Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
Körperteile übersteigt meine Fähigkeiten.«
Saber durchbohrte ihn mit einem harten Blick. »Ich denke, du bist der mächtigste Magier in ganz Katan, Bruder?«
»Das schon – die Macht , seine Stimme wiederherzustellen, habe ich«, erwiderte Morganen gereizt. »Aber der Zauber dazu fehlt mir! Und selbst wenn ich ihn kennen würde, würde ich es nicht wagen, damit an etwas so Wichtigem wie Evanors Stimme zu arbeiten, ohne zuvor Erfahrungen gesammelt zu haben. Eine Stimme ist ein kompliziertes Instrument, und Evanors Stimme ganz besonders, da sie den größten Teil seiner magischen Fähigkeiten ausmacht.«
» Die ich nun ja wohl eingebüßt habe «, flüsterte Evanor in das nach Morganens Worten eingetretene betretene Schweigen hinein.
»So sieht es aus. Es tut mir leid, Ev.« Morganen fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Ich werde versuchen, ob ich einen Heiler vom Festland dazu bringen kann hierherzukommen. Leider haben sich die, die mächtig genug sind, um Wiederherstellungsmagie auszuüben, meistens in den Schatzkammern des Rates eingenistet.«
»Der ihnen einen Besuch mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit untersagen dürfte«, schloss Saber grimmig.
Auch ohne Stimmbänder waren die Obszönitäten, die der Viertgeborene von sich gab, nicht misszuverstehen.
»Du sagst es«, brummte Kelly. Ihre Hand war dick verbunden, damit sie sich während des Heilungsprozesses nicht erneut verletzen konnte, aber laut Morganen würde sie ihre volle Bewegungsfähigkeit wiedererlangen. In diesem Punkt hatte sie mehr Glück gehabt als Evanor. »Wir müssen wirklich daran arbeiten, diplomatische Beziehungen zu dem Rat und dem Volk von Katan aufzubauen, damit sie ihre dummen Vorurteile endlich überwinden.«
Wolfer schnaubte. »Viel Glück!«
Evanors Lippen bewegten sich, aber was auch immer er sagen wollte, ging unter, als Koranen das Wort ergriff. »Wartet – sollten wir denn wirklich jetzt schon etwas wegen Evanors Stimme unternehmen?«
Evanor war nicht der Einzige, der diesen Vorschlag mit einem verwirrten Stirnrunzeln quittierte. Saber starrte den Zweitjüngsten an. »Wie meinst du das, Kor?«
»Ich meine, besagt seine Liedstrophe nicht, dass er leiden wird? Und zwar, bis er ˒dem einsamen Herz lauscht, dessen Lied seinen Schmerz lindert˓?«, betonte Koranen.
Diese Schlussfolgerung bewog Morganen, bedächtig zu nicken. »Ja, das ist durchaus möglich. Außerdem wird unmissverständlich angedeutet, dass er – der Sohn, der der Sänger ist – seine Macht wiedererlangt. Sicher weiß ich es natürlich nicht, aber ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass deine Zukunftsbraut dir irgendwie deine Stimme wiedergibt, Evanor.«
Die anderen, die zaghafte Hoffnung zu schöpfen begannen, fingen an, aufgeregt miteinander zu tuscheln. Evanor versuchte sich verständlich zu machen, gab schließlich frustriert auf und schob zwei Finger in den Mund, um einen schrillen Pfiff ertönen zu lassen. Seine Brüder und seine Schwägerin verstummten und beugten sich über ihn, um ihm aufmerksam zu lauschen. » Ja, aber was ist mit Dominor? Seine Strophe kommt zuerst, und in der Zwischenzeit kann ich ihm nicht singend zu verstehen geben, dass wir an ihn denken und nach einem Weg suchen, ihn nach Hause zu holen! «
»Ich behalte ihn ständig im Auge«, versicherte ihm Morganen. »Das muss vorerst reichen. Wenn deine Strophe der Prophezeiung tatsächlich besagt, dass du deine Stimme erst wiederbekommst, wenn die Bedingungen, die deine eigene Braut zu dir führen, erfüllt sind, dann musst du dich in Geduld fassen, Ev. Erst muss dein Zwilling sein Schicksal akzeptieren.«
Wieder entfuhr dem blonden Magier ein Fluch, der in einem Zischen endete.
Alys berührte seine Schulter. »Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du zwischen mich und meinen Onkel getreten bist, Ev. Du hast mir das Leben gerettet. Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, dann sag es mir, und ich tue es. Alles.«
»Innerhalb vernünftiger Grenzen«, knurrte Wolfer und grunzte, als Kelly ihm einen Rippenstoß versetzte. »Bestimmte Dinge wird sie nicht für ihn tun, weil sie meine Frau wird und nicht seine!«
Evanor musste sich damit zufriedengeben, ihm einen giftigen Blick zuzuwerfen.
»Was ich gerne wissen möchte«, unterbrach Koranen, geschickt das Thema wechselnd, »ist, warum mein Zwilling uns so unsanft zu dem Dock befördert hat. Und was es mit diesen Armen in den Flammen auf sich hatte, und warum ich die Runen überhaupt erst entzünden sollte.«
»Ich
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