Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
Vom Netzwerk:
Höhe, um ihre geballte Macht auf …
    … Rydan zu entladen, der instinktiv zurückwich und gleichfalls eine Hand hob. Ein beginnender Schutzzauber ließ seine Handfläche glühen. Alys erstarrte vor Verlegenheit. Vor lauter Angst – ausgelöst durch den Albtraum, die fremde Umgebung und sein ungeduldiges Klopfen – hatte sie keinen klaren Gedanken fassen können und nicht ruhig und logisch darüber nachgedacht, wer auf der anderen Seite der Tür stehen könnte. Es gelang ihr, den Arm sinken zu lassen. Der Zauber erlosch. Ihr erster Versuch, sich zu entschuldigen, endete in einem Quieken, dann brachte sie ein schamerfülltes, krächzendes Flüstern heraus.
    »Ich … es tut mir leid …«
    Schwarze, im Schein der Lichtkugeln, die den Gang schwach erleuchteten, glänzende Augen wanderten an ihr vorbei in die Kammer hinter ihr, bevor sie sich ausdruckslos auf ihr Gesicht hefteten. »Habe ich euch gestört?«
    Es dauerte einen Moment, bis Alys begriff, was er meinte, und dann lief sie flammend rot an. Eine andere Art von Scham schnürte ihr die Kehle zu. Sie schüttelte hastig den Kopf, sodass ihre taillenlangen, vom Schlaf zerzausten Locken tanzten. Einige fielen ihr ins Gesicht und verdeckten einen Teil ihrer glühenden Wangen.
    »Wolfer ist an der Reihe, beim Zubereiten des Frühstücks zu helfen«, teilte ihr der die Nacht liebende sechstgeborene der acht Brüder ruhig mit. Er machte Anstalten, sich abzuwenden, dann musterte er sie einen Moment lang. »Solange du noch nicht in den Haushaltsdienstplan eingegliedert bist, solltest du ihm zur Hand gehen. Schwester.«
    Er drehte sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort so geräuschlos wie ein Schatten. Alys wollte ihm danken … dafür, dass er sie als Familienmitglied akzeptiert hatte, aber sie brachte es nicht über sich, ihm etwas Diesbezügliches nachzurufen. Sie wusste, dass sie die herzliche Aufnahme in den Kreis der Brüder nicht verdiente; nicht, bevor sie nicht ein paar Geständnisse abgelegt hatte. Und sie musste bekennen, was sie getan hatte, bevor sie Wolfer heiratete. Das war sie diesen Männern schuldig. Erst dann würde sie wissen, ob sie sie wirklich als eine der Ihren akzeptierten.
    Wenn ihnen das dann noch möglich war.
    Als sie sich umdrehte, um zum Bett zurückzugehen, nachdem sie die Tür geschlossen hatte, wich sie mit einem erschrockenen Aufschrei zurück. Wolfer stand direkt hinter ihr, nackt bis auf eine um die Hüften geschlungene zweite Decke. Er hatte sich so leise angeschlichen, wie sein schwarz gekleideter, schwarzhaariger, schwarzäugiger Bruder verschwunden war. Aber mit seinem wirren brustlangen Haar und den angesichts ihrer Nervosität belustigt funkelnden Augen wirkte er nicht annähernd so furchteinflößend wie Rydan. Ein Blick traf die geschlossene Tür, der nächste sie, dann zog er die Brauen hoch.
    »Ruft die Pflicht?«, erkundigte er sich mit seiner tiefen Stimme, mit der er ihr während ihres Liebesspiels Koseworte zugeraunt hatte. Errötend schlang Alys die Decke enger um sich. Allein der Klang dieser Stimme löste schon wieder heißes Verlangen in ihr aus.
    Wolfer, dem dies nicht entgangen war, hob erneut die Brauen, nahm lächelnd ihr Kinn in eine Hand, küsste sie sanft auf die Lippen und gab sie wieder frei. Wenn er jetzt nicht die Hände von ihr ließ, würden sie es nie bis hinunter in die Küche schaffen. Rydan würde sich ärgern … und Alys zu wund sein, um laufen zu können.
    Also legte er ihr, statt sie in die Arme zu schließen, ihr Decke und Tunika abzustreifen und sie gleich hier an Ort und Stelle zu lieben, nur einen Arm um die Schultern und schob sie in die Schlafkammer zurück. »Lass uns unsere Kleider suchen und uns anziehen, sonst kommen wir nie dazu.«
    Als sie erneut rot wurde, grinste er.
     
    Einen Moment lang konnte Alys ihn nur sprachlos anstarren. Wolfer hatte vorgeschlagen, nach dem Frühstück mit ihr in den Wald zu gehen und ihr beizubringen, sich in eine Wölfin zu verwandeln, aber sie hatte erwartet, laufen zu müssen. Doch sowie sie den östlichen Hof betreten hatten, nahm Wolfer die Gestalt jenes Hengstes an, der ihr diesen unvergesslichen … Ritt beschert hatte.
    Die Art, wie ein goldenes Pferdeauge sie beobachtete und dann langsam und absichtlich zwinkerte, verriet ihr, dass er sich gleichfalls daran erinnerte. Einen Moment lang hätte sich Alys auch dann nicht von der Stelle rühren können, wenn ihre beiden Onkel plötzlich hinter ihr aufgetaucht wären. Doch ihre Verlegenheit

Weitere Kostenlose Bücher