsch! «, schnaubte Broger, vor Wut die Fäuste ballend. Seine Hängebacken bebten, als er eine Faust in Richtung seines Neffen schüttelte. »Warum lebst du immer noch? Wie kannst du es wagen, von einem verbannten Grafen zu einem König aufzusteigen? Ich bin derjenige, der dieser König sein sollte – und genau das werde ich auch sein, wenn ihr alle tot seid!«
»Deine Macht reicht für die Königswürde nicht aus.« Das kam von Rydan, der am Anfang des schattigen westlichen Ganges stand. Der Wind zerrte an seinem mitternachtsschwarzen Haar.
»Sie reicht ja noch nicht einmal für die Aufnahme in den Rat der Magier aus«, stimmte Evanor abfällig zu.
Broger lächelte – ein bösartiges, schmallippiges, höhnisches Lächeln. »In dem Moment, in dem ihr sterbt, geht eure Macht auf einen meiner Verwandten über. Meinen Sohn. O ja, ich habe einen Zauber ausfindig gemacht und etwas abgewandelt, der das ermöglicht!«
Ein kupferfarbener Falke stieß von der Decke herab und landete auf einem sauberen Fleck zwischen den blauen Schleimpfützen auf dem Boden. Einen Moment später verwandelte er sich in den einen Spiegel in der Hand haltenden Trevan. »Was würde es dir denn nützen, wenn der junge Barol über so viel Macht verfügen würde? Du selbst hättest ja nichts davon.«
Das Lächeln verwandelte sich in ein tückisches Grinsen. »Wer sollte mich denn daran hindern, dieselbe Magie auch gegen ihn einzusetzen?«
»Du würdest deinen eigenen Sohn töten?« Wolfer tauchte im südlichen Gang auf. Seine Stimme triefte vor Abscheu.
»Aber du bist ja auch nicht davor zurückgeschreckt, deinen eigenen Bruder umzubringen«, stellte Koranen sachlich fest, während er sich einen Weg zwischen den Höflingen hindurch bahnte und sich zu Kelly und Evanor gesellte. »Warum sollte es uns dann überraschen, dass du selbst dein eigen Fleisch und Blut nicht verschonst?«
Broger beschrieb auf seiner Plattform einen kleinen Kreis, wobei er den Blick über die Brüder schweifen ließ. »So, so, jetzt fehlen nur noch zwei, dann seid ihr vollzählig versammelt. Höre ich da Schritte?« Er legte spöttisch eine Hand an ein Ohr. Das Geräusch kam aus dem Ostflügel des Palastes. »Ihr könnt es gar nicht erwarten, mich zu vernichten, nicht wahr? Da darf ich euch natürlich nicht enttäuschen, indem ich einen Fluchtversuch unternehme.
Nicht schlecht, diese sich selbst verändernde Farbe«, fügte er hinzu, dabei nickte er zu den weißen Wolken hinüber, die langsam über die jetzt blauen Wände hinwegzogen. »Deswegen konnte ich keine Teleportationen mehr durchführen. Ihr seid meiner lieben Tierchen überdrüssig geworden, nicht?«
» Tötet ihn nicht! «
Der scharfe Befehl, der über ihren Köpfen ertönte, lenkte sie alle einen Moment lang ab. Morganen erschien auf dem obersten Balkon und beugte sich gefährlich weit über das Geländer, als er auf seine ihren Feind umringenden Brüder hinabblickte. Er rang keuchend nach Atem, dann fuhr sein Kopf hoch, und er starrte etwas ganz
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