Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
gar nicht mehr betreten«, murmelte Alys bedrückt. Rydan hatte ihr verziehen, Wolfer ebenfalls, aber das hieß nicht, dass Saber und die anderen Brüder ihrem Beispiel folgen würden. Nun, Morganen weiß schon lange Bescheid, er weiß, dass ich nicht anders handeln konnte … und ich glaube, Kelly ist auch auf meiner Seite …
»Ich denke, Kelly wird meinem Zwilling schon den Kopf zurechtrücken. Gegen sie und mich und Morg«, fügte er hinzu, wobei er sein Bestes tat, seine Eifersucht auf seinen Bruder zu unterdrücken, den eine so besondere Beziehung mit seiner Frau verband, »können sich die anderen nicht durchsetzen, glaub mir.«
Mit einem leisen Lachen schmiegte sich Alys enger an ihn und sog den warmen Duft seiner Haut ein. Beide hatten sich seit den Jahren ihrer Kinderfreundschaft verändert, aber sie liebte ihn immer noch. »Du hast mir gefehlt.«
Wolfer wusste, was sie meinte. »Ich habe dich auch vermisst. Wirst du … wirst du immer noch mit mir zu den acht Altären gehen?«
Alys stieg das Blut in die Wangen. Sie hob das Gesicht von seiner Brust und blickte zu ihm auf. Der größte Teil seines Gesichts lag im Schatten verborgen, aber ein Streifen silbernen Mondlichts fiel über eine seiner Wangen und einen Augenwinkel. Sie sah ihm an, wie er ihrer Antwort entgegenfieberte. »Ja, das werde ich, aber … ich würde lieber warten, bis mein Onkel unschädlich gemacht worden ist. Weißt du, er hat einige Dinge gesagt, aus denen ich geschlossen habe, dass er … dass er die Lebenskraft und die potenziellen magischen Fähigkeiten des Kindes anzapfen kann, das ich vielleicht empfange, und dann … ach, hör auf zu knurren!«
Sie versetzte ihm einen leichten Klaps auf die Brust. Wolfer verstummte mit einem reuevollen Lächeln. Sie belohnte ihn, indem sie mit der Hand über seinen Arm strich, und fuhr fort:
»Ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht, aber ich möchte keinesfalls ein Risiko eingehen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mir ein Verhütungsamulett besorgt habe und es ständig trage«, erinnerte sie ihn, dabei streckte sie einen Fuß vor. Das Amulett wurde momentan von ihrem Stiefel verborgen. »So bin ich auf der sicheren Seite.«
Obwohl er enttäuscht war, die Gründung einer Familie herausschieben zu müssen, musste Wolfer ihr recht geben. »Wenn dein Onkel noch nicht einmal davor zurückschreckt, das Leben seiner Verwandten aufs Spiel zu setzen – und ich muss gestehen, dass ich ihm das durchaus zutraue -, dann halte ich es auch für besser, den Wunsch nach Kindern vorerst zurückzustellen. Aber warum sollten wir unsere Hochzeit gleichfalls aufschieben?«
»Ich weiß nicht, ob er in der Lage ist, seine magischen Klauen auch in die Macht meines Mannes zu schlagen«, murmelte sie unglücklich, ohne ihn anzusehen. »Ich würde diese Möglichkeit jedenfalls nicht ausschließen.«
»Dann müssen wir also auch darauf gefasst sein. Komm.« Wolfer löste sich aus ihren Armen und stand auf, dann hielt er ihr eine Hand hin. »Wir sollten zurückgehen und die anderen von allem in Kenntnis setzen, was du weißt. Und wenn sie sich als sture Maulesel erweisen – nun, je eher wir das wissen, desto eher kann ich sie mit einem lauten Knurren zur Vernunft bringen. Du magst es ja nicht, wenn ich ohne guten Grund knurre.«
Alys spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, als er ihr aufhalf. »Um ehrlich zu sein … ich mag es, wenn du knurrst – aber nur, wenn wir in unserer Schlafkammer sind. Ich … hmm … ich muss dann immer an all das denken, was wir miteinander tun.«
»Oh.« Er dachte einen Moment darüber nach, dann grinste er auf sie hinab. »Ich werte das als Erlaubnis, dich auch weiterhin nach Herzenslust anknurren zu dürfen.«
»Wolfer!« Wieder versetzte sie ihm einen leichten Klaps, woraufhin er sich immer noch breit grinsend in den braunen Hengst verwandelte, um sie nach Hause zu bringen.
Es war Kelly, die in weiser Voraussicht jemanden losgeschickt hatte, um eine Schreibfeder, Tinte und Papier zu holen, damit sie Alys’ Antworten auf die Fragen der Brüder schriftlich festhalten konnten. Sie übernahm diese Aufgabe freiwillig, damit die anderen die jüngere Frau ungestört über all die rätselhaften Dinge ausfragen konnten, von denen sie nicht viel verstand. Da die restlichen Brüder etwas Zeit gehabt hatten, um sich zu beruhigen, hatten sie Alys ohne Vorbehalte wieder aufgenommen. Einige hatten sich sogar für ihre Grobheit entschuldigt, – um sie dann wie eine Zitrone
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