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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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»Ja … ja, ich glaube schon. Und dann … dann mache ich das , richtig?«
    Während Kelly rasch zur Seite sprang, streckte Alys die Arme aus: Schlag, Schwung holen, Schlag-Schlag-Schwung, Drehung und Tritt. Dann maß sie ihre Lehrerin mit einem fragenden Blick.
    »Habe ich alles richtig gemacht?«
    »Im Grunde genommen schon. Du hast die Handgelenke eine Spur zu weit nach oben gedreht – dein Handrücken muss auf derselben Höhe wie dein Unterarm sein. Das Abblocken muss schneller erfolgen, und du musst die Zehen anheben und mit der Ferse zutreten, damit du dir nichts brichst. Aber du bist schon viel besser als am Anfang«, gab Kelly freimütig zu. »Das sind alles nur Kleinigkeiten, die wir korrigieren werden, wenn du die Grundbewegungen beherrschst. Jetzt wiederhole die Bewegungskombination noch einmal.«
    Alys tat, wie ihr geheißen. Dann noch einmal und noch einmal. Erst langsam, dann schneller, dann auf einen scharfen Befehl ihrer Lehrerin hin sehr schnell – und dann beging sie einen Fehler, verlor das Gleichgewicht und landete rücklings auf den fünf Lagen Filz, die sie davor bewahrten, sich ernsthaft zu verletzen, sie trug nur ein paar blaue Flecke davon.
    »Aua!«
    Kelly verbiss sich ein Grinsen, trat zu ihr und half ihr auf. »Wie ich sehe, hat dein Hinterteil unsanfte Bekanntschaft mit dem Fußboden geschlossen. Wir werden das Ganze langsam angehen und die Schnelligkeit nach und nach steigern, denke ich. Erst die Bewegungen perfektionieren, alles andere kommt später.«
    »Dieses … Kung-Fu …« Alys klopfte ihre Kehrseite ab, dann wischte sie sich mit dem Arm über die Stirn. Es hatte sie den größten Teil des Nachmittags gekostet, den Filz zu finden und provisorisch zusammenzunähen. Aber obwohl die Sonne bald untergehen würde, war es immer noch sehr warm. »Warum lerne ich das eigentlich?«
    »Damit du das nächste Mal, wenn dir jemand wie dein Onkel begegnet, weißt, wie du ihn Staub schlucken lassen kannst. Nimm noch einmal die Grundhaltung ein, dann zeige ich es dir«, fügte sie hinzu, trat zurück und tat dasselbe. »So, und jetzt fang an.«
    Sie wehrte Alys’ Schlag ab, ging ihrerseits zum Angriff über, den Alys parierte, und stieß dann vernehmlich den Atem aus, als Alys die Bewegungskombination anwandte, die sie soeben gelernt hatte, und Kelly mit dem Fuß in die Magengegend traf. Alys ließ den Fuß sinken und schlug die Hände vor den Mund. »Oh, Kelly – es tut mir so leid!«
    Kelly, die sich, eine Hand auf die Knie gestützt, den Bauch rieb, grinste zu der anderen Frau empor. Dann richtete sie sich auf und deutete nach Luft schnappend auf Alys. »Wage es ja nicht, dich zu entschuldigen. Du hast genau das getan, was du tun solltest. Gut gemacht.«
    Alys zwinkerte. »Du bist nicht böse auf mich?«
    »Im Gegenteil«, versicherte Kelly ihr. »Natürlich habe ich dich absichtlich meine Deckung durchbrechen lassen, weil wir so langsam vorgehen. Bei voller Geschwindigkeit sieht das so aus …« Ein plötzliches Wirbeln der Arme, eine rasche Drehung und ein Tritt, und Alys sah, mit welcher Wucht die bloße Ferse treffen konnte, wenn die Bewegung richtig ausgeführt wurde.
    Sie starrte die sommersprossige Frau verblüfft an. »Bei Kata, auf diese Weise könntest du jemanden umbringen .«
    »Nur wenn es mir irgendwie gelänge, mit einem so hohen Tritt jemandem den Hals zu brechen.« Kelly führte ihr vor, was sie meinte. »Oder wenn ich ein lebenswichtiges Organ verletzen würde, aber das ist bei der Kraft, über die wir beide verfügen, nicht sehr wahrscheinlich. Wolfer und Saber könnten es vielleicht, aber wir setzen diese Kunst ein, um den Gegner außer Gefecht zu setzen, nicht um ihn zu töten. Dazu gibt es andere Möglichkeiten, aber dafür weißt du noch zu wenig über Kung-Fu. Erst kommen die Grundlagen, dann das Blutbad.«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher, ob ich das könnte«, murmelte Alys. Die Sachlichkeit, mit der die andere Frau über solche Dinge sprechen konnte, schockierte sie. Der einzige Mensch, den sie gern töten würde, wenn sie den Mut dazu jemals aufbrächte, war ihr Onkel Broger. Aber der hatte mittels mehrerer Zauber dafür gesorgt, dass derartige Versuche auf den Angreifer zurückgeschleudert wurden. Ihre Finger berührten den mit ihrer Haut verbundenen Metallstern unter ihrer Bluse. Noch nicht einmal dieses sorgsam verzauberte Amulett konnte sie davor bewahren.
    »Kung-Fu ist eine Waffe, die dir niemand nehmen kann«, fuhr Kelly, die von Alys’ innerem

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