Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)
über die Monster ihres Onkels, seine Magie und seine wahrscheinlichsten Angriffs- und Verteidigungsmethoden auszuquetschen. Das Verhör dauerte fast bis Mitternacht, was hauptsächlich an Kelly lag, die in ihrer Unwissenheit immer wieder bezüglich bestimmter Punkte nachhakte. Ihre ersten Unterbrechungen waren ungeduldig aufgenommen worden, doch dann begannen sich die Magier-Brüder damit abzufinden und beantworteten ihre Fragen knapp und sachlich. Manchmal gaben sie sogar von sich aus Erklärungen ab, während sie fortfuhren, Alys und Morganen auszufragen. Doch deren Antworten gefielen ihnen ganz und gar nicht. Wie es aussah, gab es kaum einen Weg, Broger of Devries’ Schutzzauber zu durchdringen, und fast alle würden unweigerlich dazu führen, dass einer oder mehrere Brüder schwer verletzt oder gar getötet werden würden. Ihn gefangen zu nehmen, schied als Lösung des Problems gleichfalls aus; sie würden ihm dazu gar nicht nahe genug kommen können. Als letzter Ausweg blieb nur, das Leben ihres Feindes irgendwie zu beenden.
Es war wieder Kelly – und ihre Unkenntnis dieser Welt voller Magie -, die ihnen die Lösung lieferte. Sie richtete ihre Frage an Alys, nicht an die Brüder. »Was ist denn mit seinen magischen Kräften, Alys? Du sagst, er nutzt sie, um zu verhindern, dass ihm irgendjemand Schaden zufügen kann, aber was, wenn einer seiner eigenen Zauber zu ihm zurückgeleitet wird? So, wie man einen hellen Sonnenstrahl mit einem Handspiegel in die Augen eines Gegners lenkt, um ihn zu blenden? Nur ist in diesem Fall der Gegner die Quelle des Sonnenlichts.«
Acht verwirrte Augenpaare betrachteten die Frau aus der anderen Welt in ihrer Mitte. Drei Brauenpaare zogen sich zusammen, vier weitere schossen überrascht in die Höhe … und ein Wimpernpaar flatterte leicht. Morganen, der trotz Evanors tadelndem Blick die Absätze seiner Stiefel gegen den Rand der Tischplatte stemmte, ließ die Beine sinken und beugte sich vor. »Das ist es! Wir bedienen uns seiner eigenen Energie, um die Zauber umzulenken, sodass sie sich gegen ihn richten!«
»Ich habe gesehen, wie er Zauber über sich selbst verhängt hat, ohne Schaden zu nehmen«, unterbrach Alys hastig. »Der auf ihn zurückgelenkte Zauber müsste also tödlich oder stark genug sein, um ihm tödliche Verletzungen zuzufügen, und wenn wir dann … wenn wir dann einfach … ich kann nicht glauben, dass ich das wirklich vorschlage …«, murmelte sie bedrückt, zwang sich aber zum Weitersprechen. »Wenn wir ihn irgendwie daran hindern, sich selbst zu heilen, und er … hmm … von selbst stirbt …«
»Ich glaube, die Götter werden es uns verzeihen, wenn wir ihn auf diese Weise für immer unschädlich machen«, stimmte Wolfer mit einem Blick auf Alys zu.
Evanor nickte. »Und obwohl wir vielleicht dafür bestraft werden, dass wir nicht geholfen haben, ihn zu heilen – da wir ihn nicht direkt angreifen würden, hätte er sich sozusagen selbst umgebracht.«
»Ihn auf diese Weise außer Gefecht zu setzen funktioniert nur, wenn er uns mit einem tödlichen Angriffszauber belegt«, warf Trevan ein, dabei trommelte er mit den Fingern auf der Tischplatte herum. »Somit hätten nicht wir, sondern er gegen die Gesetze der Götter verstoßen … es sei denn, er würde einen langsamen, qualvollen Tod erleiden. Oder verstümmelt werden. Entschuldige, Alys, aber ich bin etwas blutrünstiger als du. Ich bin auch von einer Wasserschlange gebissen, von einem Krallendämon angegriffen und genau wie der Rest von uns während der letzten drei Jahre nur knapp davor bewahrt worden, einem Dutzend anderer Biester als Mahlzeit zu dienen. Ich sehe keinen Grund, Gnade walten zu lassen, nur weil er dein Blutsverwandter ist.«
»Ich glaube, wir empfinden alle eine Mischung aus Wut, Unbehagen und Empörung. Aber wenn dieser Fall einträte, wenn er nur verstümmelt oder schwer, aber nicht tödlich verwundet werden würde …« Koranen zuckte die Achseln. »Nun, das würde ihn hoffentlich so lange außer Gefecht setzen, dass wir versuchen können, einen Weg zu finden, seine Schutzzauber unwirksam zu machen. Und dann könnten wir ihn dem Rat der Magier übergeben, der ihn hinrichten lassen würde, weil er all diese illegalen Bestien gezüchtet hat.«
»Nicht so hastig«, mischte sich Kelly ein. »Er mag diese Tierchen auf katanischem Boden gezüchtet und gehalten haben, aber geschickt hat er sie nach Nightfall. Somit fällt er unter meine Gerichtsbarkeit.«
Die anderen musterten sie
Weitere Kostenlose Bücher