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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Gefühlsaufruhr und ihren Zweifeln nichts ahnte, fort. »Und wenn du deinen Onkel das nächste Mal siehst und er irgendetwas tun will, was dir nicht gefällt – mögen die Götter dieser Welt verhüten, dass dieser Fall jemals eintritt -, dann kannst du dich gegen ihn zur Wehr setzen – so!« Ihre Arme schossen vor, sie wirbelte herum, fiel auf die Knie und holte gleichzeitig zu einem so harten Schlag aus, dass er im Ernstfall den Schenkelknochen eines Mannes zerschmettert hätte. Kelly sprang wieder auf, entspannte sich und grinste Alys an. »Siehst du?«
    Alys stellte sich vor, wie sie ihrem Onkel genau das antat. Einen Moment lang wallte Zorn in ihr auf, und sie glaubte, tatsächlich dazu fähig zu sein, sollte sie Broger – oder Donnock, der sich ja in der Nähe aufhielt – je wieder zu Gesicht bekommen. Aber dieses Gefühl hielt nicht lange an. Ihre Onkel waren beide mächtigere Magier als sie, und der Gedanke daran, wie ihre Rache aussehen würde, erfüllte sie mit nackter Angst. »Ich … ich weiß nicht, ob ich das könnte.«
    »Ich sehe schon, wir müssen noch an deinem Selbstvertrauen arbeiten, junge Lady«, stellte Kelly fest. »Jetzt wiederholen wir die Übung noch einmal. Betrachte es nicht als Kampfmethode«, fügte sie hinzu, als Alys zögerte. »Betrachte es als Sport.« Als auch das nichts fruchtete, lächelte Kelly verschmitzt. »Oder stell dir vor, wie du Wolfer auf diese Art angreifst.«
    »Wolfer … angreifen?«, stammelte Alys. »Ich könnte … ich würde nie …«
    »O doch.« Die andere Frau zog die Brauen zusammen und krümmte die Finger zu Klauen. »Stürz dich auf ihn, wirf ihn zu Boden, reiß ihm die Kleider vom Leib, und mach mit ihm, was du willst.«
    Alys’ Augen wurden groß. Dann kicherte sie – ein schockiertes Kichern, aber immerhin ein Kichern.
    Aha , dachte Kelly, während sie ihr Gegenüber musterte. So kann ich sie also motivieren.
     
    Morganen duckte sich unter Wolfers wuchtigem Hieb hinweg, taumelte zurück und wehrte den nächsten Angriff seines Bruders ab, wobei ihm fast sein Übungsschwert entglitten wäre.
    »Bei Jinga! Was ist denn in dich gefahren?«, keuchte er. Sie befanden sich im Waffensaal, wo es kühler war als im nördlichen Hof, wo die Brüder für gewöhnlich trainierten, wenn das Wetter gut und die Temperaturen weder zu hoch noch zu niedrig waren. Er zuckte zusammen, als Wolfer ernsthaft auf ihn losging. Die Klinge traf die hölzerne Trennwand, hinter die sich Morganen duckte, und hinterließ dort eine weitere Kerbe. Wenn das so weiterging, würde sie bald ersetzt werden müssen. »Ich dachte, du wolltest mit mir üben, aber du willst mich wie es scheint umbringen!«
    Wolfer stapfte um die Wand herum. Sein jüngerer Bruder beäugte ihn argwöhnisch. »Seit wann bist denn mit ihr so eng befreundet?«
    Der jüngste Bruder richtete sich auf. »Also daher weht der Wind. Hat dich die Art gestört, wie wir uns begrüßt haben?«
    »Allerdings«, schnarrte Wolfer, dabei griff er erneut an. Morganen versuchte, ihn abzuwehren, wurde aber von seinem muskulösen zweitältesten Bruder rasch in die Enge getrieben.
    Er konnte schwerlich zugeben, die ganze Zeit mit Alys in Verbindung gestanden zu haben – noch nicht, es war noch zu früh, Wolfer in das einzuweihen, was er von Anfang an gewusst hatte. Aber etwas konnte er zugeben, mehr oder weniger jedenfalls. »Wolfer, ich habe sie in die Kunst der Magie eingeführt, schon vergessen?«
    Wolfer ließ in seinen Angriffen ein wenig nach, und Morganen gelang ein kräftiger Hieb gegen den Schulterschutz seines Bruders, der klirrte, als die Klinge des Schwertes dagegenprallte. Die goldenen Wolfsaugen verengten sich. »Wann hast du ihr diesen Unterricht denn erteilt?«
    »Wir haben durch den Spiegel miteinander gesprochen – ich bin nun einmal der beste Magier der Familie«, betonte sein jüngster Bruder, während Wolfer die Schwerthand wechselte und den Treffer würdigte, indem er seinen ˒verletzten˓ Arm hinter den Rücken schob. »Das hat sie schon damals gewusst. Und du hast keinen Grund … aua!« Morganen zog seine behandschuhte Hand weg, wich hastig zurück, um etwas Distanz zwischen ihnen zu schaffen, wechselte gleichfalls die Schwerthand und verbarg seinen schmerzenden Knöchel hinter seinem Rücken. »Selbst ein Narr hätte erkannt, dass sie nur mittels Magie fliehen konnte, und vermutlich war sie froh, von mir genug beigebracht zu bekommen. Du weißt, was für ein geiziger Bastard Broger of Devries ist.

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