Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Hyperraumtransporter zuschalten?«
Der HT war Jordans Weiterentwicklung der alten Maschine. Theoretisch erlaubte es der neue HT der Draco , sich sofort zu allen möglichen Koordinaten zu begeben.
Gray flüsterte ihm angespannt ins Ohr: »Aber Sir, wir haben ihn noch nicht getestet …«
»Arbeitet das System?«, fragte Jordan.
»Es ist einsatzbereit, allerdings brauchen wir mehr Zeit, um es aufzuladen.« Gray kaute an seinem Fingernagel. »Aber diese Zahlen können nicht stimmen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Die Energiequelle, die die Batterien speist, ist phänomenal.«
»Ich habe auch eine neue Energiequelle installiert.« Jordan grinste. »Gut zu hören, dass sie funktioniert.«
»Wenn diese Energieangaben richtig sind, dann sind wir in wenigen Minuten auf Betriebsgeschwindigkeit.«
»So soll es sein.«
Also trieb der Ehrwürdige Stab die Draco tatsächlich an. Es war gut zu wissen, dass Jordan auch nach all den Jahrhunderten seine Fähigkeiten noch nicht verloren hatte. Zu Hause auf Dominus hatte er geplant, eine Karriere als Raumschiffkonstrukteur zu machen, doch dann hatten die Stämme seine Welt zerstört. Volk, Geschichte, Kunst und Kultur waren verloren gewesen. Die Ozeane und Berge waren untergegangen. Nicht einmal etwas Staub war übrig geblieben.
Vivianne nahm den Kopfhörer ab. »Ich habe ihnen erklärt, dass wir ein Systemversagen haben. Die nordamerikanischen Staaten haben uns fünf zusätzliche Minuten gegeben, bevor sie die Raketen abfeuern.«
»Ausgezeichnete Arbeit«, sagte Jordan zu ihr und blickte auf seine Anzeigen.
Vivianne warf einen Blick auf den verschwindenden Planeten. »Warum hast du uns nicht in den Orbit geschossen?«
»Ich habe dir doch schon gesagt, dass wir nicht zurückkehren werden.«
Sie hob zwar das Kinn und sprach sanft, aber dennoch flackerte Wut in ihren Augen. »Uns bleibt keine Wahl. Sie werden uns abschießen.«
Seine Mannschaft tauschte unbehagliche Blicke, und Jordan sagte so laut, dass alle es hören konnten: »Ich bin kein Selbstmörder.«
Sie hob die Brauen. »Wie bitte?«
»Dir haben wir es zu verdanken, dass wir jetzt den HT einschalten konnten.«
Sie beobachtete die höher werdenden Energiezahlen auf dem Monitor, schüttelte aber den Kopf. Ihr feuriges Haar rahmte die hohen Wangenknochen ein. »Uns bleibt nur noch wenig Zeit, bevor wir in die Luft gesprengt werden. Da die Weltregierung so große Angst vor außerirdischen Spionen hat, muss sie ganz sicher sein, dass alle in diesem Schiff loyal zur Erde stehen, bevor sie uns die Erlaubnis geben, das Sonnensystem zu verlassen.«
»Wir wollen hoffen, dass du uns ausreichend Zeit verschafft hast, ihren Raketen davonzufliegen«, erwiderte Jordan.
»Bist du wahnsinnig?«, fragte sie mit zwar leiser, aber eindringlicher Stimme. »Selbst wenn sie uns nicht abschießen, könnten wir doch nirgendwohin fliegen. Die Draco ist noch nicht fertig. Die meisten neuen Systeme haben wir bisher nicht getestet.«
Wie um ihren Worten ein größeres Gewicht zu verleihen, schoss ein Monitor Funken gegen die Decke. Rauch stieg in die Luft. Gray löschte das Feuer.
Tränen traten in Viviannes Augen. Sie hustete und hob den Arm, um durch den Stoff ihres Ärmels atmen zu können. Aber sie bekam keine Panik. Stattdessen übertrug sie die Daten auf Jordans Bildschirm.
Die Hülle des Raumschiffs hatte sich keineswegs verbogen. Die Lebenserhaltungssysteme arbeiteten nach wie vor. »Jetzt ist die beste Gelegenheit, die Systeme der Draco zu testen.«
Zweifelnd blickte sie auf den rauchenden Monitor. »Und was ist, wenn sie nicht funktionieren?«
»Dann müssen wir sie … eben wieder in Ordnung bringen.«
»Es ist eher wahrscheinlich, dass wir uns damit alle in die Luft sprengen. Wir haben nicht einmal Ersatzteile für Reparaturen an Bord.«
»Wir schaffen das schon.«
Sie deutete auf die Mannschaft. »Diese Männer haben nicht freiwillig ihre Familien verlassen.«
Jordan zuckte die Achseln. »Daran ist nichts zu ändern. Sobald sie die Lage verstehen …«
»Du hast ihnen keine Wahl gelassen.« Vivianne stemmte die Hände in die Hüften, ihr ganzer Körper zitterte vor Wut. Aber sie beherrschte sich und sprach so leise, dass er sich zu ihr vorbeugen musste, damit er sie verstand. »Du hast mir keine Wahl gelassen.«
»Noch zwei Minuten, bis der HT volle Kraft erreicht«, berichtete Gray.
Die Stimme der nordamerikanischen Staaten begann mit dem Countdown. »Noch eine Minute bis zum Abschuss der
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