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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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Jagd gehen. Möchtest du dann lernen, dich in einen Wolf zu verwandeln? Es ist nicht schwieriger als die Verwandlung in einen Pookrah und entschieden sicherer.«
    »Das stimmt. Wenn ich Pookrah-Gestalt annehme, könnten mich deine Brüder versehentlich erschießen«, räumte Alys ein. »Eine Wolfsgestalt würde ich gern lernen. Aber ich muss dich warnen«, fügte sie schüchtern hinzu. »Ich brauche einige Zeit, bis ich eine Gestalt sicher beherrsche. Deswegen bin ich auch als Flussund nicht als Seeotter hierhergeschwommen. Ich hätte eine Woche benötigt, um die neue Gestalt einzustudieren, es sei denn, ich hätte Glück gehabt und den Dreh schneller herausgehabt. Aber ich wollte nicht so lange warten.«
    »Ich nehme an, dein Onkel hat dir nicht viel über Magie beigebracht?«, hakte Wolfer, der sich an Morganens diesbezügliche Bemerkung erinnerte, nach.
    »Nur ein paar einfache Zaubersprüche, die mich als Dienstmagd für ihn nützlicher machten«, gab Alys zu, verschwieg aber wohlweislich, um welche Art von Sprüchen es sich gehandelt hatte – vornehmlich um solche, die es ihr ermöglichten, seine ˒Haustiere˓ wegzusperren und unter Kontrolle zu halten, damit sie sie nicht in Fetzen rissen, wenn sie sie für ihn fütterte und ihnen Bewegung verschaffte. »Morganen hat natürlich getan, was in seiner Macht stand, um mir zu helfen.«
    »Bevor wir in die Verbannung geschickt wurden?«, vergewisserte sich Wolfer.
    »Er hat mir Unterricht erteilt, wann immer er Gelegenheit dazu hatte«, wich Alys aus. Sie hasste es, gewisse Punkte ihrer Vergangenheit für sich behalten zu müssen, und fürchtete sich davor, die Wahrheit enthüllen zu müssen.
    Sie hatte Angst vor der Reaktion des Mannes, der sie in den Armen hielt. Zwar liebte sie ihn, seit sie drei Jahre alt war, aber Alys war nicht blind für seine Fehler. Manchmal handelte Wolfer, bevor er nachdachte – und wenn ihn etwas in Rage brachte, ging er gewöhnlich irgendjemandem an die Gurgel. Sie lenkte das Gespräch rasch auf seine Räume zurück, das war sicherer.
    »Ich bin froh, dass du im zweiten Stockwerk wohnst. Kelly hat mir ihre und Sabers Kammer ganz oben im Turm gezeigt …«
    Wolfer nickte stumm.
    »Ich für meinen Teil würde nicht gern in solcher Höhe wohnen. Nicht, weil ich Höhenangst habe«, zog sie ihn mit seiner Kindheitsangst auf, was ihr ein Knurren eintrug. »Aber ich hätte wenig Lust, jeden Abend so viele Stufen hochsteigen zu müssen, wenn ich so müde bin, dass ich nur noch in mein Bett fallen möchte.«
    » Unser Bett«, erinnerte Wolfer sie, drehte sie beide in Richtung der Innentür und steuerte darauf zu. »Ein bisschen mehr Farbe also, ein paar Kissen, aber nichts mit Spitzen und Rüschen, richtig?«
    »Richtig.« Sie öffnete die Tür, weil er sie noch immer fest umschlungen hielt. Gemeinsam schlurften sie vorwärts, und sie lächelte, als sie seine Schlafkammer betraten. »Und hier drinnen …«
    Sowie sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, blickten sich beide in der ähnlich wie der Wohnraum eingerichteten Kammer um. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Wände hier momentan das Muster eines Waldes aufwiesen, in dem weiße Vögel langsam hin und her flogen.
    In ihren Augen fehlte nur eines in diesem Raum, aber sie wusste nicht, ob Wolfer das gerne hören würde, und so scheute sie sich, einem ihrer am längsten gehegten Wünsche Ausdruck zu verleihen.
    »Ja?«, drängte Wolfer, als die Frau in seinen Armen zu lange schwieg. Er wollte es ihr in seinem Heim bequem machen; so bequem, dass sie nie den Wunsch verspüren würde, ihn zu verlassen. »Du kannst alles haben, was du willst, Alys. Alles. «
    »Ich möchte … ich möchte einen Teppich«, gestand sie zögernd.
    »Einen Teppich?« Wolfer hob die Brauen. Eine so harmlose Bitte wagte sie kaum zu äußern?
    »Einen dicken Teppich«, betonte Alys, als er nichts weiter sagte und vor allem keine Spur von Ärger zeigte. Vielleicht würde sich ihr Traum ja doch endlich erfüllen. »Einen großen Teppich – so groß, dass ich darauf liegen und Hände und Füße ausstrecken kann, ohne den Boden zu berühren«, fügte sie hinzu, als sie sich an die vielen Winter in der Burg im Herzen der Grafschaft Corvis erinnerte, in denen sie die kalten Steine des Fußbodens unter sich gespürt hatte. »So dick, dass ich darauf schlafen kann. Und Decken. Viele Decken, wenn der Winter kommt – genug, um sich unter ihnen zu verkriechen.«
    »Hier auf der Insel wird es nicht so kalt«,

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