Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
wird die Hitze nicht schaden.«
Einer der Knochenaffen, der fruchtlos am Fuß einer der illusionären Edelfrauen nagte, gab sein Opfer frei und huschte auf Rydan zu. Rydan maß ihn mit einem finsteren Blick, schnippte mit den Fingern und ließ einen Blitz aufzucken, der die Kreatur kreischend in die Mitte ihrer Artgenossen zurücktrieb. Einige Makkadadaks umzingelten das verwirrte, nach versengtem Fell stinkende Tier, das sich quiekend, mit den Krallen schlagend und zuschnappend zur Wehr setzte. Jetzt ging es nur noch darum, ob die Makkadadaks den Knochenaffen schneller verspeisen konnten, als dieser die Chitinpanzer der spinnenartigen Geschöpfe aufzulösen vermochte.
Alys lief vor Ekel ein Schauer über den Rücken, aber sie nahm sich zusammen und konzentrierte sich darauf, einen kugelförmigen Schild zwischen sich, Wolfer und Rydan zu errichten, während sie zu dritt das Monstergetümmel umringten. Sie erschauerte erneut, als Koranen die Luft innerhalb der Kugel in Brand setzte. Auch die Höflinge schienen Feuer zu fangen, reagierten aber nicht, als würden sie brennen, sondern fuhren fort, mit den Füßen aufzustampfen, während die Flammen sie umtanzten. Als alles vorbei war, wehte Rydan die Asche mit Windböen fort, und Koranen begann, die Höflinge zu deaktivieren und wieder in daumengroße Glaskugeln zu verwandeln.
Wolfer zog Alys in die Arme. »Alles ist gut. Wir haben es überstanden.«
Rydan schnaubte. »Wir haben es erst überstanden, wenn wir die ganze Burg durchkämmt haben.«
»Und die Höfe und Gärten«, stimmte Koranen zu. »Wenn wir Dominor … und Evanors Stimme zur Verfügung hätten, könnten wir eine gründliche Monstersäuberungsaktion vornehmen, aber jetzt muss es eben anders gehen. Hoffentlich übersehen wir keines der Tierchen.«
»Versiegelt jeden Raum, nachdem ihr ihn durchsucht habt«, riet Alys. Sie schmiegte sich an Wolfers Brust und war einfach nur überglücklich, dass sie alle mit dem Leben davongekommen waren, auch wenn Kelly und Evanor Verletzungen davongetragen hatten. »So würde ich vorgehen. Durchsucht und versiegelt jeden einzelnen Raum. Danach treffen wir uns draußen, um die nähere Umgebung zu durchkämmen.«
»Dann wird das Essen allerdings etwas später serviert«, stellte Wolfer trocken fest. »Wir können uns erst unbesorgt zu Tisch setzen, wenn alles garantiert monsterfrei ist.«
Rydan musterte seine Brüder, dann gab er einen angewiderten Laut von sich. »Ihr versucht doch hoffentlich nicht gerade, mich davon zu überzeugen, von nun an am Tag aktiv zu sein, oder?«
»Und ob«, zog Koranen ihn auf. »Du hast ja gerade bewiesen, dass dir das Sonnenlicht nicht schadet, also hast du keine Ausrede mehr, um …he!« Er duckte sich unter Rydans in seine Richtung schnellendem Arm hinweg und sprang lachend zurück. »Was ist? Ich bin froh, dass wir alle noch leben!«
» Und? «, flüsterte Evanor, so laut er konnte. Er saß auf einem Stuhl in Morganens Arbeitsraum. Die meisten anderen Familienmitglieder hatten sich gleichfalls eingefunden und warteten darauf, das Ergebnis einer eingehenderen Untersuchung des Problems zu hören als der, die Trevan unten auf dem Dock hatte vornehmen können. Die Burg und das umliegende Gelände waren gründlich durchsucht worden, ohne dass sie auf ein im Schatten lauerndes Monster gestoßen wären, und nun konnten sie sich weniger dringenden Angelegenheiten zuwenden. Rydan hatte sich in die Küche zurückgezogen, um das Essen zuzubereiten, und Dominor wurde nach wie vor vermisst, aber ansonsten waren alle in dem kleinen Raum versammelt.
Morganen schüttelte betrübt den Kopf. »Ich fürchte, diesen Schaden kann ich nicht beheben. Das erfordert Heilmagie auf einer Ebene, die keiner von uns bislang erreicht hat.«
»Aber du konntest doch meinen Finger wieder anwachsen lassen«, protestierte Kelly anstelle ihres Lieblingsschwagers. »Wieso kannst du da seine Stimmbänder nicht reparieren?«
»Kelly, dein Finger lag nur ein kleines Stück von der Stelle entfernt, wo du ihn bei der Explosion des Spiegels verloren hattest, auf dem Dock«, erklärte der jüngste Magier geduldig. »Ich musste ihn nur wieder dort befestigen, wo er hingehört, und den natürlichen Heilungsprozess beschleunigen. In Evanors Fall allerdings … seine Stimme ist einfach nicht mehr da . Kein Kehlkopf. Keine Stimmbänder. Ich habe nichts, womit ich arbeiten könnte. Ich kann Glieder wieder anwachsen lassen, aber die Neugestaltung verlorener und verschwundener
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