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Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition)

Titel: Der Kuss des Wolfes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Johnson
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geh zu ihr, und sag ihr genau das, was du mir gerade gesagt hast.«
    »Ja«, knurrte Wolfer, weil in der Stimme seines Bruders erneut das unausgesprochene Wort ⊃Idiot⊂ mitgeklungen hatte. »Ich weiß es selbst, also gib Ruhe. Wo ist sie?«
    »Auf dem westlichen Dock.« Rydan trat in den Schatten zurück, bis er nicht mehr zu sehen war. Wolfer rief ihm rasch etwas nach.
    »Du bist als Nächster an der Reihe, vergiss das nicht. Nun ja, vielleicht nicht als Nächster , aber auch dir ist es vorherbestimmt, dich zu verlieben.«
    Ein Laut, der einem Schnauben gleichkam, wehte aus dem Schatten zu ihm herüber. Wolfer berührte das Band an seinem Handgelenk und grinste.
    »Keine Angst, es ist gar nicht so schlimm, sich zu verlieben«, fügte er hinzu. »Mir gefällt es. Ich glaube, dir wird es genauso ergehen.«
    Er erhielt keine Antwort. Schritte verklangen in der Dunkelheit, als sich sein Bruder zurückzog … und dann erklang in der Ferne ein schwaches Grollen, bei dem es sich um Donner hätte handeln können – wenn Gewitterwolken am Himmel gehangen hätten.
    Wolfer nahm Rydans stummen Rückzug und den lautmalerischen Kommentar ohne ein weiteres Wort hin. Der seltsamste der acht Brüder trug seinen Spitznamen ˒Sturm˓ nicht ohne Grund.
     
    Diesmal näherten sich ihr anders geartete Schritte. Oder trotteten vielmehr auf sie zu. Alys spähte über ihre Schulter, als Krallen leise auf den Holzplanken klickten.
    Der Wolf bemerkte die Bewegung und blieb einen Moment lang im Gegenlicht des aufgehenden Bruders Mond stehen. Sie konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht erkennen, aber nach einer Sekunde tappte er mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren weiter auf sie zu – in der Hundesprache fast eine Entschuldigung, obwohl seine Rute halb aufgerichtet war und leise wedelte.
    Wie es aussah, rechnete er damit, dass sie ihm verzieh, oder hoffte zumindest inständig auf eine Versöhnung. Alys kannte sein hitziges Temperament, sie war als Kind oft genug damit konfrontiert worden. Aber als Erwachsener hatte er seine Ausbrüche ganz offensichtlich unter Kontrolle bekommen. Indem er aus der Halle gestürmt war, hatte er nur Abstand zwischen sich und die Quelle seines Zorns legen wollen. Selbst dem ausgeglichensten Mann würde es schwerfallen, an sich zu halten, wenn der Auslöser seines Ärgers noch länger Gelegenheit hatte, an seinen Nerven zu zerren. Ihr Vater war genauso gewesen – meistens ruhig und beherrscht, aber manchmal war sein Temperament mit ihm durchgegangen.
    Wolfer war es scheinbar gelungen, sein Temperament ebenfalls zu zügeln. So drehte sich Alys weit genug um, um ihm ins Gesicht sehen zu können, als der Gestaltwandlermagier näher kam, und breitete die Arme aus. Der Wolf schmiegte sich mit einem erleichterten Schnaufen an sie, als sie ihn umarmte. Sie barg das Gesicht in seinem Fell und drückte ihn an sich, bis er zurückweichen wollte, dann lockerte sie ihren Griff. Einen Moment später schlangen sich ihre Arme um Wolfers Rippen. Diesmal kuschelte sich Alys an ihn, und Wolfer zog sie enger an sich. Seine Beine baumelten neben den ihren über den Rand des Docks.
    »Es tut mir leid, dass ich so Hals über Kopf davongerannt bin«, entschuldigte er sich knurrend. »Ich war nur … ich weiß, dass du deinem Onkel nicht freiwillig geholfen hast. Es hat mir zwar einen Schlag versetzt, hören zu müssen, dass du an den Teleportationen der Plagen beteiligt warst, von denen wir heimgesucht wurden, aber ich verstehe dich. In deiner damaligen Situation musstest du so handeln, um am Leben zu bleiben. Ich bin immer noch wütend, aber meine Wut richtet sich einzig und allein gegen ihn. Und das zu Recht, denke ich. Dein Onkel ist die Quelle all unserer Probleme, und wir können nicht länger tatenlos zusehen, wie er Unheil verbreitet. Wir müssen ihm Einhalt gebieten.«
    »Wenn du versuchst, ihn zu töten – auch, indem du ihn physisch angreifst – wird seine Magie wie ein Strafgericht über dich kommen«, flüsterte Alys, dabei umklammerte sie seinen Oberkörper etwas fester. »Ich möchte nicht, dass er dir etwas antut.«
    »Jede Schutzmaßnahme hat eine Schwachstelle«, versicherte Wolfer ihr. »Wir werden einen Weg finden, ihn unschädlich zu machen. Wir müssen uns mit den anderen beratschlagen, dir eine Flut von Fragen über deinen Onkel stellen und Vorschläge überdenken, bis wir ein paar Lösungen für das Problem finden.«
    »Wenn deine Brüder mich überhaupt wieder aufnehmen. Vielleicht darf ich die Burg

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