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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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aufblickte. Er beobachtete, wie Alys eine Fruchtscheibe zum Mund führte – die gleiche Frucht, die sie verzehrt hatte, als sie an diesem Morgen auf seinem Rücken geritten war.
    Als sie die Lippen ein wenig schürzte und in die Frucht biss, stieß er leise zischend den Atem aus. Dann zwang er sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Mahlzeit zu richten, und trank einen Schluck von seinem Bier, das Getränk, das er momentan bevorzugte, obwohl auch Wasser, Saft und Ale bereitstanden. Die Karaffen hatte seine Schwägerin auf einer Anrichte aufgebaut, die sie irgendwo in der Burg entdeckt hatte. Es war ihr wie immer ein Leichtes gewesen, seine Brüder dazu zu bringen, sie hier hereinzuschaffen, sodass aus dem ehemaligen Wohnraum ein richtiges Esszimmer geworden war. Frauen und ihre Möbel , lenkte er sich von weitaus gefährlicheren Gedanken ab. Frauen und ihre Münder …
    »Möchtest du, dass ich nach dem Essen andere Möbel in diese Kammer bringe?«, fragte Saber seine Frau.
    »Nicht nötig. Alys und ich können eine der Holzbänke hineintragen, die ich draußen gesehen habe.«
    Wolfer dachte an die Größe und das Gewicht besagter Bänke, die überdies vom Alter verwittert und splittrig waren, und zuckte unwillkürlich zusammen. »Ich bringe euch eine, nachdem ich sie abgeschmirgelt habe.«
    »Das wäre sehr nett von dir«, murmelte die Frau zu seiner Rechten bescheiden. »Wir hätten doch ziemliche Mühe damit.«
    Seine Muskeln schwollen angesichts ihres Lobes, stark, männlich und hilfsbereit zu sein, leicht an. Wolfer versprach, sich umgehend mit der Bank zu befassen. Sie sog wieder die Luft ein, dabei wandte sie den Kopf in seine Richtung.
    Nachdem er gebadet hatte.
    »Warum mussten wir eigentlich diese Kammer vollständig ausräumen, wenn du nur eine einzige Bank hineinstellen willst?«, wandte sich sein Zwilling an seine Frau. »Ich dachte, du wolltest aus irgendwelchen unerklärlichen weiblichen Gründen einfach nur alles neu möblieren.«
    »Das geht dich nichts an – und diese Art zweifelhafter Schmeichelei verfängt bei mir nicht. Evanor, weißt du, ob wir hier irgendwo dicke Woll- oder Baumwollbahnen haben?«, fragte Kelly den ihr gegenüber sitzenden hellblonden Mann. »Nicht so dick wie eine Matratzenunterlage, aber im zusammengepressten Zustand auch nicht dünner als zwei Finger breit?«
    »Nicht dass ich wüsste. Du könntest höchstens Steppdecken benutzen. Wozu brauchst du sie denn?«
    »Wie sieht es mit Filz aus?«, umging sie die Frage geschickt.
    »Davon haben wir genug da«, nickte er. »Auf dem Dachboden des Ostflügels, in einer der ehemaligen Dienstbotenunterkünfte. Irgendein früherer Bewohner der Burg hat ihn zurückgelassen, aber für Filz ist er noch in ziemlich gutem Zustand. Er hat nur ein paar Ungezieferfraßlöcher davongetragen.«
    »Ausgezeichnet. Ich sehe ihn mir gleich nach dem Essen einmal an.«
    »Wofür brauchst du ihn?«, erkundigte sich Saber, den die Ausflüchte seiner Frau misstrauisch stimmten.
    Kelly, die neben ihm auf einer Doppelsitzbank saß, die Alys daran erinnerte, dass sich auch ihre Eltern während der Mahlzeiten ein solches Möbelstück geteilt hatten, tätschelte seinen Oberschenkel.
    »Frauenangelegenheiten. Jetzt lebt eine zweite Frau bei uns, und ich habe vor, ihr ein paar Dinge aus meiner Welt beizubringen, von denen du nichts zu wissen brauchst.«
    »Vielleicht kann ich deine Meinung ändern«, murmelte der älteste der Brüder, wobei er seine Frau nachdenklich betrachtete.
    Als Kelly selbstzufrieden lächelte, fragte sich Alys, wer von den beiden wohl dieses Duell gewinnen würde. Kelly war wesentlich forscher und verfügte über sehr viel mehr Selbstbewusstsein als sie selbst, so viel stand fest.
    Sie holte erneut tief Atem. Cari hatte ihr zwar gesagt, dass manche Männer entschieden besser rochen als andere, aber zu erwähnen vergessen, dass einige geradezu fantastisch rochen – so gut wie eine köstliche Nachspeise nach einer schmackhaften Mahlzeit, wenn eine Nachspeise aus einem wölfisch wirkenden, nach Erde und Moschus duftenden Mann bestehen konnte. Wolfer pur. Der Duft eines Gefährten.
    Sie konnte von seinem Geruch gar nicht genug bekommen.

SECHSTES KAPITEL
     
    N ein, nein, platzier den Fuß mehr so – spürst du den Unterschied in der Haltung?« Kelly trat auf die hastig zusammengenähte fünflagige Filzmatte.
    Alys ließ zu, dass die andere Frau ihren Fuß in die richtige Position brachte, dann verlagerte sie ihr Gewicht vorsichtig.

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